GeForce-Grafikkarten: Investoren verklagen Nvidia wegen Umsatzverschleierung

Führende Nvidia-Manager, darunter CEO Jensen Huang, sollen den Aktienkurs infolge des Mining-Booms von 2017 bis 2018 künstlich aufgebläht haben.

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GeForce-Grafikkarten: Investoren verklagen Nvidia wegen Krypto-Mining

(Bild: c't)

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Eine Gruppe von Investoren verklagt Nvidia in Kalifornien wegen mutmaßlicher Falschaussagen zum Einfluss von Krypto-Minern auf die eigenen Umsatzzahlen. Der Chiphersteller spielte die Bedeutung des Mining-Booms in Analystenkonferenzen über mehrere Quartale hinweg herunter, musste nach der geplatzten Blase im Herbst 2018 jedoch zugeben, dass man sich bei der Bedeutung des Krypto-Minings verschätzt habe.

Laut der Klageschrift, die The Register vorliegt, wurden im Zeitraum vom 10. Mai 2017 bis 14. November 2018 rund 60 Prozent aller GeForce-Grafikkarten an Betreiber von Mining-Farmen verkauft – das entspräche einem Gegenwert von über einer Milliarde US-Dollar. Miner setzten eigentlich für Spieler gedachte GPUs ein, um Kryptogeld wie Ether (die Währung von Ethereum) zu schürfen und damit Geld zu verdienen. Nvidias Manager hätten über den Anteil der Verkäufe an Miner genau Bescheid gewusst, deren Bedeutung jedoch strategisch heruntergespielt.

Laut einer Analyse der Consulting-Firma Prysm Group soll Nvidia 1,126 Milliaden US-Dollar Umsatz fälschlicherweise als Verkäufe an PC-Spieler angegeben haben.

(Bild: Prysm Group, Klageschrift gegen Nvidia )

Im Sommer 2017 brachte Nvidia spezielle Mining-Karten ohne Bildausgänge in den Handel und verbuchte deren Verkäufe in den Geschäftszahlen laut den Klägern unter "OEM und IP" – von GeForce-Grafikkarten getrennt. "OEM und IP" sollte demnach fast sämtliche Krypto-Einnahmen enthalten, das Wachstum der GeForce-Sparte wäre laut Nvidia hingegen auf PC-Spieler zurückzuführen gewesen.

Die Kläger führen E-Mails und Videos von Meetings an, die beweisen sollen, dass Nvidia die Verkäufe von GeForce-Grafikkarten an Miner genau nachverfolgt habe. Dazu habe Nvidia zum einen gängige Marktanalysen angewandt und zum anderen die Nutzung über die eigene GeForce-Experience-Software nachvollzogen, die standardmäßig zum Treiberpaket gehört.

Nvidias Aktie stieg über zwei Jahre hinweg von etwa 100 auf über 240 Euro im September 2018. Die Investoren führen aus, dass sie den Aktienkurs anders eingeschätzt hätten, wenn sie über den Anteil der wahren Krypto-Verkäufe informiert gewesen wären. Denn bei Minern gebe es anders als bei PC-Spielern keinerlei Kundenbindung – Miner würden rein nach Bedarf kaufen.

Im Laufe des Jahres 2018 brachen die Preise für Krypto-Währungen schließlich ein und damit auch die Nachfrage an Grafikkarten zum Schürfen. Nvidias Umsatz ging im Jahresvergleich zurück und die Lager waren mit GeForce-GTX-1060-Grafikkarten überflutet – einem beliebten Modell zum Minen. Der Chiphersteller stoppte daraufhin den Verkauf entsprechender GP106-Grafikchips an Partnerhersteller und verzögerte die Vorstellung der Nachfolgerin GeForce RTX 2060 bis Anfang 2019. Der Aktienkurs halbierte sich in dem Zeitraum auf 120 Euro.

Das Tief hat Nvidia inzwischen überwunden: Der GeForce-Sparte geht es mit Umsätzen von über 1,7 Milliarden US-Dollar pro Quartal so gut wie nie und die Aktie steht wieder bei deutlich über 300 Euro. (mma)