E-Autos: Hertz pausiert Kauf tausender Polestar-Autos

65.000 Autos sollte der Elektroautohersteller Polestar innerhalb von fünf Jahren an Hertz liefern. Nun zögert der Autovermieter.

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Polestar 2 von schräg links hinten

Ein Polestar 2 aus dem Hertz-Katalog.

(Bild: Hertz)

Update
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Der US-amerikanische Autovermieter Hertz stellt den Plan zurück, in diesem Jahr zehntausende batterieelektrisch betriebene Autos von Polestar zu kaufen. Hertz-Chef Stephen Scherr habe seinen Polestar-Kollegen Thomas Ingenlath in dieser Sache kontaktiert, berichtet die Financial Times. Polestar sei auf Hertz' Anliegen eingegangen unter der Bedingung, dass Hertz die Polestar-Fahrzeuge in seiner Flotte nicht zu früh oder unter Wert verkauft.

Hertz hatte im Frühjahr 2022 mit dem schwedischen Autohersteller vereinbart, über fünf Jahre 65.000 Elektroautos in einem Gesamtwert von 3 Milliarden Euro zu kaufen. Im Januar dieses Jahres hieß es dann von Hertz, der Autovermieter wolle 20.000 Elektroautos wieder verkaufen. Das betreffe etwa ein Drittel der eigenen E-Auto-Flotte, die neben Polestar- auch Tesla-Autos aufweist. Von Tesla hatte Hertz 2021 100.000 Fahrzeuge bestellt, das aber nicht umgesetzt.

Hertz hatte im Januar die Entscheidung, die Elektroautos zu verkaufen, mit höheren Kosten für Reparaturen und Beschädigungen begründet. Auch sei der Wiederverkaufswert für die Fahrzeuge stark gesunken. Hertz-Konkurrent Sixt ist ebenfalls mit solchen Problemen konfrontiert, zudem seien die Kunden nicht so wie gewünscht überzeugt von Elektroautos, hieß es im Januar. Gegenüber tagesschau.de erklärte Sixt, bis 2030 "70 bis 90 Prozent unserer Flotte in Europa elektrifizieren" zu wollen. Derzeit seien 20 Prozent der Sixt-Fahrzeuge elektrifiziert.

Kürzlich wurde berichtet, der deutsche Softwareanbieter SAP wolle keine Dienstwagen mehr von Tesla beziehen, unter anderem weil dort die Listenpreise mehr schwankten als bei anderen Herstellern. Dazu erklärte eine SAP-Sprecherin gegenüber heise online, in Deutschland, wo sich der Großteil der SAP-Fahrzeugflotte befinde, sei Tesla nicht im Angebot gewesen. "Wir haben uns nun entschieden, Tesla nicht in den SAP-Fuhrpark aufzunehmen." Ab 1. Januar 2025 können aber SAP-Mitarbeiter mit Anspruch auf einen Firmenwagen ausschließlich Fahrzeuge mit emissionsfreiem Antrieb bestellen.

Update

Eine Polestar-Sprecherin ergänzte gegenüber heise online, Hertz habe Polestar bestätigt, dass das Unternehmen 2024 keine Autos der Marke Polestar aus der Flotte nehmen werde und habe dies auch nicht beabsichtigt. "Im Gegenzug und um unsere langfristige Vereinbarung bis 2025 aufrechtzuerhalten, haben wir auch zugestimmt, die Auslieferungen an Hertz im Jahr 2024 nicht zu forcieren und unserem Partner so entgegenzukommen", teilte Polestar mit.

Von dem Verkauf der Fahrzeuge sei lediglich der US-Markt betroffen, erläuterte die Sprecherin weiter. Hertz habe zudem nie die Absicht geäußert, Polestar-Fahrzeuge zu veräußern. Hertz wolle in mehreren Ländern, darunter auch Deutschland, weiterhin in seine E-Fahrzeugflotte investieren und auch weiterhin Lieferungen von Polestar 2 sowie zukünftiger Modelle entgegennehmen. Nicht nur die drei genannten Unternehmen hätten sich klar dazu bekannt, ihre Flotte zu elektrifizieren. So stehe der Wandel hin zur Elektromobilität generell nicht in Frage, heißt es von Polestar.

Anders als Tesla operiere Polestar nicht im Massen-, sondern im Premiumsegment und sei daher eher an Marge als an Volumen interessiert. Daher die gemeinsame Entscheidung mit Hertz, keine Auslieferungen in 2024 zu forcieren, sondern sich auf 2025 zu verständigen.

Zu den Äußerungen von Hertz zu den hohen Kosten für Kollisionen und Schäden vor allem im Zusammenhang mit E-Fahrzeugen habe Polestar den Autovermieter um weitere Hintergrundinformationen gebeten. Bisher lägen Polestar keine Informationen dazu vor, die darauf hindeuten, dass Polestar-Fahrzeuge zu diesen hohen Kosten beitragen. "Im Gegensatz hierzu stehen natürlich zahlreiche Belege dafür, dass E-Fahrzeuge weniger Kosten für Wartung und Instandhaltung verursachen als Verbrenner", betonte die Sprecherin.

(anw)