Google will Kartendaten zu Geld machen

Google beginnt mit dem Verkauf von Kartendaten an Solar-Unternehmen. Im ersten Jahr sollen 100 Millionen US-Dollar Umsatz generiert werden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 36 Kommentare lesen
Schild "Maps" und "Google Developers" von einem Ausstellungsstand

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Google plant, neue Sätze von Kartierungsdaten an eine Reihe von Unternehmen zu lizenzieren, damit diese Produkte rund um erneuerbare Energien entwickeln können. Der US-Tech-Konzern hofft, damit im ersten Jahr bis zu 100 Millionen US-Dollar zu generieren. Das berichtete am Montag der US-Nacheichtensender CNBC.

Wie CNBC erfahren haben will, plant Google, den Zugang zu neuen APIs (Application Programming Interfaces), also Anwendungsprogrammierschnittstellen, mit Solar- und Energieinformationen sowie Luftqualität zu verkaufen. Eines der Angebote wird demnach eine Solar-API sein, die von Solarinstallateuren wie SunRun und Tesla Energy sowie von Solardesignunternehmen wie Aurora Solar genutzt werden könnte. Das geht aus einer Liste von Beispielkunden hervor, die CNBC einsehen konnte. Als weitere mögliche Kunden sieht Google Immobilien- und Versorgungsunternehmen sowie das Gastgewerbe.

Einige Daten für die Solar-API sollen, so CNBC, aus dem im Jahr 2015 von Google gestarteten verbraucherorientierten Pilotprojekt namens Project Sunroof stammen. Project Sunroof funktioniert als eine Art Solarrechner, der es Nutzerinnen und Nutzern ermöglicht, ihre Adresse einzugeben und geschätzte Solarkosten zu erhalten, wie z. B. Einsparungen bei der Stromrechnung oder die Größe der benötigten Solaranlage. Vermutlich weiß Google aber selten, welche Restlebensdauer ein bestimmtes Hausdach noch hat – das ist aber ein wesentlicher Faktor zur Berechnung der Wirtschaftlichkeit von Solaranlagen auf dem Dach.

Die Anwendung bietet darüber hinaus 3D-Modelle von Gebäudedächern und Bäumen in der Umgebung auf der Grundlage von Google Maps-Daten. Überhaupt ist Google Maps im Lauf der Jahre zu einem umfassenden Infotool geworden. Im Jahr 2005 begann Google Maps als einfache Online-Karte; heute sind mit dem Dienst viele Informationen und Funktionen verknüpft.

Google plane den Verkauf von API-Zugang zu einzelnen Gebäudedaten sowie von aggregierten Daten für alle Gebäude in einer bestimmten Stadt oder einem bestimmten Landkreis, schreibt CNBC in Berufung auf das eingesehene Dokument. Demnach verfüge Google über Daten für mehr als 350 Millionen Gebäude. Im Jahr 2017 hatte Project Sunroof noch 60 Millionen Gebäude ausgewiesen.

Internen Kalkulationen zufolge, könnten die Solar-APIs von Google im ersten Jahr nach der Markteinführung einen Umsatz zwischen 90 und 100 Millionen US-Dollar generieren. Darüber hinaus plant Google auch die Ankündigung einer Luftqualitäts-API, über die Kundinnen und Kunden Daten zur Luftqualität, wie z. B. Schadstoffe und gesundheitsbezogene Empfehlungen für bestimmte Orte, abrufen können.

Google versucht seit geraumer Zeit, seine Kartenprodukte zu monetarisieren. Derzeit lizenziert das Unternehmen seine Mapping-API für die Navigation an Unternehmen wie Uber. Der Fahrdienstleister zahlte Google im Jahr 2019 demnach 58 Millionen US-Dollar über drei Jahre. Wieviel das Maps-Geschäft dem Konzern insgesamt einbringt, gibt Google nicht an, aber Analysten zufolge war es in der Vergangenheit eines der am schlechtesten monetarisierten Produkte von Google. Das soll sich in Zukunft ändern.

(akn)