Dunkle Materie: ESA-Weltraumteleskop Euclid liefert erste Bilder

Das Weltraumteleskop Euclid hat seinen Bestimmungsort erreicht und erste Aufnahmen gemacht. Die fallen detailreich aus.

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Die Aufnahme des Near Infrared Spectrometer and Photometer (NISP) des Weltraumteleskops Euclid.

(Bild: ESA)

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Das Weltraumteleskop der ESA, Euclid, hat erste Bilder von seinem Bestimmungsort aus, Lagrange-Punkt L2, geliefert. Die Testaufnahmen zeigen, dass das Teleskop optisch eine sehr hohe Qualität hat. Das gilt auch für den an Bord befindlichen Nahinfarot-Spektrometer und Photometer, wie die ESA am Montag mitteilte. Das Teleskop war vor knapp vier Wochen vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral gestartet.

Bei den von der ESA veröffentlichten ersten Testaufnahmen handelt es sich noch um Rohbilder. Die beiden Aufnahmen zeigen detailliert Felder von Sternen, auf denen einzelne Galaxien zu sehen sind. Sie weisen einen hohen Schärfegrad auf. Aufgenommen wurden die Bilder vom Visible Instrument (VIS) sowie vom Near Infrared Spectrometer and Photometer (NISP).

"Es ist sogar noch unglaublicher, wenn wir bedenken, dass wir hier nur ein paar Galaxien sehen, die mit minimaler Systemabstimmung erzeugt wurden. Das vollständig kalibrierte Euclid wird letztendlich Milliarden von Galaxien beobachten, um die bisher größte 3D-Karte des Himmels zu erstellen", sagt Giuseppe Racca, Projektleiter von Euclid.

Beim ersten Einschalten des Weltraumteleskops habe es jedoch eine Schrecksekunde gegeben, schreibt die ESA. Die Bilder waren durch ein unerwartetes Lichtmuster verunreinigt gewesen. Erst durch eine Drehung von Euclid konnten die Lichtstörungen beseitigt werden. Offenbar treten sie lediglich bei einer spezifischen Ausrichtung auf. Das VIS könne seine Aufgabe voll erfüllen, wenn bestimmte Winkel vermieden werden, heißt es von der ESA.

Das Nahinfrarot-Spektrometer und Photometer habe dagegen andere Aufgaben. Es nimmt Bilder von Galaxien im Infrarotbereich auf und misst die Lichtmenge, die Galaxien bei verschiedenen Wellenlängen aussenden. Dies erlaubt die Bestimmung, wie weit die jeweilige Galaxie entfernt ist.

Mit den vom VIS aufgenommenen Bildern, die die Formen der Galaxien zeigen, kombiniert mit den Entfernungsinformationen, die das NISP liefert, können die Forscher feststellen, wie die Galaxien im Universum verteilt sind und wie sich deren Verteilung im Laufe ihrer Existenz verändert. Daraus soll dann eine 3D-Karte erstellt werden, aus der sich die Wissenschaftler Aufschluss über Dunkle Materie und Dunkle Energie erhoffen.

Die ersten Testbilder dienen lediglich zur Überprüfung der Instrumente, betont die ESA. Diese müssen noch kalibriert werden, um die volle Leistung des Weltraumteleskops abrufen zu können. Die Bilder weisen noch unerwünschte Artefakte auf, die etwa durch kosmische Strahlung verursacht werden. Sie sollen bei künftigen Bildern durch eine Nachbearbeitung beseitigt werden. Dazu werden länger belichtete Aufnahmen in wissenschaftlich verwertbare, detaillierte Bilder umgewandelt, die keinerlei Artefakte mehr aufweisen und eine hohe Schärfe aufweisen.

Die Testaufnahme des VIS zeigt Galaxien.

(Bild: ESA)

Das Euclid-Projekt der ESA wurde 2012 gestartet. Das im Weltraumteleskop enthaltene VIS gilt als eine der größten Digitalkameras im Weltall. Sie besteht aus 36 CCD-Chips mit einer Auflösung von insgesamt 609 Megapixeln. Sie deckt damit den Spektralbereich von 550 bis 900 Nanometer ab. Das NISP umfasst 16 CCD-Chips. Die Auflösung beträgt 64 Megapixel. Es deckt den Infrarotbereich von 900 bis 2000 Nanometer ab. Die Optik des NISP-Instruments besteht aus vier bis zu 18 cm großen Linsen, die bis zu 2,5 kg wiegen.

Nach Abschluss der Überprüfung und Justage der Instrumente von Euclid werde die wissenschaftliche Arbeit beginnen. Dann will die ESA weitere Bilder veröffentlichen.

(olb)