Einzelhandel beklagt Genehmigungsdauer für Solardächer und Ladesäulen

Dem Handelsverband HDE zufolge müssen viele Unternehmen bis zu 18 Monate warten, bis installierte Photovoltaikanlagen und E-Ladesäulen in Betrieb gehen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 100 Kommentare lesen
Solar,Panel,Installed,In,Parking,Lot

Auf den Bau solcher Parkplätze müssen deutsche Einzelhändler oft lange warten.

(Bild: seo byeong gon/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • dpa

Der Einzelhandel in Deutschland beklagt lange Wartezeiten bei der Inbetriebnahme von Photovoltaikanlagen und Ladesäulen für den eigenen Bedarf und fordert von Verteilnetzbetreibern schnellere Bearbeitung. Von den Verzögerungen betroffen sind nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur unter anderem die Handelsriesen Aldi Nord, Edeka, Lidl und Rewe, der Großhandelskonzern Metro und der Möbelhändler Ikea.

"Händlerinnen und Händler haben große Schwierigkeiten, Solaranlagen und E-Ladepunkte überhaupt an das Netz angeschlossen zu bekommen. Das kann nicht im Sinne der Energiewende sein", sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE). Unternehmen warten demnach bis zu 18 Monate, bis ein Anschluss steht. In vielen Bundesländern ist der Ausbau von Photovoltaikanlagen und Ladeinfrastruktur bei gewerblichen Neubauten per Gesetz verpflichtend. Der Discounter Aldi Nord hat nach eigenen Angaben bereits etwa 650 seiner 2200 Filialen in Deutschland mit Photovoltaikanlagen bestückt. In diesem Jahr sollen bis zu 100 weitere Anlagen in Betrieb gehen. Außerdem plant der Discounter 1000 neue Ladesäulen auf den Parkplätzen.

Doch der bürokratische Aufwand für die Anmeldung sei groß, heißt es. Nachdem die Anlagen installiert seien, dauere es zu lang, bis sie auch genutzt werden können. Bis zu zwölf Monate sind es laut Aldi Nord. Die Supermarktkette Lidl, die ebenfalls viele Filialen mit Photovoltaik und Ladesäulen ausstattet, wartet auf die Betriebsgenehmigung einer Sprecherin zufolge bis zu acht Monate. Von Verzögerungen berichtet auch Edeka. Diese seien jedoch auch auf gestiegenen Materialbedarf, fehlende Fachkräfte sowie auf gestörte Lieferketten zurückzuführen.

In Deutschland gibt es rund 870 Verteilnetzbetreiber, darunter viele Stadtwerke. Sie liefern Strom zu den Endkunden und erteilen für Solaranlagen die Freigabe zur Stromeinspeisung ins Netz. Die technischen Anschlussbedingungen und Anmeldeverfahren unterscheiden sich vielfach. Der HDE fordert eine bundesweite Vereinheitlichung, um die Verfahren zu beschleunigen. Wartezeiten von bis zu 18 Monaten will keiner der angefragten Netzbetreiber bestätigen. Sie verweisen auf die zuletzt rasant gestiegene Zahl an neuen PV-Anlagen und Genehmigungsanfragen.

Die Bearbeitungszeiten seien "derzeit länger als üblich", sagt ein Sprecher der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft. "Besonders große Anlagen erfordern einen erhöhten Prüfaufwand." Bei unvollständigen Anträgen seien aufwendige Korrekturen erforderlich. Viele der angefragten Netzbetreiber geben aber an, auf die gestiegene Nachfrage reagiert zu haben – etwa mit der Digitalisierung des Verfahrens.

Auch der Energiewirtschaftsverband (BDEW) sieht eine starke Zunahme der Anschlussbegehren. "Die Netzbetreiber schließen aktuell mit Hochdruck Wärmepumpen, Wallboxen und PV-Anlagen an ihr Netz an", sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung. "Viele Netzbetreiber fahren Sonderschichten, zum Teil samstags, um dem Ansturm Herr zu werden." Bei größeren PV-Anlagen kann es laut BDEW vorkommen, dass vor der Freigabe das Netz ausgebaut oder ein neuer Transformator eingertichtet werden muss.

Gerade bei großen Wärmepumpen könne aufgrund der hohen Anzahl gleichzeitig anzuschließender Geräte ein Ausbaubedarf bestehen. "Die Realisierung des Netzanschlusses kann aufgrund erforderlicher Baugenehmigungen und Engpässen bei Tiefbauunternehmen im Einzelfall Zeit in Anspruch nehmen, ist aber unvermeidbar", so Andreae. Der Verband rät vor allem Kunden mit hohen Anschlussleistungen, das Vorhaben und die Einbindung in das Netz möglichst frühzeitig mit dem Netzbetreiber vor Ort zu besprechen.

Die Bundesnetzagentur steht nach eigenen Angaben im Austausch mit den Netzbetreibern. Die Zubauzahlen haben sich der Behörde zufolge zwischen 2021 und 2023 vervierfacht. Bemerkenswert sei, dass die befragten Netzbetreiber es geschafft hätten, die Bearbeitungszeiten ungefähr konstant zu halten, sagte ein Sprecher. Das vom Bundeswirtschaftsministerium auf den Weg gebrachte Solarpaket werde weitere Erleichterungen bringen. "Wir sind optimistisch, dass die Bearbeitungsdauer kein dauerhaftes Problem bleiben wird."

(nie)