Einträge in Stolpersteine-App auf mehr als 30.000 angewachsen

Im November 2022 startete die Stolpersteine-App mit 20.000 Einträgen. Die hinter der App stehende Agentur konnte mittlerweile mehr als 10.000 hinzufügen.

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Stolpersteine geben über die Opfer des Nationalsozialismus Auskunft – an den Orten, an denen sie vor der systematischen Verfolgung zuvor lebten.

(Bild: d-Sire)

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Der Künstler Gunter Demnig wird nicht müde – er und seine Vertreter verlegen noch immer national und international Stolpersteine, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern. Über 100.000 Steine gibt es mittlerweile in Deutschland; den 100.000sten verlegte Demnig am 26. Mai 2023 in Nürnberg.

Seit 2022 macht sich die Kölner Agentur d-Sire daran – nach eigenen Angaben eigeninitiativ und ohne Steuer- und Spendengelder –, mittels der "Stolpersteine-App" all diese Stolpersteine digital zugänglich und auch in Karten auffindbar zu machen. Nun sind es mehr als 30.000, erklärte die Agentur im Vorfeld des Holocaust-Gedenktages am 27. Januar.

Im November 2022 war die App mit bereits 20.000 Stolpersteinen gestartet – zum damaligen Zeitpunkt hatten Demnig und Vertreter etwas mehr als 90.000 Stolpersteine verlegt. Die Agentur hatte ihre Initiative anlässlich des Gedenkens an die Reichspogromnacht bekannt gemacht, das jedes Jahr von vielen Freiwilligen dazu genutzt wird, Stolpersteine zu putzen, Blumen abzulegen und Kerzen aufzustellen. Zum Holocaust-Gedenktag 2023 meldete die Agentur rund 27.000 Einträge.

Für die Einträge verwendet d-Sire öffentlich verfügbare Daten von Wikipedia, OpenStreetMap und Google Maps. Stolpersteine werden in der App innerhalb einer Kartenansicht visualisiert. Je näher man hineinzoomt, umso detaillierter wird die Darstellung – bis hin zum einzeln verlegten Stolperstein mit seiner Inschrift und weiteren Inhalten.

Über "Orte" können in der App hinterlegte Stolpersteine in größeren Städten gefunden werden.

(Bild: Stolpersteine-App)

In größeren Städten können durch die Standortermittlung Steine in der Nähe angezeigt werden – das geht beispielsweise in Hannover, Potsdam, Münster, Dortmund, Lübeck, Iserlohn, Berlin, Nürnberg und Leipzig. Über ein Verzeichnis ist auch sichtbar, wie viele Steine in größeren Städten bisher erfasst wurden.

Stolpersteine geben darüber Auskunft, welche ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohner von Gebäuden während der NS-Zeit enteignet, vertrieben, deportiert und auch getötet wurden.

Gunter Demnigs Werk gilt als eines der größten dezentralen Mahnmale der Welt. Quadratische Messingtafeln werden von Hand mittels Hammer und Schlagbuchstaben beschriftet und dann in das Pflaster vor Gebäuden eingelassen. Der Künstler begann mit der Verlegung im Jahr 1992. Auch in 30 weiteren Ländern gibt es nun Stolpersteine.

Die Stolpersteine-App ist für Android und iOS verfügbar. Für Menschen mit erheblicher Sehschwäche und eingeschränkter Motorik soll sie weitestgehend barrierefrei sein. Es gibt auch andere Apps zu Stolpersteinen in Deutschland, allerdings lokal begrenzt. Der Westdeutsche Rundfunk hat etwa für das Land Nordrhein-Westfalen eine entsprechende App herausgegeben.

(kbe)