Fernsehkonsum in den USA schon bei Babys überraschend hoch

Nach einer Studie schauen bereits 40 Prozent der Kleinkinder unter drei Monaten und 90 Prozent der Kinder unter zwei Jahren regelmäßig Fernsehen.

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Von
  • Florian Rötzer

Nach einer Studie von Wissenschaftlern der University of Washington und des Seattle Children’s Hospital Research Institute schauen 90 Prozent der Kinder in den USA unter 2 Jahren regelmäßig Fernsehen oder sehen DVDs oder Videos. Selbst 40 Prozent der Kinder unter drei Monaten sind bereits regelmäßig Medienkonsumenten. Kinder unter einem Jahr schauen durchschnittlich eine Stunde pro Tag, die Zweijährigen bereits 1,5 Stunden.

Wie aus der Telefonumfrage bei 1000 Familien in Winnesota und Washington hervorgeht, schauen 32 Prozent der Eltern immer zusammen mit den Kindern die Filme an. Die Mehrzahl ist der Meinung, dass ihr Kinder weitaus weniger Zeit als der Durchschnitt vor dem Fernseher verbrächten. Sie orientieren sich damit an einer vermeintlichen Normalität, die offenbar den Effekt hat, dass der Fernsehkonsum bei Kindern immer früher einsetzt.

Für die Wissenschaftler Frederick Zimmerman, Dimitri Christakis und Andrew Meltzoff, deren Bericht in der Zeitschrift Archives of Pediatrics and Adolescent Medicine erschienen ist, sind diese Zahlen höher als erwartet. Zimmerman äußert zwar vorsichtig, dass man nicht wisse, ob der hohe Fernsehkonsum gut oder schlecht sei. Allerdings hatte Christakis aufgrund einer früheren Studie geschlossen, dass jede zusätzliche Stunde in der Woche vor dem Fernseher eine zehnprozentige Zunahme von Aufmerksamkeitsproblemen zur Folge habe, die sich negativ auf das Lernen auswirken. Er riet dazu, Kleinkinder überhaupt nicht fernsehen zu lassen.

29 Prozent der Eltern gaben als Grund für den Fernsehkonsum ihrer Kinder an, dass Sendungen für Kinder pädagogisch nützlich seien, nur 21 Prozent räumten ein, dass sie den Fernseher als elektronischen Babysitter verwenden. Etwa die Hälfte der Sendungen oder Filme, die die Kleinkinder sehen, lassen sich irgendwie der pädagogischen Kategorie einordnen. Zimmermann kritisiert in diesem Zusammenhang, dass die Anbieter von angeblich pädagogischen Sendungen und Filmen zwar deren Nutzen für die kognitive Entwicklung anpreisen, es aber dafür keine Belege gebe.

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(fr)