EFF: DRM auf Papieretiketten für Labelprinter "abgrundtief missbräuchlich"

Dymo hat die Etikettenrollen für seine neuen Thermo-Direkt-Drucker mit einem RFID-Chip versehen. Papier von Drittanbietern lässt sich so nicht mehr verwenden.

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Ein Etikett mit einem Barcode wird aus einem Drucker entnommen.

(Bild: MooNoi_Amphol/Shutterstock.com)

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Die US-Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation (EFF) kritisiert den Bürogerätehersteller Dymo wegen eines Kontrollsystems bei neuen Etikettendruckern, das die Verwendung von Etiketten anderer Hersteller unterbindet. Die neue Generation der etwas größeren Desktop-Drucker von Dymo, zu denen etwa der 550 und der 5XL zählen, verwendet RFID-Chips zur Authentifizierung der Etikettenrollen und versagt beim Material von Drittherstellern den Dienst.

Eine Rolle mit originalen Dymo-Etiketten kostet im US-Einzelhandel etwa 10 bis 15 US-Dollar, die Alternativen dagegen nur etwa ein Drittel. Die RFID-Folien sind auf der Etikettenrolle angebracht. Die Software des Druckers zählt jedes gedruckte Etikett mit und schreibt die auf der Rolle verbleibenden Etiketten offenbar zurück auf den RFID-Chip. So verhindert Dymo auch, dass die RFID-Chips einfach gelöst und auf andere Etikettenrollen geklebt werden können.

Dass Gerätehersteller ihre Kunden zwingen wollen, auch benötigtes Verbrauchsmaterial bei ihnen zu beziehen und nicht vom günstigeren Wettbewerber, kennt man von Tintenpatronen und Tonerkartuschen für Tintenstrahl- und Laserdrucker. Dass Dymo jetzt ein "Digital Rights Management auf Papier" für seine Thermodrucker etablieren wolle, sei bisher "beispiellos", kritisiert EFF-Berater Cory Doctorow. "Das ist so eine abgrundtief missbräuchliche Idee, vor der wir alle zurückschrecken sollten."

Jahrelang seien die Besitzer der Labelwriter davon ausgegangen, "dass sie alle Etiketten mit ihren Druckern verwenden können", führt Doctorow aus. Während einige Drittanbieter über die neue Sperre informierten, seien die größten Einzelhändler diesem Beispiel nicht gefolgt. Stattdessen warnten sich Kunden mittlerweile gegenseitig. Auf Youtube oder Reddit tauschen sich verärgerte Kunden aus – und überlegen auch, wie das System zu umgehen sein könnte. Bisher gebe es aber noch kein "Jailbreaking-Tool", schreibt Doctorow und meint, für die Zurückhaltung auch in der Hackerszene gebe es einen guten Grund: Das US-Urheberrecht.

Abschnitt 1201 des Digital Millennium Copyright Act (DMCA) sieht eine Geldstrafe von bis zu 500.000 US-Dollar und bis zu fünf Jahre Haft für den Handel mit Instrumenten vor, die eine "Zugangskontrolle" für ein urheberrechtlich geschütztes Werk umgehen. Dazu zählt Doctorow auch die Firmware eines Dymo-Druckers. Auch wenn offen sei, wie Richter in einem Rechtsstreit dazu entscheiden würde, habe die von der EFF bereits vor Gericht angefochtene Klausel eine abschreckende Wirkung.

Dymo-Wettbewerber wie Zebra und MFLabel stellen bislang noch Drucker her, bei denen die Käufer selbst entscheiden können, welche Etiketten sie nutzen wollen. Die Drucker kosten rund 100 Euro. Wie im gesamten Markt für solche Geräte machen die Produzenten das größte Geschäft mit den benötigten Verbrauchsmaterialien. Die EFF fordert Verbraucher auf, Modelle eines Mitbewerbers zu erwerben und Geräte der betroffenen Dymo-Generation schnellstmöglich zu entsorgen. Nur so könnte der Plan des Herstellers noch durchkreuzt werden.

(vbr)