Firma aus Düsseldorf hilft Iran angeblich bei Abschottung vom Internet

Softqloud ist einer Recherche zufolge Teil eines Firmennetzwerks, mit dem der Iran Sanktionen umgeht und die Abschottung des nationalen Internets vorbereitet.

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(Bild: asharkyu/esfera/Shutterstock.com, heise online)

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Der Hosting-Anbieter Softqloud aus Nordrhein-Westfalen hilft angeblich als Tarnfirma dabei, die Abschottung des Irans vom Internet voranzutreiben. Das haben Recherchen von Netzpolitik.org, Correctiv und der taz ergeben, die jetzt öffentlich gemacht wurden.

Softqloud ist demnach ein Ableger des iranischen Unternehmens Arvancloud, das in der Islamischen Republik eine unabhängige Cloud-Infrastruktur aufbaut und dafür auch stark auf die deutsche Firma zurückgreift. Auf deren Servern liegen demnach zahlreiche Websites aus dem Iran, darunter auch solche vom Regime in Teheran selbst. Außerdem stelle Softqloud eine von nur vier Brücken zwischen dem Internet und dem Netz im Iran zur Verfügung.

Die engen Verbindungen zwischen Softqloud und Arvancloud seien anhand von firmeneigenen Dokumenten sowie Netzwerk- und Serverdaten belegt worden, fassen die Investigativjournalisten zusammen. Zuerst aus dem Düsseldorfer Nobelvorort Meerbusch und inzwischen aus der Landeshauptstadt selbst agiere Softqloud als Teil eines Geflechts aus Unternehmen und Tarnfirmen, die mindestens indirekt mit dem Regime in Teheran, den sogenannten Revolutionsgarden und dem Geheimdienst der Islamischen Republik verbunden sind. Von deutschen Behörden unbehelligt, würden sie US-Sanktionen umgehen und bei der Abschottung des iranischen Internets helfen.

Das Regime in Teheran arbeitet seit Jahren daran, die Verbindungen zwischen dem nationalen und dem globalen Internet zu trennen, großes Vorbild ist China. Bei den aktuellen Protesten gegen die Islamische Republik zeigt sich einmal mehr, was die damit erreichen will. Teheran hat darauf mit massiven Blockaden des Internets reagiert, weil das aber auch die Wirtschaft in dem Land empfindlich trifft, bleiben die Sperren unvollständig, beziehungsweise zeitlich begrenzt. Mit VPN-Diensten oder über das Tor-Netzwerk gelangen die Menschen weiterhin ins Internet und können unter anderem Videos der Proteste und des brutalen Vorgehens der Behörden mit der Welt teilen. Sollte die Abschottung abgeschlossen werden, dürfte das weitgehend unmöglich werden.

Gegenwärtig ist der Iran lediglich über vier Autonome Systeme mit dem Internet verbunden, haben die Experten ermittelt. Eines davon führt über Ungarn, zwei über Deutschland – neben dem von Softqloud noch eines des iranischen Internetdienstanbieters Shatel. Softqloud komme so eine Schlüsselrolle zu. Sollte der Iran sich vom Internet abkoppeln, könnte die Firma ausgewählte Verbindungen weiterhin zulassen, etwa zu den eigenen Servern. Ferner hat Arvancloud der taz zufolge Zahlungen über den deutschen Ableger abgewickelt und damit offenbar US-Sanktionen umgangen. Nach einer Anfrage an die dafür benutzte US-Firma Stripe sei das inzwischen nicht mehr möglich. Trotz Hinweisen seien deutsche Behörden bislang nicht aktiv geworden, Bundesaußenministerin Annalena Baerbock meinte nun aber, "das ist dramatisch, wenn eine deutsche Firma bei solchen Verbrechen helfen sollte".

(mho)