"Earendel": Weltraumteleskop James Webb lichtet am weitesten entfernten Stern ab

Die Entdeckung von "Earendel" war eine wissenschaftliche Sensation. Nun hat das Weltraumteleskop James Webb den enorm weit entfernten Stern ins Visier genommen.

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Bild der estrem gestreckten Galaxie mit Inlay und Beschriftung auf Earendel

Das Bild des James-Webb-Weltraumteleskops von Earendel

(Bild: NASA, ESA, CSA / Dan Coe (STScI/AURA for ESA, JHU), Brian Welch (NASA-GSFC, UMD) / Zolt G. Levay)

Lesezeit: 3 Min.

Der mit Abstand am weitesten von uns entfernte bekannte Stern "Earendel" ist ein massereicher Hauptreihenstern der Spektralklasse B, etwa doppelt so heiß wie die Sonne und mehr als eine Million mal so hell. Das wurde jetzt mit dem Weltraumteleskop James Webb ermittelt, entdeckt wurde der Stern erst vor anderthalb Jahren. Wir sehen ihn nur dank einer glücklichen Fügung so, wie er lediglich eine Milliarde Jahre nach dem Urknall existiert hat. Trotz dieser enormen Distanz meinen die Astronomen und Astronominnen sogar, in den Messdaten Hinweise auf einen weiteren Stern zu sehen, mit dem Earendel einen Doppelstern bildet. Gefunden wurden auch weitere Details zur Galaxie des extrem weit entfernten Sterns.

Earendel ("Morgenstern" in Altenglisch) war mit dem Weltraumteleskop Hubble entdeckt worden, der damalige Rekord für den am weitesten entfernten Stern wurde dabei regelrecht pulverisiert. Möglich war das dank eines besonders glücklichen Umstands: Ein immenser Galaxienhaufen zwischen uns und der fernen Galaxie von Earendel krümmt und fokussiert das Licht genau so, dass der einzelne Stern für einen begrenzten Zeitraum einzeln zu erkennen ist. Auf Basis der gesammelten Daten gehen die Forscher jetzt davon aus, dass der ferne Stern um den Faktor 4.000 vergrößert wird, erklärt die NASA. Gegenwärtig werden demnach noch Messungen mit dem Instrument NIRSpec ausgewertet, um die Zusammensetzung und präzise Distanz zu ermitteln.

Die Analyse mit dem Weltraumteleskop James Webb hat demnach weitere Elemente in der Galaxie von Earendel sichtbar gemacht. Die wurde auf "Sunrise Arc" (etwa "Sonnenaufgangsbogen") getauft und ist die am stärksten vergrößerte Galaxie im frühen Universum. Erkennbar sind für die Forscher demnach Regionen, in denen Sterne entstehen und ältere Sternenhaufen, die teilweise nur 10 Lichtjahre durchmessen. Ermittelt wurde demnach auch, dass einer dieser Sternhaufen gravitativ gebunden sei und bis zum heutigen Tag bestehen könnte. Das lässt sich natürlich nicht überprüfen, zeige aber, wie die Kugelsternhaufen in unserer Milchstraße vor 13 Milliarden Jahren ausgesehen haben könnten.

Während der Rekordstern Earendel also immer besser erforscht wird, wird die genutzte Technik auch bereits dafür verwendet, ähnlich weit entfernte Sterne zu entdecken. Gefunden wurde so unter anderem "Quyllur" (Quechua für "Stern"), der einzige bekannte Rote Riesenstern, der weiter als eine Milliarde Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Den sehen wir ebenfalls dank einer Gravitationslinse immerhin so, wie er drei Milliarden Jahre nach dem Urknall ausgesehen hat. Forscher und Forscherinnen sind laut NASA deshalb jetzt vorsichtig optimistisch, dass auf diesem Weg bald sogar der erste direkte Nachweis eines Sterns der allerersten Generation nach dem Urknall gelingt. Diese bestanden fast nur aus Wasserstoff und Helium.

(mho)