Flachbildschirm mit Elektronenkanonen

Die Motorola-Forschungsabteilung hält Feldemissionsdisplays für marktreif.

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Die Motorola-Forschungsabteilung hat auf der SID-Tagung in Boston einen Prototypen eines Feldemissionsdisplays vorgestellt. Nur knapp drei Millimeter dick verbraucht der Prototyp weniger als die Hälfte des Stromes, den heute übliche Flüssigkristallmonitore benötigen. Nach einem Bericht des Branchendienstes optics.org betrachtet Motorola die Technologie, bei der die Pixel mit Elektronen aus Kohlenstoff-Nanoröhrchen auf die Mattscheibe gezaubert werden, als quasi marktreif.

"Unser nano-emissives Display ist im Grunde eine flache Strahlenkathode mit Tausenden von Elektronenkanonen für jeden Bildpunkt", sagte ein Sprecher von Motorola. Wie die Grashalme auf einer Wiese ließen die Entwickler dazu zahlreiche Nanoröhrchen auf einer Glasunterlage wachsen. Unter Spannung versetzt senden diese Hohlkörper Elektronen aus. Treffen diese auf spezielle Phosphorverbindungen, entsteht sichtbares Licht. Der Prototyp hat eine Bildschirmdiagonale von rund zwölf Zentimetern und weist eine Auflösung ausreichend für HDTV auf. Nach Abschätzungen von Motorola würde ein 42-Zoll-Monitor nur 75 Watt verbrauchen -- im Vergleich zu 180 Watt eines derzeit verfügbaren LCD. Zudem reagieren die Röhrchen schnell genug, um Videobilder mit einer Aufbaurate von 60 Hertz darzustellen.

Motorola sei bereits soweit, diese Technologie an Lizenznehmer für erste Produkte zu vergeben. In Fachkreisen werden die möglichen Kosten für einen 40-Zoll-Flachbildschirm mit Nanoröhrchen wegen seiner günstigen Herstellungsweise auf unter 400 US-Dollar geschätzt. Mit den Tausenden kleiner Elektronenkanonen könne auf eine Hintergrundbeleuchtung verzichtet werden, wodurch der Aufbau noch dünnerer Monitore mögliche werde.

An solchen Feldemissionsdisplays mit Nanoröhrchen aus Kohlenstoff arbeitet auch das koreanische Unternehmen Samsung. Auch sie präsentierten bereits erste Prototypen, wollten sich aber auf einen Zeitpunkt für die Markttauglichkeit dieser Technologie nicht festlegen. Probleme machten bisher vor allem die Abdichtung solcher Bildschirme. Nach den Aussagen von Motorola scheint diese Hürde nun genommen zu sein, so dass es nur vom Willen der Lizenznehmer abhänge, wann Nanoröhrchen-Bildschirme auf den Markt kommen könnten.

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(Jan Oliver Löfken, Technology Review) / (wst)