Google Glass neu gedacht: Simultandolmetsch durch Untertitel auf der Google I/O

Zum Abschluss der Keynote der Google I/O zeigt Sundar Pichai den Prototypen einer Brille, die Gesprochenes erkennt, übersetzt und als Untertitel einblendet.

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Eine Frau trägt eine Brille. Neben ihrem Kopf ist Text eingeblendet: "...saying, just transcribed for you in real-time. Kind of like, subtitles for the world."

Screenshot aus einem PR-Video für den Prototypen einer Simultandolmetschbrille, den Sundar Pichai auf der Google I/O 2022 vorgestellt hat.

(Bild: Google/Screenshot)

Lesezeit: 3 Min.

Eine Brille, die Sprache hört, erkennt, notfalls übersetzt und als Untertitel einblendet – daran arbeitet Google. Das hat Konzernchef Sundar Pichai zum Abschluss der Eröffnungspräsentation (Keynote) der Google I/O 2022 verraten. Ein aufwendig gestaltetes Video zeigte das ausdrücklich als frühen Prototypen bezeichnete Augmented-Reality-Gerät.

"Die Magie von Augmented Reality wird Wirklichkeit, wenn man sie in der echten Welt nutzen kann, ohne dass die Technik im Weg steht", sagte Pichai auf der Google I/O. Anstatt dass Menschen sich immer mehr in ihre Geräte vertiefen und ihrer Umwelt immer weniger Beachtung schenken, möchte er Technik entwickeln, die den Fokus wieder auf das wirkliche Leben lenkt.

"Nehmen wir Sprache als Beispiel. Sie ist so wichtig für Verbindungen miteinander", erläuterte der Manager, "Aber: Jemanden zu verstehen, der eine andere Sprache spricht, oder einer Unterhaltung zu folgen, wenn man gehörlos ist, kann eine echte Herausforderung sein." Auftritt der Prototyp, der an die vor zehn Jahren auf der Google I/O 2012 erstmals als Prototyp angekündigte Gerät Google Glass erinnert.

Einen Namen für das aktuelle Projekt hat Pichai nicht verraten. Sein Ziel ist eine Brille, die Verständnis zwischen Menschen im echten Leben verbessert, ohne dass der Augenkontakt verloren geht oder sie durch Tonausgabe abgelenkt werden. Der in der Brille versteckte Winzigcomputer hört, was das Gegenüber sagt, erkennt das Gesagte, und setzt es – für Schwerhörige und Gehörlose – direkt in Untertitel um, die nur für den Brillenträger sichtbar eingeblendet werden.

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Augmented Reality (AR), wie sie im Buche steht. Bei Sprachbarrieren aufgrund unterschiedlicher Sprachen wird die erkannte Sprache vor der Ausgabe als Untertitel noch in eine Sprache übersetzt, die der Brillenträger lesen und verstehen kann. Was in Star Trek der eher unglaubwürdige Universalübersetzer ist, könnte als Simultandolmetschbrille Wirklichkeit werden.

Googles PR-Video zeigt einige Anwenderbeispiele: Mutter und Tochter, die unterschiedliche Sprachen sprechen, eine gehörlose Frau, die nun bei gesprochenen Unterhaltungen mitlesen kann, und ein Fahrradmechaniker, der zwar viele englischsprachige Kunden hat, deren Sprache aber nicht beherrscht. Sie alle zeigen sich enthusiasmiert.

Technische Angaben zu dem Prototypen machte Pichai nicht. Dass es überhaupt je ein kommerziell verfügbares Produkt wird, muss sich erst zeigen. Google arbeitet an mehreren AR-Geräten parallel, die in der Regel unter Verschluss bleiben. Die Erwartungshaltung ist nach der Vorstellung auf der Google I/O jedenfalls hoch.

Erste Erfahrungen mit Google Glass konnte heise online 2013 sammeln; das Aufsehen im selben Jahr war groß, als die c't die erste Google Glass nach Deutschland bringen konnte. Die Öffentlichkeit und diverse Start-ups hegten Erwartungen, die Google Glass nicht nur nicht erfüllen konnte, sondern die es gar nicht angetreten war zu erfüllen. Die Suche nach sinnvollen Anwendungen für Google Glass gestaltete sich langwierig, und die Tonausgabe über Knochenleitung oder kleine In-Ohr-Kopfhörer war immer ein Schwachpunkt.

Doch hat das Unternehmen Google Glass nie aufgegeben. Das könnte sich noch bezahlt machen. Da schadet es nicht, dass klobige Brillen in Mode gekommen sind.

(ds)