Führungswechsel bei StudiVZ - Facebook feiert Geburtstag

Markus Berger-de Leon geht nach einem Jahr bei StudiVZ zurück zu Abacho. Für ihn übernimmt sein Vorgänger Clemens Riedl erneut den Vorsitz der Geschäftsführung. Facebook vermeldet unterdessen pünktlich zum 6. Geburtstag, dass bei den Nutzerzahlen die 400-Millionen-Marke geknackt worden sei.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 44 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

Markus Berger-de Leon gibt die Geschäftsführung der VZ Netzwerke nach nur einem Jahr an der Spitze der Holtzbrinck-Tochter wieder ab. Für ihn übernimmt Clemens Riedl den Vorsitz der Geschäftsführung, der nun auch Finanzchef Thomas Baum und Technikleiter Jodok Batlogg angehören. Riedl hatte die Geschicke des Unternehmens bereits interimsweise geleitet, nachdem Marcus Riecke im Oktober 2008 seinen Hut nehmen musste. Anfang 2009 hatte dann Berger-de Leon das Ruder beim Betreiber von StudiVZ, SchülerVZ und MeinVZ übernommen.

Der ausgeschiedene Netzwerk-Boss soll sich nun wieder ganz seinen Aufgaben als Vorstandsvorsitzender des Suchmaschinenbetreibers Abacho AG widmen, ebenfalls eine Beteiligung der Holtzbrinck-Gruppe. Berger-de León habe "die vor rund einem Jahr übernommenen strategischen Projekte bei VZ erfolgreich abgeschlossen", lobt der ehemalige Arbeitgeber in einer Mitteilung. "Wir danken Markus Berger-de León für seine exzellente Arbeit bei den VZ Netzwerken", erklärte Jochen Gutbrod, Geschäftsführer von Holtzbrincks Digitalsparte.

Allerdings mehren sich die Anzeichen, dass im Hause VZ nicht nur eitel Sonnenschein herrscht. Während der Amtszeit von Berger-de Leon hat Hauptkonkurrent Facebook in Deutschland eine imposante Aufholjagd hingelegt. Auf dem Papier haben die drei VZ-Netzwerke mit insgesamt rund 14 Millionen Mitgliedern noch die Nase vorn. Für StudiVZ gibt der Betreiber 6 Millionen Nutzer an, rund 5,5 Millionen sind es demnach bei SchülerVZ. MeinVZ, das im Hinblick auf die Zielgruppe der Hauptkonkurrent für Facebook sein sollte, soll 4 Millionen Nutzer haben.

Facebook selbst nennt keine Nutzerzahlen für Deutschland. In den Medien werden Zahlen zwischen vier und fast sieben Millionen kolportiert – letztere stammt aus der Werbestatistik der Plattform. Die Wahrheit wird irgendwo dazwischen liegen. Weltweit soll in dieser Woche die 400-Millionen-Marke geknackt werden, teilte Gründer Mark Zuckerberg am Freitag anlässlich des 6. Geburtstags der Plattform mit. Seit März 2008 gibt es Facebook auch in deutscher Sprache, in nicht einmal zwei Jahren hat es die Plattform auf ernstzunehmende Größe gebracht. Konkurrent StudiVZ – ohnehin vom US-Vorbild inspiriert – gibt es seit 2005.

Das Problem für Holtzbrinck ist, dass Facebook weiter wächst, während die VZ-Netze offenbar ihren Zenit überschritten haben. Die Prognosen fallen derzeit nicht gut aus. Das Fachblatt Horizont attestiert den Plattformen fehlende Konkurrenzfähigkeit: Facebook arbeitet intensiver an der Entwicklung der Plattform (derzeit angeblich an einem eigenen E-Mail-Dienst), ist gut vernetzt und hat internationales Flair. Vor allem aber vermag Facebook neue Nutzer außerhalb der VZ-Zielgruppen Schüler und Studenten anzuziehen. Facebook ist also – wenn man so will – das Netzwerk für Erwachsene.

Auch bei Bekanntheit und der werberelevanten Reichweite gerieten StudiVZ und die Schwesterportale ins Hintertreffen. Bei einer repräsentativen Umfrage unter 2000 Internetnutzern ab 16 Jahren gaben mehr als die Hälfte (57 Prozent) an, Facebook zu kennen. 41 Prozent der Befragte kannten StudiVZ, das beim Bekanntheitsgrad im Vorjahr noch mit 34 Prozent an der Spitze vor MySpace und Facebook (16 Prozent) gestanden hatte. 40 Prozent der Befragten waren jetzt Mitglied bei Facebook, während nur 29 einen Account bei StudiVZ haben.

Beide Plattformen haben in der Vergangenheit für Negativschlagzeilen gesorgt. Facebook wird mit steigender Bedeutung auch stärker von Datenschützern beobachtet, denen der sorglose Umgang der Netzjugend mit persönlichen Daten Sorgen bereitet – und was Facebook damit anstellt. Auch StudiVZ hat einige Image-Kratzer abbekommen, von Eskapaden der Gründer war zu lesen und Datenschutz-Problemen sowie dem Selbstmord eines angeblichen Erpressers. Das konnte auch der abgetretene CEO nicht verhindern. Immerhin zog StudiVZ unter seiner Führung einen Schlussstrich unter den Plagiatsstreit mit Facebook. Billig wird das allerdings nicht gewesen sein. (vbr)