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"Path of Exile 2": Das Hack'n'Slay, das "Diablo 4" gefährlich werden kann

"Diablo 4" will das Hack'n'Slay-Genre für ein Jahrzehnt dominieren. Doch die Gamescom-Demo zeigt: "Path of Exile 2" könnte "Diablo" das Handwerk legen.

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(Bild: Grinding Gear Games)

Lesezeit: 5 Min.
Inhaltsverzeichnis

Blizzards "Diablo"-Spiele sind die Übermacht im Hack'n'Slay-Genre, die andere Studios schwer antasten können. Einem neuseeländischen Studio ist es aber wirklich zuzutrauen, dem jüngst erschienenen "Diablo 4" auf absehbare Zeit ernsthaft gefährlich zu werden: Grinding Gear Games hatte auf der Gamescom seinen neuen Titel im Gepäck: "Path of Exile 2" hinterließ einen bärenstarken Eindruck.

Eingefleischte Genre-Fans kennen den ersten Teil schon. "Path of Exile" ist ein schonungslos komplexes Free2Play-Spiel, das für seine schier endlosen Inhalte und seinen grotesk riesigen Skilltree bekannt ist. Teil 2 setzt die Geschichte des ersten Teiles fort und verfeinert das Gameplay und die Grafik. Auf der Gamescom konnte heise online selbst Hand anlegen und mit Game Director Jonathan Rogers sprechen.

Zwischen "Diablo 4" und "Path of Exile 2" bahnt sich ein jahrelanger Zweikampf an, beide Spiele verlangen Unmengen an Zeit. Und doch unterscheiden sie sich im Kern, meint Rogers. "'Diablo' ist in eine andere Richtung gegangen als wir, es ist fast ein MMO. Wir sind in die Action-Richtung gegangen und vergleichen uns eher mit Spielen wie 'Elden Ring'".

Das drückt sich zum Beispiel durch Cooldowns aus: In "Diablo 4" muss man nach Einsatz vieler Fähigkeiten eine Weile warten, bis man sie wieder benutzten kann – wie aus MMOs bekannt. "Path of Exile 2" verzichtet dagegen fast komplett auf Cooldowns: Man soll seine Fähigkeiten einfach dann einsetzen, wenn es gerade Sinn ergibt.

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Dass man dabei nicht immer nur ein und dieselbe Fähigkeit benutzt, liegt im cleveren Kombo-System des Action-RPGs. Grinding Gear legt viel Wert auf Zusammenspiel der einzelnen Skills, der Druide kann etwa einen Vulkan heraufbeschwören, der Feuerbälle speit. Erschüttert man neben dem beschworenen Vulkan den Boden, feuert er mehr Geschosse ab.

Also ergibt es Sinn, erst in Menschengestalt einen Vulkan zu beschwören, bevor man sich in einen Bären verwandelt und dessen Ground-Slam-Fähigkeit in seiner Nähe benutzt. Mit Skillgems kann man dafür sorgen, dass der Boden beim Slam noch häufiger erschüttert wird, was die Kombo wiederum weiter stärkt.

Überhaupt kann man mit den Skillgems viel anstellen. Verschiedene von ihnen kann man mixen, um Trigger und Effekte festzulegen. So kann man mit der richtigen Kombination etwa einstellen, dass jede Verwandlung in einen Bären zusätzlich einen Blitzsturm vom Himmel donnern lässt. Weil sich Skillgems auch klassenübergreifend einsetzen lassen, können Druiden so auch Fähigkeiten von anderen Klassen einsetzen.

Das bedeutet deutlich mehr Freiheit und Tiefe, als man sie etwa bei "Diablo 4" hat. Der wichtigste Unterschied liegt aber in der Spielwelt selbst: "Diablo 4" setzt auf eine offene, mit anderen Spielern geteilte Welt. Damit alle Regionen der offenen Welt von Anfang bis Ende relevant bleiben, skalieren die Gegner im Level mit dem Spieler. Man ist also nie zu stark oder zu schwach, weil sich die Dämonen stets am Spielerlevel ausrichten.

Die Karten von "Path of Exile 2" werden prozedural generiert. Gegner haben ein festes Level. Wer sich schwertut, muss also einfach ein bisschen länger farmen.

(Bild: Grinding Gear Games)

"Aus meiner Sicht macht das Fortschrittsgefühl zunichte", sagt Rogers. In "Path of Exile 2" haben alle Gegner in den verschiedenen Regionen festgelegte Levels. Wer sich zu schwach fühlt oder mechanisch nicht gut genug ist, kann also einfach etwas länger farmen. Zudem bleibt so das Gefühl erhalten, im Spielverlauf stärker zu werden.

Während die komplette Spielwelt in "Diablo 4" handgemacht ist, werden die einzelnen Maps in "Path of Exile 2" größtenteils prozedural generiert. Fremden Spielern soll man dort nicht über den Weg laufen. Wer will, kann sich aber mit Freunden zusammenschließen.

Dass "Path of Exile 2" mit "Diablo 4" mithalten könnte, liegt aber nicht nur an mechanischer Komplexität und cleveren Design-Entscheidungen. Grinding Gear Games scheint das Kunststück zu schaffen, auch bei den Produktionswerten Augenhöhe mit Blizzard zu halten. Grafisch ist "Path of Exile 2" eine makabre Augenweide. Waffen, Zauberei und Klauenschläge krachen befriedigend. So ist es eine große Freude, die abwechslungsreichen Gegnertypen mit präzise durchdachten Kombos in Grund und Boden zu stapfen.

Angst vor "Diablo 4" hat Rogers also nicht. Im Gegenteil: "Das ganze Marketing von Blizzard hilft uns auch. In den Kommentaren sind immer Leute, die auf 'Path of Exile' hinweisen." Die Spielerzahlen von "Path of Exile 1" sind daher zuletzt sogar gestiegen.

Teil 2 wirkt zwar in der Gamescom-Demo schon sehr reif, braucht aber noch eine gewisse Zeit. Die Beta des Free2Play-Spiels soll am 7. Juni 2024 verfügbar werden. Geld will Grinding Gear Games wieder mit dem Verkauf von Kostümen erwirtschaften, für die teilweise Preise jenseits der 50 Euro aufgerufen werden.

(dahe)