Ende der US-Aufsicht über die IANA im US-Kongress umstritten

Gibt die USA noch in dieser Legislaturperiode ihre Aufsicht über die zentrale Rootzone des DNS und andere zentrale Datenbanken des Netzes ab? Einige republikanische US-Senatoren sind sehr dagegen.

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ICANN

(Bild: dpa, Frank Rumpenhorst)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Monika Ermert

In einer Anhörung im Wirtschaftsausschuss des Senats in Washington warnten mehrere republikanische Senatoren davor, die US-Aufsichtsrolle über die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) überstürzt aufzugeben. Floridas republikanischer Senator Marco Rubio forderte einen sanften Übergang. Ende vergangener Woche hatte sein Kollege Ted Cruz (wie Rubio inzwischen aus dem Präsidentschaftswahlkampf ausgeschieden) bereits in einem Brief an die für die Aufsicht zuständige National Telecommunications and Information Administration (NTIA) grundsätzlich Widerstand angekündigt.

Nach den Vorschlägen der Selbstverwaltungsgremien bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), der regionalen IP-Adressverwalter (RIRs) und der Internet Engineering Task Force (IETF) soll ab Ende September die IANA ganz in die Hände der ICANN übergeben werden. In einem fast zwei Jahre dauernden internationalen Konsultationsprozess hatten sich die Organisationen auf die Mechanismen für die neue Selbstverwaltung der IANA unter dem Dach der ICANN geeinigt. Die IANA führt die zentralen Datenbanken für Top Level Domains, IP-Adressen und Protokollnummern.

Rubio attestierte "der Welt", sie sei "erwachsen geworden" und daher sei auch der Ruf nach einer größeren Beteiligung an der Verwaltung des Internet durchaus nachvollziehbar. Trotzdem forderte er eine langsamere Gangart und wies das Argument zurück, damit werde autoritären Staaten wie China oder Russland ein Vorwand geliefert, verstärkt an nationalen Internetvarianten zu basteln. "Das machen diese Staaten ohnehin."

Zwei der fünf Gutachter unterstützten die Idee einer "Unabhängigkeit" auf Probe. Sie kritisierten, die Regierungen hätten laut den neuen ICANN-Statuten mehr Einfluss als bisher und Grundwerte wie Informations- und Meinungsfreiheit könnten so unter Beschuss geraten. Brett Schaefer vom konservativen Think Tank Heritage Foundation sagte überdies, die Privatisierung könne die ICANN zum Ziel von Kartellbeschwerden machen. Mehrere Senatoren versuchten sich im klassischen Argument, dass ein gut funktionierendes System doch nicht geändert werden müsse.

Dagegen konterte der Vorsitzende des Internet Architecture Board, Andrew Sullivan, dass die behördliche Aufsicht in der Vergangenheit durchaus schon dringende Updates behindert habe. So sei die Eintragung von Entlastungsservern für die angegriffene türkische Länderdomain verzögert worden. Teile des Codes, die nicht benötigt würden, müssten gelöscht werden, sagte Sullivan mit Blick auf die NTIA-Prüfungen. Sie können leicht zu Bugs werden.

Ob der US-Kongress sich am Ende den Befürwortern anschließt, ist aber derzeit ebenso offen wie die Reaktion der Obama-Regierung auf eine mögliche Blockade. (kbe)