France Telecom: Das Ende eines langen Marsches

Auch der dritte Anlauf des ehemaligen französischen Staatskonzerns, im deutschen Markt Fuß zu fassen, scheiterte; zuvor zerstritt man sich bereits mit der Deutschen Telekom. Der Einstieg bei E-Plus klappte ebenfalls nicht.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der lange Marsch der France Telecom findet nun ein eher unrühmliches Ende: Mit dem Verkauf seiner Anteile an dem schleswig-holsteinischen Mobilfunkunternehmen Mobilcom hat der Konzern, an dem der französische Staat noch zu 42,2 Prozent beteiligt ist, den deutschen Telekommunikationsmarkt nun endgültig wieder verlassen. Der US-amerikanische Finanzinvestor Texas Pacific Group (TPG) steigt als Großinvestor bei Mobilcom ein.

Damit ist der dritte Versuch der Franzosen gescheitert, sich in Deutschland zu etablieren. Ende 1999 schnappte KPN die Mobilfunkfirma E-Plus der France Telecom vor der Nase weg; die Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom -- unter anderem betrieb man gemeinsam mit Sprint die Firma Globalone, die weltweite Telekommunikationsdienstleistungen für Unternehmen anbot -- zerbrach zudem Ende der 90er Jahre an der Akquisitionspolitik des früheren Telekom-Chefs Ron Sommer: Über eine geplante, letztlich aber gescheiterte Übernahme von Telecom Italia durch die Deutsche Telekom zerstritten sich die Partner.

Ursprünglich hatte sich France Telecom mit Mobilcom unter seinem damaligen Vorstandsvorsitzenden Gerhard Schmid zusammengetan, um als Anbieter von UMTS-Diensten auf dem deutschen Markt eine gewichtige Rolle zu spielen. Nach heftigem Streit, der Mobilcom fast in die Insolvenz führte, zog sich France Telecom aus dem Geschäft zurück, Schmid musste ebenso wie der damalige France-Telecom-Chef Michel Bon seinen Sessel räumen und die milliardenteure UMTS-Lizenz fiel ungenutzt an den Staat zurück. Auf der Hauptversammlung vor zwei Wochen setzte Schmid eine Klage gegen France Telecom durch, um die Zahlung weiterer Milliardenbeträge zu erreichen. France Telecom hat das Abenteuer bereits rund sieben Milliarden Euro gekostet.

Private-Equity-Gesellschaften wie TPG stehen gegenwärtig wegen ihres angeblich rüden Geschäftsgebarens in Deutschland im Zentrum der vom SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering angeschobenen Kapitalismus-Kritik. Müntefering meinte, manche dieser Finanzinvestoren würden "wie Heuschrecken über Unternehmen" herfallen, sie abgrasen und dann weiterziehen. TPG ist nach Angaben von dpa einer der weltweit führenden Private-Equity-Fonds: Er verwaltet rund 15 Milliarden Dollar Eigenkapital und hat seit Gründung über 65 Transaktionen realisiert. Zu den europäischen Investments gehören Debenhams, Grohe, Isola, Ducati, Spirit Group und Eutelsat. (jk)