F(l)ight Club: British Royal Marines testen Jet-Suit von Gravity Industries

Gravity Industries sucht Anwendungsgebiete für seinen Jet-Suit, darunter auch im lukrativen militärischen Bereich.

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(Bild: Gravity Industries)

Lesezeit: 3 Min.

Es wirkt wie ein Szene aus Disneys "The Mandalorian", wenn ein Marine-Infanterist mit einem Jet-Suit von Gravity Industries von einem Sturmboot aus startet, um ein militärisches Boarding-Manöver auf stürmischer See auf einem Patrouillenschiff durchzuführen. Dahinter steckt allerdings Richard Browning, der Erfinder des Jet-Suits und Gründer von Gravity Industries. Der ehemalige Marine-Reservist und Ölhändler von British Patrol, der seit 2016 den "Raketenanzug" entwickelt, auf den Markt bringen und Menschen für seinen "Flight Club" gewinnen will, fiel in den letzten Jahren immer wieder mit spektakulären Jet-Suit-Flügen auf, die werbewirksam in Szene gesetzt wurden. Nun scheint er mit einer möglichen militärischen Anwendung neben der zivilen Fun-Anwendung einen ersten finanzkräftigeren Markt erschließen zu wollen.

Wie Business Insider berichtet, sollen sich die Tests des Jet-Suits über einen Zeitraum von drei Tagen hingezogen haben. Dabei seien 42 Kommandosoldaten der Royal Marines beteiligt gewesen. Das Video zeigt ein Boarding-Manöver, das von Sturmbooten aus durchgeführt wird. Dabei wurde testweise die Übernahme des Patrouillenschiffs HMS Tamar der Royal Navy erprobt.

Ein einzelner Marine-Infanterist startet mit dem Jet-Suit von dem Sturmboot, landet auf dem Schiff und lässt eine Leiter herunter, damit andere Soldaten von Sturmbooten aus das Schiff einnehmen können.

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Noch wirkt das Boarding-Manöver etwas unbeholfen – etwa wenn sich der Soldat zunächst der Turbinen an den Händen entledigen muss, um überhaupt die Leiter herunterlassen zu können und eine Waffe zu zücken. In Zukunft könnten die sogenannten VBBS-Manöver (Visit, Board, Search and Seizure) durch Jet-Suits einfacher und sicherer vonstattengehen als bisher. VBSS-Manöver werden beispielsweise vom US-Militär und von Strafverfolgungsbehörden genutzt, um Terroristen, Piraten und Schmuggler auf hoher See aufzubringen – ein Unterfangen, das derzeit mit Helikoptern durchgeführt hohe Risiken für die Soldaten und Sicherheitskräfte birgt.

Gravity Industries räumt angesichts des Tests ein, dass sich das ganze noch in einem experimentellen Stadium befindet. Der Jet-Suit soll aber für militärische VBSS-Einsätze verbessert werden, verspricht das Unternehmen. Der Jet-Suit soll es dann den Soldaten ermöglichen, "einen extrem schnellen Zugang zu jedem Teil des Zielschiffes" zu bekommen und die Hände frei zu haben, um eine Waffe benutzen zu können. Außerdem sollen Jet-Suit-Marines auf dem Schiff beweglich bleiben können, ohne vom "Raketenanzug" behindert zu werden. Das helfe auch dabei, das eigene Exfiltrieren zu beschleunigen.

Ob die British Royal Marines an einer Anschaffung von Jet-Suits interessiert sind oder deren Entwicklung unterstützen wollen, ist nichts bekannt. Dass Gravity Industries in professionelle Anwendungsbereiche einzusteigen gedenkt, scheint angesichts anderer, von dem Unternehmen veröffentlichter Videos aber sicher zu sein: Auf Youtube ist ein Flug um den britischen Flugzeugträger HMS Queen Elizabeth bei einem Abfangmanöver von Zivilschiffen zu sehen – außerdem bei einer Trainingsübung der Spezialtruppen der Niederländischen Marine sowie beim Einsatz im zivilen Bereich bei der Bergrettung.

(olb)