EU-Kommission will schwerere Lkw erlauben, wenn sie emissionsfrei fahren

Die EU-Kommission will es für Transportunternehmen attraktiver machen, emissionsfreie Lkw anzuschaffen. Dafür will sie Vorschriften ändern.

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Prototyp des Mercedes-Benz GenH2 Truck

(Bild: Daimler Truck)

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Die EU-Kommission schlägt neue Vorschriften vor, durch die der Güterverkehr effizienter und nachhaltiger werden soll. Damit strebt sie unter anderem an, die Kapazitäten der Eisenbahnen besser zu nutzen und Anreize zu schaffen, damit mehr Lkw auf die Straßen kommen, die batterieelektrisch oder mit Wasserstoff betrieben werden.

Das zweite Ziel soll erreicht werden, indem die zulässigen Höchstgewichte für schwere Nutzfahrzeuge angehoben werden, die emissionsfrei betrieben werden. Künftig soll die Gewichtsgrenze für solche Fahrzeuge 44 statt 42 Tonnen betragen. Andere Lkw sollen weiterhin maximal 40 Tonnen wiegen dürfen, außer wie bisher jene, die Güter in Containern oder Wechselaufbauten intermodal mit dem Schienenverkehr transportieren.

Damit will die EU-Kommission dem Umstand gerecht werden, dass emissionsfreie Lkw beispielsweise für Antriebsstränge, Batterien oder Wasserstoff-Tanks mehr Platz und Gewicht benötigen als herkömmliche Lastwagen. Dadurch würden emissionsfreie Schwerlaster im Wettbewerb benachteiligt. Die Gewichtsgrenze soll unabhängig von der tatsächlich eingesetzten emissionsfreien Technik angehoben werden. Das heißt, die Nutzer solcher Lkw könnten zusätzliches Ladegewicht und damit Nutzlastkapazität gewinnen, wenn die Antriebstechnik leichter wird.

Außerdem will die EU-Kommission Anreize für den intermodalen Verkehr setzen. So sollen beispielsweise Transportunternehmen, die ihre Lkw, Anhänger und Sattelanhänger für den Gütertransport von oder zu Eisenbahnen benutzen, ebenfalls von einem zusätzlichen Gewicht von 4 Tonnen profitieren. Bisher gilt das nur für Fahrzeuge, die Güter in Containern oder Wechselaufbauten im intermodalen Verkehr transportieren. Für Hochwürfelcontainer sollen zusätzliche Höhen zulässig sein, sodass sie in den intermodalen Verkehr einbezogen werden können.

Mit ihrem Richtlinienvorschlag will die EU-Kommission aerodynamische Führerhäuser fördern und den Einsatz schwererer und längerer Fahrzeuge im grenzüberschreitenden Verkehr unter bestimmten Bedingungen klären. Solche Europäischen Modularen Systeme (EMS) – auch Megaliner genannt – sind bereits in einigen EU-Mitgliedstaaten erlaubt. Mitgliedstaaten, die solche Fahrzeuge zulassen, sollen diese auch besser grenzüberschreitend einsetzen können. Dadurch könnte die gleiche Frachtmenge auf weniger Touren befördert werden, vermutet die EU-Kommission.

Im Schienenverkehr geht die Kommission den Umstand an, dass bisher die Regeln für das Kapazitätsmanagement jährlich, national und manuell festgelegt werden. Eine "Verordnung über die Nutzung von Fahrwegkapazität der Eisenbahn im einheitlichen europäischen Eisenbahnraum" soll für stabile Fahrpläne sorgen und es ermöglichen, Fahrkarten frühzeitig zu buchen. Ebenso sollen die neuen Vorschriften flexible Zugfahrten begünstigen, die an die Just-in-time-Lieferketten für Frachtverlader angepasst sind.

2020 wurden in der EU laut Kommission mehr als 50 Prozent des Güterverkehrs auf der Straße absolviert. Insgesamt produziert der Güterverkehr 30 Prozent der CO₂-Emissionen in der EU. Diese sollen bis 2050 um 90 Prozent sinken, auch mit Hilfe dieser neuen Vorschläge der EU-Kommission.

(anw)