Ford: Stellenabbau in Aachen und Köln

Mit einem großen Sparpaket will Ford seine Standorte Aachen und Köln fit machen. Dafür werden 2300 Stellen abgebaut.

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Ford in Köln

Zwei Erfolgsmodelle von Ford vor historischer Kulisse: Vor der Halle A wurde im Oktober 1930 von Henry Ford und dem damaligen Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer der Grundstein für das Werk in Köln gelegt. Ab 1931 wurden hier Autos gebaut.

(Bild: Ford)

Lesezeit: 3 Min.
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Ford ist im Rheinland tief verwurzelt. 1931 lief der erste Ford in Köln vom Band, es folgten Jahrzehnte mit Millionensellern wie Taunus oder Fiesta. Das ist vorbei, Ford kämpft auf dem europäischen Markt seit geraumer Zeit mit Problemen. Nun soll es ein Sparprogramm richten. Zwar wird in Köln kräftig investiert, doch ein drastischer Stellenabbau gehört auch zum Paket.

Insgesamt 2300 Stellen sollen allein in Aachen und Köln wegfallen, 3800 insgesamt in ganz Europa. Dies sei aus Kostengründen nötig, heißt es bei Ford. Abgebaut wird vor allem in der Entwicklungsabteilung, aber auch in der Verwaltung will die Marke sich schlanker aufstellen. In Köln arbeiten derzeit rund 14.000 Menschen für Ford, in dem Aachener Forschungszentrum etwa 200. Die Pläne waren im Januar schon bekanntgeworden. Der Betriebsrat hatte damals sogar den Wegfall von bis zu 3200 Jobs in Köln und Aachen befürchtet.

Die Marke Ford steht auf dem europäischen Markt vor einem Umbruch. Kaum eines der aktuell angebotenen Modelle dürfte diesen unverändert überstehen. Fiesta, Focus, Mondeo und die Vans S-Max und Galaxy werden oder sind schon eingestellt. Das Portfolio der Marke wird sich damit in den kommenden Jahren drastisch verändern. Geplant sind eine Reihe von Elektroautos, die zumindest zum Teil auf dem Modularen Elektrobaukasten von Volkswagen basieren. Den Anfang macht ein E-SUV noch in diesem Jahr.

Bislang hat Ford auf dem Markt der Elektroautos kaum punkten können. Der momentan einzige Pkw mit Elektroantrieb ist der Mustang Mach E, der mit einem Basispreis von 62.900 Euro allerdings oberhalb dessen liegt, was die Zielgruppe in Europa bei Ford ausgibt. Das kommende E-SUV wird deutlich unterhalb dieser Summe starten. Wir rechnen mit einem Basispreis zwischen 40.000 und 45.000 Euro.

Ford war bei der Elektromobilität vergleichsweise früh dran. Zwischen 2013 und 2017 wurde der Focus auch mit Elektroantrieb in Europa angeboten. Gebaut wurde er in Saarlouis. Doch das E-Auto fand nur wenig Anklang, auch die kurz vor der Einstellung von 23 auf 33 kWh vergrößerte Batterie konnte das Interesse nicht nachhaltig beleben. Ford gab auf und hatte, als der staatlich subventionierte Boom Fahrt aufnahm, kein Elektroauto für die Masse im Angebot.

Ford war vergleichsweise früh dran: Ab 2013 konnte man einen Ford Focus mit Elektroantrieb kaufen. Doch die Kunden wollten ihn nicht. Er war zu teuer, die Reichweite zu knapp.

(Bild: Ford)

Ähnlich dünn ist das Angebot bei den Plug-in-Hybriden, die für Absatzzahlen bei gewerblichen Zulassungen enorm wichtig geworden sind. Ford kann in diesem Segment derzeit nur den in Europa exotischen, riesigen Explorer und den beliebten Kuga bieten. Die Entscheidung, Mondeo und die Vans als Vollhybride und den Focus maximal als Mildhybrid anzubieten, war an den Bedürfnissen der gewerblichen Kunden vorbeigeplant. Folglich flogen sie aus vielen Listen der Flottenbetreiber.

Für Ford geht es in den kommenden Jahren in Europa darum, sich wieder stärker auf die Vorlieben der Stammkunden auszurichten. Das wird nicht einfach, denn mit zahlreichen chinesischen Herstellern betreten neue Anbieter den europäischen Markt, die gerade dort auf Kundenfang gehen, wo auch die Kern-Kundschaft von Ford Autos sucht. Da der Markt in Europa, anders als der in China, nicht nennenswert wächst, wird der Kampf um Marktanteile härter.

(mfz)