E-Rezept: Warum die Apotheke Versicherte mitunter zurückschickt

In Apotheken kann es mit dem E-Rezept aufgrund fehlender Signatur dauern – unabhängig von E-Rezept-App, Papierausdruck und elektronischer Gesundheitskarte.

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Rezept hinter einem Schaufenster

(Bild: Marie-Claire Koch)

Lesezeit: 4 Min.

Patienten müssen nach dem Arztbesuch in der Apotheke teilweise Stunden warten, bis sie ihr Medikament ausgehändigt bekommen. Ein Grund dafür können neben Internetstörungen und ähnlichem fehlende Signaturen bei den E-Rezepten sein. Für die Signatur eines E-Rezepts muss der Arzt seinen elektronischen Heilberufsausweis in ein Kartenlesegerät stecken und eine PIN eingeben. Zum Ausstellen des E-Rezepts sind Ärzte seit dem 1. Januar verpflichtet.

Es gibt verschiedene Arten, das E-Rezept zu signieren. Besonders weit verbreitet ist dabei die Stapelsignatur, bei denen Ärzte zu einem bestimmten Zeitpunkt einen "Stapel" E-Rezepte signieren. Da das in manchen Praxen alle paar Stunden passiert, oder sogar erst am Folgetag, müssen Versicherte sich bis zur Signatur gedulden, denn erst dann ist das E-Rezept gültig und in der Telematikinfrastruktur – der "Datenautobahn" für das Gesundheitswesen – abrufbar.

Da ein Medikament möglichst zeitnah eingenommen werden sollte, kann diese Verzögerung die Versorgung gefährden. Die Kassenärztliche Vereinigungen und auch die Ärztekammer Hessen empfehlen daher "für eine umgehende Signatur des E-Rezepts" die Komfortsignatur. Bei dieser bleibt der elektronische Heilberufsausweis – im Gegensatz zur Stapelsignatur – im Kartenterminal. So lassen sich innerhalb von 24 Stunden mehr als 200 Dokumente signieren, ohne die PIN immer wieder eingeben zu müssen. Die Rezepte werden dabei sofort signiert und landen in der Telematikinfrastruktur. Voraussetzung ist allerdings auch, dass die Praxisverwaltungssysteme der Ärzte über die Funktion für die Komfortsignatur verfügen. Dass dies nicht immer der Fall ist, wurde in der Vergangenheit immer wieder kritisiert.

Der Apotheker Stefan Schwenzer erlebt bei seinen Kunden aufgrund der fehlenden Signatur der E-Rezepte "eine zunehmende Unzufriedenheit", wie er gegenüber heise online mitgeteilt hat. Manche Kunden kommen dreimal in die Apotheke und trotzdem sei das E-Rezept noch nicht signiert. Daher müssten auch ältere Patienten mehrfach aus dem Haus oder den Botendienst für Medikamente in Anspruch nehmen, was für alle Beteiligten Mehraufwand und zusätzliche Kosten bedeutet. Erst am Freitag habe er einen "Kunden mit dringend benötigtem Asthma-Spray" in die Notaufnahme schicken müssen, da die Signatur gefehlt hat, wie auch aus einem LinkedIn-Beitrag hervorgeht.

Patienten, die dringend ein Medikament benötigen, empfiehlt Schwenzer daher, in der Praxis nachzufragen, ob das Rezept schon signiert ist oder auf einen Ausdruck des E-Rezepts zu bestehen. Ein Ausdruck ist nämlich erst nach erfolgter Signatur möglich. Außerdem weist Schwenzer auch auf weitere Probleme hin. Beispielsweise kommt es immer noch dazu, dass Produkte mit einem E-Rezept verordnet werden, bei denen das gar nicht möglich ist – beispielsweise starke Schmerzmittel oder Hilfsmittel wie Teststreifen, Verbandmittel und Spritzen. Dann sieht Schwenzer sich gezwungen, die Patienten wieder zurück in die Arztpraxis schicken. Darüber hatte die Kassenärztliche Bundesvereinigung vor dem verpflichtendem Start für Ärzte diese bereits in einem Newsletter informiert.

Die Politik sollte Ärzte laut Schwenzer dabei unterstützen, die Komfortsignatur nutzen zu können. Von der zuständigen Gematik fordert er, das Konzept für das E-Rezept zu verbessern, etwa, indem eine "Vorabversion" des Rezepts in den E-Rezept-Fachdienst geladen wird, dann könnte die Apotheke das Medikament zumindest schonmal bestellen. Erst kürzlich hatte sich aufgrund der Dauer und Umstände, die das E-Rezept bereitet, die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Medizin (IG Med), Dr. Ilka M. Enger laut Apotheke Adhoc für eine vorläufige Rückkehr zum herkömmlichen Rezept ausgesprochen – solange, bis das E-Rezept störungsfrei funktioniert.

(mack)