Frequenzauktion: Bieterwettstreit im 1800-MHz-Band

Bei der Versteigerung zahlreicher Mobilfunkfrequenzen zeichnet sich ein starkes Interesse der Netzbetreiber am 1800-MHz-Band ab. Das eignet sich prima für LTE in Ballungsgebieten.

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Mobilfunk-Antennen

(Bild: dpa, Carsten Rehder)

Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Bei der laufenden Frequenzauktion der Bundesnetzagentur steht nach 80 Runden das Spektrum im 1800-MHz-Band besonders hoch im Kurs, direkt gefolgt von den 900-MHz-Frequenzen. In den etablierten GSM-Bändern versuchen die Netzbetreiber, ihr bisher genutztes Spektrum zu sichern und auszubauen. Die Gebote stehen derzeit bei insgesamt rund 2,7 Milliarden Euro, davon eine gute Milliarde für die Frequenzen im 1800-MHz-Band.

Im 1800-MHz-Band versteigert die Bundesnetzagentur 2×50 MHz Spektrum. Die Nutzungsrechte dieser bisher für GSM lizenzierten Frequenzen laufen Ende 2016 aus und werden mit einer Laufzeit bis Ende 2033 neu vergeben. Die neuen Lizenzen sind nicht an eine bestimmte Technik gebunden, wie es zu Beginn der Mobilfunkära der Fall war. Deshalb können die Netzbetreiber das Spektrum zum Beispiel auch für LTE einsetzen. Das 1800-MHz-Band liefert gegenüber den übrigen Mobilfunk-typischen Bändern mittlere Reichweiten und eignet sich daher gut für Breitbandanwendungen in dicht besiedelten Gebieten.

Der Stand der Gebote nach der 80. Runde.

(Bild: Bundesnetzagentur)

Deshalb sind die Frequenzen im 1800-MHz-Band auch so attraktiv für die Netzbetreiber: In den Ballungsräumen, wo die meisten Kunden sitzen, können sie damit mobiles Internet mit hoher Kapazität anbieten. Dabei haben die Telekom und E-Plus, das inzwischen mit Telefónica fusioniert ist, schon bei der Auktion im Jahr 2010 zusätzliches Spektrum im 1800-MHz-Band erworben, das sie bereits für LTE nutzen. Vodafone ist hier unter Zugzwang, will es nicht gänzlich leer ausgehen – das erklärt die rege Bietertätigkeit für dieses Band.

Auch für das 900-MHz-Band, das höhere Reichweiten erlaubt und sich damit für den Einsatz auf dem Land eignet, bieten die Netzbetreiber inzwischen wieder, nachdem da schon kurz nach Beginn der Auktion das Fell des Bären schon aufgeteilt schien. Inzwischen stehen die Gebote bei knapp 800 Millionen Euro. Das 900-MHz-Band nutzen die Netzbetreiber bisher für die GSM-Telefonie. Die Nutzungsrechte für die insgesamt 2×35 MHz laufen Ende 2016 aus und werden im Rahmen der Auktion ebenfalls neu vergeben.

Auch diese neuen Lizenzen gelten bis Ende 2033 und auch diese können frei eingesetzt werden – also wahlweise für GSM, UMTS oder LTE. Doch Handys herkömmlicher Bauart, die nur für die Telefonie und die SMS-Übertragung ausgelegt sind, werden nur langsam ausrangiert, sodass die Frequenz-Umwidmung (Spectrum Refarming) zu Gunsten der LTE-Technik in diesem Band nur sehr langsam vonstatten gehen wird.

Eher zögerlich bis sehr zurückhaltend sind die Netzbetreiber bei den Frequenzen im 700- und 1500-MHz-Band. Die Gebote für die 700-MHz-Pakete liegen – wenn überhaupt – nur knapp über dem von der Bundesnetzagentur geforderten Mindestgebot von 75 Millionen Euro. Auch die Frequenzen im 1500-MHz-Band sind nicht so heiß begehrt, doch liegen die Gebote mit um die 30 Millionen immerhin schon über dem geforderten Mindesteinsatz von 18,75 Millionen Euro.

Das dürfte hauptsächlich daran liegen, dass die 1500er Frequenzen nicht wie üblich paarweise für die weltweit verbreitete FDD-Technik vergeben werden (Frequency Division Duplex, Sender und Empfänger funken gleichzeitig auf verschiedenen Frequenzen). Das Band ist lediglich für ergänzende Downlinks gedacht (Supplemental Downlink, SDL), während der Uplink in einem anderen Frequenzbereich liegt. Die Netzbetreiber können die versteigerten Frequenzen im 1500-MHz-Band also nur für die Kanalbündelung (Carrier Aggregation) mit einem anderen Band verwenden, um die Downlink-Geschwindigkeit zu erhöhen.

Die Auktion läuft noch, bis keine Gebote mehr eingehen. Dabei wird Montags bis Freitag von 8:00 bis 18:00 Uhr in Runden von jeweils 60 Minuten geboten, in denen jeder Bieter für die gewünschten Frequenzpakete ein Gebot abgeben kann. Die Höchstgebote werden jeweils nach der Runde auf der Internetseite der Bundesnetzagentur veröffentlicht.

Update 9. Juni, 12:30 Uhr: Korrektur des Einsatzzwecks der 1500-MHz-Frequenzen im vorletzten Absatz: SDL statt TDD/Time Division Duplex. Ergänzung der Mindestgebote im

Siehe dazu auch bei heise Netze:

(vbr)