Zu teuer: Google wird in Kanada nicht mehr auf Nachrichten verlinken

Google stellt die Unterstützung kanadischer Nachrichtenverlage ein. Grund ist ein neues Gesetz, das Google dafür zur Kasse bitten will.

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Schild "The Daily News"

The Daily News erschien in der Pazifikstadt Prince Rupert von 1911 bis 2010.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 4 Min.

Google wird in Kanada keine Links zu kanadischen Nachrichten mehr anzeigen. Das betrifft sowohl die Suchmaschine als auch Google News und Google Discover (vormals Google Feed, ehemals Google Now). Grund ist das neue Gesetz Online News Act, das Meta und Google erhebliche Zahlung auferlegt, wenn sie Nachrichten oder den Zugriff auf Nachrichten in irgend einer Weise fördern. In Kanada ist das umstrittene Gesetz als C-18 oder schlicht Link Tax bekannt.

Meta hat schon vergangene Woche angekündigt, bald auf Instagram und Facebook in Kanada Nachrichtenartikel zu sperren. Jetzt bestätigt auch Google seinen Rückzug. Beide Konzerne haben diese Schritte bereits während des Gesetzgebungsprozesses wiederholt angekündigt. Kein Wunder: Die Kosten wären enorm. Das unabhängige Budgetbüro (PBO) des kanadischen Parlaments geht davon aus, dass Google und Meta unter dem Gesetz etwa 30 Prozent der gesamten Kosten für die Erstellung von Nachrichteninhalten in Kanada bestreiten müssten, sofern sie weiterhin auf kanadische Nachrichten verlinken. Das Gesetz verlangt dabei ausdrücklich Zahlungen auch für Werknutzungen, die unter kanadischem Urheberrecht legal und grundsätzlich kostenfrei sind.

Geschätzt mehr als 329 Millionen kanadische Dollar (aktuell 228 Millionen Euro) sollen Google und Meta jährlich nach Kanada, das 40 Millionen Einwohner hat, überweisen. Da das Gesetz keine Grenze zieht, könnte es noch teurer werden. In einer Excel-Tabelle versteckt das PBO die Aufteilung dieses hypothetischen Kuchens: Der Löwenanteil würde nicht an kleine, strauchelnde Verleger lokaler Zeitungen oder indigener Medien gehen, sondern an die großen Kabel- und Telecom-Konzerne wie Bell und Rogers sowie den öffentlichen Rundfunk CBC. Sie würden sich 247,7 Millionen Dollar aufteilen, die kanadischen Journalismusunternehmen 81,55 Millionen Dollar.

Ebenfalls enorm hören sich die Statistiken der Suchmaschine Google an: 3,6 Milliarden mal haben Kanadier 2022 einen Link zu einer Nachrichtenseite angeklickt. Das sind aber nicht einmal zwei Prozent aller kanadischen Suchanfragen. Die Referrals hätten einen Marktwert von 250 Millionen Dollar jährlich, sagt der Betreiber, und fügt hinzu, Verlage auch auf andere Weise zu unterstützen: Partnerschaften mit Trainings, Software, Online-Ressourcen und Bezahlung für bei Google News gezeigte Inhalte, die sonst hinter Bezahlschranken stehen (Google News Showcase).

"Wir sind bereit, mehr zu tun", versichert Google, "Wir können das aber nicht in einer Weise tun, die kaputt macht, wie das Web funktioniert und Suchmaschinen arbeiten sollen, und die untragbare Unsicherheiten für unsere Dienste und Finanzen erzeugt." Den Google News Showcase wird Google auch einstellen, was auch ein Ende für die entsprechenden Zahlungen an die Verlage bedeutet.

Gleichzeitig wirft Google die Tür nicht ganz zu: Der Datenkonzern möchte erst einmal die Ausführungsverordnungen abwarten, die der zuständige Minister jetzt unter dem neuen Gesetz ausarbeiten soll. "Wir hoffen, dass die Regierung einen gangbaren Weg vorwärts aufzeigen wird", betont Kent Walker, der bei der Google-Holding Alphabet für Außenpolitik zuständig ist. Doch der zuständige Minister in Kanada fühlt sich gemobbt und will nichts ändern.

Google will die Links entfernen, sobald das Gesetz greift. Das ist mit Verlautbarung der ersten Ausführungsverordnung der Fall; sie wird noch dieses Jahr erwartet. Anschließend stehen Verfahren bei der Regulierungsbehörde CRTC an, an denen sich Google ebenfalls beteiligen möchte. Das ist kein leichtes Unterfangen: Die Behörde ist in Kanada für ausführliche Verfahren, kreative Aktenführung und bestens versteckte Informationen bekannt.

(ds)