E-Paper-Boom und Umsatzminus – Zeitungsbranche bleibt optimistisch

Während das traditionelle Printgeschäft schwächelt, erlebt die Branche beim E-Paper-Verkauf einen Boom. Doch der reicht nicht aus, um die Verluste aufzufangen. Immer mehr Verlage suchen daher nach neuen Geschäftsfeldern.

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Deutschlands Tageszeitungen sehen sich trotz sinkender Printauflagen gut für die Zukunft gerüstet. Immer mehr Verlage seien dabei, mit Online-Journalismus Geld zu verdienen. Beim E-Paper-Verkauf erlebe die Branche einen Boom, wie der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) mitteilte.

Der Absatz von Digitalzeitungen für Smartphones und Tablets stieg im ersten Quartal 2014 gegenüber 2013 um 64 Prozent auf 560.000 Exemplare

Der Absatz von Digitalzeitungen etwa für Smartphones und Tablets sei im ersten Quartal 2014 um 64 Prozent auf 560.000 Exemplare im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen. Das reiche allerdings nicht, um die Printverluste auszugleichen, erläuterte BDZV-Verlagsexperte Jörg Laskowski. Die verkaufte Auflage aller Zeitungen ging in dem Zeitraum um 3,23 Prozent auf 21,51 Millionen Exemplare zurück. Im Jahr 1993 waren es 33,14 Millionen gewesen.

Auch der Gesamtumsatz der Branche fiel – im vergangenen Jahr sank er um 4,4 Prozent auf 7,87 Milliarden Euro. Zwar blieben dabei die Vertriebserlöse, also die Einkünfte aus Abos und Kioskverkauf, mit minus 0,4 Prozent stabil. Doch bei Anzeigen und Beilagen gab es einen Einbruch von knapp 10 Prozent. Der Verlegerverband sieht einen Silberstreif am Horizont. So kehrten Discounter als Anzeigenkunden wieder zu den Zeitungen als Werbeträger zurück, wie Laskowski sagte.

Damit fällt für den Verband die Branchenbilanz gemischt aus. "Es gibt unter den 329 Zeitungsverlagen in Deutschland Häuser, bei denen die Geschäfte gut laufen, aber es gibt auch Unternehmen, die müssen Tag für Tags aufs Neue im Markt kämpfen", sagte Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff.

Bisher hätten 79 Verlage Bezahlmodelle im Netz etabliert, zum Jahresende sollen es 100 sein. Beim Paid-Content würden die Häuser eher langsam umdenken, sagte BDZV-Multimedia-Fachmann Hans-Joachim Fuhrmann. Klar sei, dass die Branche im Netz nur mit Bezahlmodellen Qualitätsjournalismus sichern könne. "Werbefinanzierung wird es nicht bringen." Angesichts vielfältiger Werbeformen seien die Anzeigenpreise im Keller. Von Reisen bis zu Weinangeboten – immer mehr Verlage suchten daher mit ihren Marken neue Betätigungsfelder jenseits des traditionellen Geschäfts.

Jeden Monat erreichten die Zeitungen mit ihren Online-Inhalten zusammen 31 Millionen Leser (Unique User), jede Woche 17,5 Millionen. Dies entspreche 44 Prozent der Bevölkerung. Damit lägen die Zeitungen vor den Portalen T-Online und eBay. Die meisten Nutzer entschieden sich auch im Netz für ein Abonnement, das im Schnitt 8 Euro koste. Daneben böten viele Verlage zusätzlich Tagespässe, die durchschnittlich 1,10 Euro kosteten. 25 Prozent aller Internetnutzer gäben bereits Geld für digitale journalistische Inhalte aus.

Kopfzerbrechen bereitet der Branche der neue Mindestlohn. Nach einer Übergangsfrist sollen ab 2017 auch die Zeitungszusteller 8,50 Euro netto pro Stunde erhalten. Nach BDZV-Angaben würde das Mehrkosten in Höhe 225 Millionen Euro auslösen. Für zwei Millionen Haushalte vor allem im ländlichen Raum stehe dann die Zustellung auf dem Spiel. Ursprünglich habe Arbeitsministerin Andreas Nahles (SPD) für die Branche eine Übergangsfrist von fünf Jahren vorgeschlagen. Sie sei aber in letzter Minute von den Abgeordneten verkürzt worden. (mit Material der dpa) / (anw)