G7 bekennen sich erstmals zum Ende der Kohleverstromung, Atomkraft bleibt Option

Die Umweltminister der G7-Staaten wollen mehr gegen den Klimawandel unternehmen, auch gegen das Artensterben und den Plastikmüll.

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Die Klima-, Energie- und Umweltminister der G7 trafen in Berlin zusammen.

(Bild: BMUV / Toni Kretschmer)

Lesezeit: 3 Min.

Die Energie- und Umweltminister der G7 haben sich erstmals dazu bekannt, aus der Kohleverstromung auszusteigen. Das geht aus der Abschlusserklärung hervor, die sie nach ihrem Treffen in Berlin abgegeben haben. "Die G7 verpflichten sich erstmalig zum Ziel einer überwiegend dekarbonisierten Stromversorgung bis 2035. Sie bekennen sich außerdem erstmalig dazu, ihre Kohleverstromung zu beenden", erklärte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

Ein Ende der Stromgewinnung aus Atomkraft streben die sieben großen Industriestaaten Deutschland, USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Japan und Italien hingegen nicht gemeinsam an. "Jene Länder, die sich für ihre Nutzung entscheiden, bekräftigten die Rolle der Kernenergie in ihrem Energiemix", heißt es in der Abschlusserklärung (PDF). Im Gegensatz zu Deutschland bekennen sich unter anderem Frankreich und Großbritannien zur Atomkraft und betreiben ihren Ausbau.

Bei der Atomkraft gehe es darum, erschwingliche kohlenstoffarme Energie bereitzustellen, heißt es weiter in der Erklärung. Mit ihrer Grundlastenergie und Netzflexibilität soll Atomkraft zur Energieversorgungssicherheit beitragen. Fortschrittliche Nukleartechnik wie kleine modulare Reaktoren (SMR) könnten innerhalb des nächsten Jahrzehnts wahrscheinlich dazu beitragen, dass mehr Länder weltweit Atomkraft als Teil ihres Energiemixes übernehmen. Die G7 betonen, dass die höchsten Standards der nuklearen Sicherheit für alle Länder wichtig seien.

Die deutsche Bundesregierung meint, mit dem Treffen der G7-Minister sei "ein starkes Signal für mehr Klimaschutz mit Blick auf die 1,5-Grad-Grenze und Solidarität mit den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Ländern" gesendet worden. Dabei gehe es ihnen nicht nur um die Klima- und Energiekrise, sondern auch um das massenhafte Artenaussterben und die Verschmutzungskrise.

Die G7 verpflichten sich laut Abschlusserklärung, bis Ende 2022 die direkte internationale öffentliche Finanzierung fossiler Energieträger zu beenden. Ausnahmen davon könne es geben, wenn diese im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen stehen. Dabei wollen die G7 Entwicklungsländer in ihren Bemühungen stärker unterstützen und die Klimafinanzierung bis 2025 verdoppeln. Dabei haben sie besonders den Blick auf Länder, die besonders vom Klimawandel betroffen sind.

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Die sieben großen Industriestaaten wollen ihre Klimaambitionen steigern, indem sie sektorale Ziele wie zu den Erneuerbaren Energien stärken oder stärker gegen den Ausstoß von Methan vorgehen. Der Verkehrssektor soll bis 2030 "im hohen Maß" dekarbonisiert sein. Dafür soll der Verkauf, Anteil und Benutzungsgrad von Zero Emission Vehicles wie Elektroautos bedeutend erhöht werden. Auch haben sich die G7 darauf verständigt, dass die Industrie dekarbonisiert werden muss; hier heben sie die Produktion von Stahl und Zement hervor. Mit dem G7 Hydrogen Action Pact wollen sie für einen Markthochlauf des grünen Wasserstoffs sorgen.

"Noch in diesem Jahr muss ein neuer globaler Rahmen für den Biodiversitätsschutz verabschiedet werden", heißt es weiter von den G7. Daher müsse die Weltnaturschutzkonferenz 2022 stattfinden. "Das globale Artenaussterben schreitet schnell voran, die Folgen sind dramatisch. Einen weiteren Aufschub darf es nicht geben." Vor diesem Hintergrund erhöhen die G7 sie Artenschutz-Finanzierung.

Die G7-Länder haben sich außerdem verpflichtet, gegen die Plastikverschmutzung vorzugehen, noch bevor ein globales Abkommen verabschiedet wird. Dabei geht es insbesondere darum, unnötiges und problematisches Plastik zu vermeiden und die tatsächlichen Kosten der Umweltschäden zu benennen. Die Verursacher sollen international belangt werden können, die Lieferketten transparenter und dadurch die Wege von Plastikprodukten sowie -abfällen nachvollziehbarer werden.

(anw)