Europol: Sprengungen von Geldautomaten nehmen deutlich zu

Sprengstoff und schnelle Autos: Organisierte Banden jagen immer öfter Geldautomaten in die Luft und flüchten mit der Beute über die nächste Grenze.

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(Bild: Marie-Claire Koch)

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Von
  • dpa

Die europäische Polizeibehörde Europol meldet eine drastische Zunahme von Automatensprengungen in Banken und Supermärkten. Besorgniserregend sei die Professionalität. Die Banden würden immer potentere und gefährlichere Sprengstoffe einsetzen, durch die Häuser einstürzen und Menschen getötet werden könnten.

Europol-Sprecherin Claire Georges spricht von "modernen Banküberfällen": Banken würden nur noch über wenig Bargeld verfügen. Beim Ausrauben von Geldautomaten könnten die Banden aber relativ schnell Hunderttausende Euros erbeuten. Georges beklagt dabei die zunehmende Skrupellosigkeit: "Die interessieren sich nicht für Menschen, denen geht es nur ums Geld." Viele Geldautomaten stehen in belebten Einkaufsstraßen und Einkaufszentren.

Die Europol-Ermittler haben die Zunahme der Angriffe auf Geldautomaten in vielen europäischen Staaten festgestellt. Besonders betroffen seien Deutschland, die baltischen Staaten und Länder in Südeuropa. Das Bundeskriminalamt registrierte 2020 268 Fälle, 2021 waren es trotz coronabedingter Reisebeschränkungen schon 287 Fälle. In diesem Jahr wurden in den Niederlanden bis September bereits so viele Vorfälle gemeldet wie im gesamten Vorjahr. Dabei nimmt dort die Anzahl der Geldautomaten stetig ab. Besonders Amsterdam wurde durch starke Explosionen in Wohnvierteln betroffen.

Offenbar agieren viele Banden von den Niederlanden aus. Die Automatenknacker seien mit schnellen Sportwagen ausgestattet und würden nach der Tat mit Vollgas über die Grenze flüchten. 2021 soll die Hälfte der Tatverdächtigen aus den Niederlanden gekommen sein. Ermittler hatten mit Hilfe von Europol in der Nähe von Utrecht sogar ein Trainingszentrum für Automatensprenger entdeckt.

Für 2022 wird mit einer weiteren Zunahme von Anschlägen auf Geldautomaten gerechnet. Genaue Zahlen liegen aber noch nicht vor, da die EU-Mitgliedsstaaten bei Europol nur die internationalen Fälle melden würden. Deutlich besser sieht Europol zufolge die Situation in Frankreich aus. Deren Geldautomaten enthalten eine spezielle Tinte, die bei einer Sprengung das Geld unbrauchbar macht.

(rop)