ERS-2: Seit Jahren inaktiver ESA-Satellit vor unkontrolliertem Absturz

ERS-2 war einer der Wegbereiter des erfolgreichen Erdbeobachtungsprogramms der ESA. Mitte der Woche endet seine Mission endgültig – und unkontrolliert.

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Satellit über einer Wüste

Künstlerische Darstellung von ERS-2

(Bild: ESA)

Update
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Voraussichtlich am Mittwoch wird einer der ältesten Erdbeobachtungssatelliten der Europäischen Weltraumagentur unkontrolliert abstürzen. Wie die ESA erläutert, sollte ERS-2 dabei größtenteils auseinanderbrechen und verglühen, Fragmente könnten aber die Erdoberfläche erreichen. Dann würden sie höchstwahrscheinlich in den Ozean stürzen, aber es kann nicht ausgeschlossen werden, dass sie auf Land fallen. Kein Überrest werde giftige oder radioaktive Substanzen enthalten, versichert die Weltraumagentur. Laut den jüngsten Berechnungen wird der Absturz am Mittwoch um 12:14 Uhr MEZ erfolgen, noch gibt es dabei aber eine erhebliche Unsicherheit von 15 Stunden in beide Zeitrichtungen.

ERS-2 (European Remote-Sensing Satellite) wurde 1995 gestartet, vier Jahre nach dem ersten Satelliten der Baureihe. Beide haben unter anderem die Atmosphäre untersucht und mit verschiedenen Instrumenten kontinuierlich die Erdoberfläche abgetastet. Während die Mission von ERS-1 2001 nach neun Jahren endete, lief die von ERS-2 sogar 16 Jahre lang bis 2011. Um nicht zu gefährlichem Weltraumschrott zu werden, wurde der Satellit dann angewiesen, den verbleibenden Treibstoff aufzubrauchen und in einen tieferen Orbit abzusinken. Statt mehr als 100 Jahre sollte er dadurch nur noch ungefähr 15 Jahre lang um die Erde kreisen. Dieser Zeitraum ist nun vorbei und ERS-2 ist so weit abgesunken, dass er kurz davor steht, abzustürzen.

Weil die Sonde all ihren Treibstoff aufgebraucht hat, um das Risiko einer verheerenden Explosion in der Erdumlaufbahn zu senken, erfolgt der Absturz jetzt unkontrolliert, erklärt die ESA. Die Raumfahrtagentur weist darauf hin, dass das Risiko, von Fragmenten getroffen zu werden, minimal ist – gleichzeitig ist es größer als Null. Beim Start hatte der Satellit eine Masse von 2,5 Tonnen, aktuell sind es noch 2,3. Wo genau er abstürzt, wird erst kurz vorher zu ermitteln sein – die ESA informiert in einem Liveblog. Zerbrechen wird er demnach, wenn er eine Höhe von 80 km erreicht hat. In den Wochen vor dem Absturz war ERS-2 mehrfach von einem Satelliten des australischen Unternehmens HEO fotografiert worden.

Eine der letzten Aufnahmen von ERS-2

(Bild: HEO)

Unkontrollierte Abstürze von Satelliten sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit, zuletzt ging es vor allem um deutlich größere chinesische Raketenstufen. Anders als bei allen zeitgemäßen Raketen ist bei der "Langer Marsch 5B" kein kontrollierter Absturz vorgesehen. Stattdessen rast deren 20 Tonnen schwere Hauptstufe nach einem Start tagelang um die Erde, bevor sie zerbricht und unkontrolliert abstürzt. Wegen der enormen Größe erreichen Überreste dabei regelmäßig die Erdoberfläche.

Bei einem solchen Absturz war im November 2022 als Vorsichtsmaßnahme sogar der spanische Luftraum gesperrt worden. Der deutlich kleinere ERS-2 stellt nun keine solche Gefahr dar. Erst vor wenigen Wochen hat die ESA mit Aeolus einen nicht dafür vorgesehenen Satelliten kontrolliert abstürzen lassen.

Update

Der jüngsten Analyse zufolge wird der Satellit am Mittwoch um 21:53 Uhr MEZ abstürzen, die Ungenauigkeit beträgt noch fast 8 Stunden in beide Richtungen.

(mho)