Erboste NFT-Käufer gründen eigene Kryptowährung, werden sofort bestohlen

NFT-Spekulanten fühlen sich übers Ohr gehauen und beschließen, sich einen Anwalt zu nehmen. Dafür nutzen sie natürlich einen Smart Contract. Not smart.

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Eien Frau greift sich an die Stirn

(Bild: cira.ca)

Lesezeit: 3 Min.

Eine Gruppe NFT-Spekulanten sieht sich gleich doppelt geschädigt: Zuerst kauften sie blind neue NFTs, die sich nach Erwerb als wenig kreativ entpuppten. Erzürnt beschlossen 74 Personen, die Millionen verloren haben wollen, die Verkäufer zu verklagen. Dazu gründeten die Entreicherten eine dezentrale Organisation (DAO) samt eigener Kryptowährung und Smart Contract. Das ist eine häufig irreführende Bezeichnung; so auch hier: Unbefugte nutzten einen Fehler im Smart Contract und stahlen rund 62.000 Euro.

Die 74 Initiatoren der DAO mit Klageabsicht sind Besitzer von NFTs (Non-Fungible Tokens) des Anfang 2022 aufgelegten Azuki-Projekts. Am 26. Juni lag der Mindestpreis auf dem Opensea-Marktplatz bei über 15 Einheiten der Kryptowährung Ethereum (1 ETH ist aktuell 1.761 Euro wert). Am 27. Juni legte Azuki-Betreiber Chiru Labs eine neue NFT-Serie namens Azuki Elements mit 20.000 neuen NFT auf. Die Hälfte wurde an bestehende Azuki-Inhaber verteilt, die andere Hälfte binnen Minuten zum Stückpreis von 2 ETH an bestehende Azuki-Inhaber verkauft. Gesamtpreis umgerechnet rund 38 Millionen US-Dollar. Ein begeisterter Zocker soll sogar alleine 1,5 Millionen Dollar eingezahlt haben.

Doch sie kauften allesamt, ohne die "Kunstwerke" zuvor gesehen zu haben. Das Erwachen war übel: Die neuen Bildchen waren mehr oder weniger Kopien der bereits bestehenden Azuki-NFT. Das ließ nicht nur den Kurs der neuen Azuki-Elements-NFT um mehr als die Hälfte einbrechen, sondern auch die alten Azuki-NFT verloren etwa die Hälfte ihres Marktwerts. Die Spekulanten wähnen sich übervorteilt.

Das wollten sich 74 Zocker, die nach eigenen Angaben mehrere Millionen Dollar auf Azuki- und Azuki-Elements-NFT gewettet haben, nicht gefallen lassen. Die öffentliche Entschuldigung seiten Chiru Labs reicht ihnen nicht. Sie gründeten im Handumdrehen eine dezentrale Organisation namens AzukiDAO samt Smart Contract und eigener Kryptowährung namens $BEAN. Diese virtuellen Münzen verbriefen Stimmrecht in der DAO. Die Hälfte der $BEAN wurde an Inhaber von Azuki- und Azuki-Elements-NFT verteilt.

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Am Montag beschlossen die Stimmrechtsinhaber gemeinsam, einen Anwalt anzuheuern, um Azuki-Betreiber Chiru Labs und dessen Gründer Zagabond zu verklagen. Ziel ist die volle Rückerstattung der 38 Millionen Dollar, die Chiru Labs für die Azuki-Elements-NFT lukriert hat.

Zwei Hacker analysierten den Smart Contract der neuen AzukiDAO, fanden flugs eine Schwachstelle, und stahlen umgerechnet rund 62.000 Euro aus der Klubkasse. Ein vergleichsweise bescheidener Schaden, der aber Symbolkraft hat. Die DAO hat ihren Smart Contract erst einmal abgeschaltet. An ihrer Klage wollen die Betreiber festhalten.

DAO

DAO steht übersetzt für dezentrale autonome Organisation – vereinfacht gesagt eine Form der Organisation, die Entscheidungen, Prozesse und ihre finanziellen Mittel über eine Blockchain verwalten will. Das ist schwieriger und riskanter, als Teilnehmer gemeinhin annehmen.

(ds)