Drei Fragen und Antworten: endlich echte Innovationen bei Cloud-Datenbanken

Mit dem Wechsel in die Cloud stehen erstmals seit langem komplett neu gedachte Datenbanken zur Verfügung. Wir werfen einen Blick auf Yugabyte & Co.

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Auch Datenbanken kommen in der Cloud an – und bieten dort den Nutzern deutlich mehr Komfort bei gesteigerter Leistung. Mittlerweile denken viele Open-Source-Projekte die Cloud-Datenbank von Grund auf neu. iX-Titelautor Martin Loschwitz erklärt, worauf Unternehmen achten müssen.

Martin Gerhard Loschwitz

Martin Gerhard Loschwitz ist freier Journalist und beackert regelmäßig Themen wie OpenStack, Kubernetes und Ceph.

Oft heißt es, die Cloud sei vor allem ein Thema fürs Business und nicht für die IT-Abteilung. Stimmt das auch bei den Datenbanken?

Tatsächlich ist das Thema Datenbanken eines, bei dem insbesondere die Hyperscaler –– also Amazon AWS, Microsoft Azure und die Google Cloud –– den Administratoren Features bieten, die diese in Art und Umfang auf eigener Infrastruktur kaum nachbauen können. Die riesigen, extrem performanten und global skalierbaren Datenbanken, die alle Anbieter im Portfolio haben, sind mit den Werkzeugen, die die meisten Administratoren selbst zur Verfügung haben, nicht sinnvoll zu erschaffen. Was im Umkehrschluss natürlich auch einen Lock-in-Effekt zugunsten der Anbieter impliziert –– und das sehr zu deren Freude. Wer sich an das Cool Aid der angebotenen Datenbanken einmal gewöhnt hat, wird dort kaum wieder wegwollen, Compliance hin und DSGVO her.

Gleichzeitig lagern Unternehmen selten ihr existierendes Set-up eins zu eins aus. Warum spielt die Technik bei Cloud-Datenbanken also doch eine zentrale Rolle?

Das Versprechen von Database as a Service gerade bei den Hyperscalern ist ja ein Wunschlos-glücklich-Paket, eine Art Eier legende Wollmilchsau, neuerdings auch für andere Datenbanken als klassische relationale Datenbanken mit SQL. Jeder Administrator weiß, wie mühsam Wartung und Betrieb einer eigenen Datenbank auf eigener Infrastruktur sein können. Wer ein ganz einfaches MariaDB hochverfügbar betreiben will, greift dafür heute noch immer auf hochkomplexe und äußerst unbeliebte Werkzeuge wie Clustermanager zurück, beispielsweise Pacemaker.

Die Hyperscaler kommen nun daher und sagen den Admins: Alle lästigen Nebeneffekte des Betriebs von Datenbanken nehmen wir euch automatisiert, sehr zuverlässig und komplett ab. Und wir wissen, dass ihr diese Schmerzen habt, denn jede Anwendung braucht eine Datenbank, auch eure. Um Backups muss der Systemverwalter sich im Anschluss also ebenso wenig noch kümmern wie um die Verfügbarkeit einzelner Instanzen, deren Erreichbarkeit über spezifische Adressen und sämtliche andere Faktoren, die aus Datenbanken zähe Biester machen. Er bekommt Log-in-Daten und eine Adresse, die stets funktioniert, trägt diese in seine Applikation ein und fertig ist der Lack. Und das funktioniert in aller Regel dank der anderen Funktionen der Public Clouds dann auch noch so gut, dass die neue Datenbank hybrid nutzbar ist.

Gleichzeitig tritt der Feature-Reigen der Hyperscaler dann wieder eine On-Premises-Entwicklung los. Unternehmen sagen: Wir wollen unsere Daten nicht Amazon oder Microsoft oder Google überantworten, sondern die Kontrolle darüber im eigenen Rechenzentrum behalten. Das ist mit den bestehenden klassischen Datenbanken aber kaum sinnvoll zu lösen. Also treten neue Werkzeuge auf die Bühne: Vitess, Yugabyte, CockroachDB – in vielen Fällen Programme, die mit ihren historischen Vorbildern gar nichts mehr zu tun haben, außer dass sie deren Protokoll nachimplementieren. Doch gerade deshalb gelingt es ihnen erfolgreich, einige Zöpfe der Vergangenheit abzuschneiden und für echte Innovation zu sorgen, beispielsweise durch Skalierbarkeit. Hier bleibt abzuwarten, inwiefern sich DBaaS-ähnliche Angebote on Premises etablieren können, gerade im Kubernetes-Umfeld tun sich hier im Augenblick viele interessante Dinge.

Bei einer solchen Entwicklung treten stets neue Konkurrenten auf den Plan. Welche Datenbanken sollten sich Unternehmen für das Cloud-Zeitalter vormerken?

Ganz viel Software, die in diesem Bereich gerade entsteht, ist klassische Open-Source-Software. Hier steht nicht der Konkurrenzgedanke im Vordergrund. "Es gibt mehr als einen Weg, ein Problem zu lösen" ist aus guten Gründen und sehr zum Vorteil derselben ein eherner Grundsatz der Open-Source-Gemeinschaft. Zwar wollen die Unternehmen, die gerade auf diesem Markt strömen, mit ihrer Arbeit natürlich auch Geld verdienen. Aber das tun sie über eines der etablierten Geschäftsmodelle im Open-Source-Kontext.

Technisch auf der Uhr sollte man tatsächlich alle vorgestellten Probanden aus der Übersicht in diesem Artikel haben –– denn sie alle schaffen Innovation, wenn auch zum Teil auf völlig andere Art und Weise. Die entscheidende Frage dürfte sein, ob man MySQL- oder PostgreSQL-kompatibel sein muss, denn nach dieser Entscheidung lichtet das Teilnehmerfeld sich etwas. Alternativ kann es natürlich auch sein, dass man an einer sehr modernen Anwendung entwickelt, die gar keine relationale Datenbank mehr benötigt. Dann sind NoSQL-Alternativen vermutlich der bessere Ansatz, und auch von denen gibt es mittlerweile eine ganze Hand voll mit unterschiedlichsten Funktionen.

Herr Loschwitz, vielen Dank für Ihre Antworten! Vergleiche von fünf Cloud-nativen SQL-Datenbanken sowie der Cloud-Datenbanken der Hyperscaler finden sich in der neuen Januar-iX.

In der Serie „Drei Fragen und Antworten“ will die iX die heutigen Herausforderungen der IT auf den Punkt bringen – egal ob es sich um den Blick des Anwenders vorm PC, die Sicht des Managers oder den Alltag eines Administrators handelt. Haben Sie Anregungen aus Ihrer tagtäglichen Praxis oder der Ihrer Nutzer? Wessen Tipps zu welchem Thema würden Sie gerne kurz und knackig lesen? Dann schreiben Sie uns gerne oder hinterlassen Sie einen Kommentar im Forum.

(fo)