Fracht statt Menschen: Virgin Hyperloop entlässt halbe Belegschaft, ändert Fokus

Virgin Hyperloop will mit seinem Transportsystem jetzt keine Passagiere mehr befördern. Mit dem Strategiewechsel hat die halbe Belegschaft ihren Job verloren.

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Konzeptillustrationen der Frachtvariante

(Bild: Virgin Hyperloop)

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Das US-Unternehmen Virgin Hyperloop hat fast die Hälfte der Belegschaft entlassen und entwickelt das eigene futuristische Hochgeschwindigkeitstransportsystem jetzt für Fracht, nicht mehr für Passagiere. Das berichtet die Financial Times unter Berufung auf das Unternehmen und zwei der 111 Gekündigten.

Man ändere die Richtung, erklärte demnach ein Sprecher; das habe primär mit den Auswirkungen der Coronapandemie und den Schwierigkeiten bei den globalen Lieferketten zu tun. Die Logistikbranche habe sich "dramatisch" verändert und mit dem Schritt reagiert man auf das große Interesse an Gütertransporttechnik. Außerdem könne man mit weniger Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen "agiler, flinker und kostengünstiger" auf Veränderungen reagieren.

Virgin Hyperloop arbeitet seit Jahren daran, ein Konzept von Tesla- und SpaceX-Chef Elon Musk zu realisieren. Der hatte das der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt, da er dafür keine Zeit hatte. Als Hyperloop bezeichnete er ein System aus Transportkapseln, die mit mehreren Hundert Kilometern pro Stunde durch eine Vakuumröhre gejagt werden sollen. Obwohl wichtige technische Aspekte des Konzepts weiterhin nicht befriedigend geklärt sind – etwa bezüglich der Sicherheit und der Konstruktion der immens langen Vakuumröhren, oder Schwierigkeiten bei der Streckenführung – arbeiten mehrere Unternehmen an einer Realisierung. Virgin Hyperloop hatte sich bislang auf Personentransporte konzentriert, HyperloopTT schon länger auf Fracht.

Im November 2020 hatte Virgin Hyperloop mit der ersten Beförderung von Menschen einen wichtigen Meilenstein absolviert, konnte die grundlegenden Zweifel aber nicht ausräumen. Erst vor einem halben Jahr hatte das Unternehmen die Pläne erläutert und erklärt, dass mit dem eigenen Hyperloop zehntausende Personen pro Stunde mit Geschwindigkeiten von über 1000 Kilometern pro Stunde zwischen weit entfernten Städten reisen sollen. Der Werbefilm hatte aber vor allem wieder Fragen aufgeworfen.

Offenbar konnte man die bei Virgin Hyperloop auch nicht beantworten, denn von der großspurigen Ankündigung bleibt laut Financial Times nicht viel übrig. Aktuell werde in Saudi-Arabien über den Bau einer Version des Hyperloop für den Transport von Paletten verhandelt. Der Logistikkonzern DP World ist Mehrheitseigner von Virgin Hyperloop und will demnach mit der Technik die Hauptstadt Riad an die Hafenstadt Dschidda anbinden. Sollte man die Frachtvariante erfolgreich vermarkten, könnte mit den Gewinnen die Entwicklung einer Version für Menschen wieder aufgenommen werden. Die könnte Ende des Jahrzehnts einsatzbereit sein, gibt man sich ungebrochen optimistisch.

(mho)