Große Messe und unseliger Wettbewerb – die Fotonews der Woche 7/2024

Die Fotomesse CP+ steht an, Sonys A9 III zeigt sich, und die Hintergründe der Taylor-Swift-Fakes werden klarer.

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Jedes realistische Bild eines Mammuts ist heute digital erzeugt – dieses aber als Video von der neuen KI namens "Sora".

(Bild: OpenAI, Screnshot: heise online)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Nico Ernst
Inhaltsverzeichnis

In der kommenden Woche startet mit der CP+ im japanischen Yokohama die wichtigste Fotomesse der Welt. Wie üblich gibt es im Vorfeld zahllose Gerüchte, die alle schwer einzuordnen sind. Neue Kameras sollen angeblich von Canon, Fujifilm und Ricoh erscheinen, teils vor, teils während der CP+. Was davon wirklich eintritt, darüber soll an dieser Stelle nicht spekuliert werden, denn bis zu den vermeintlichen Vorstellungen sind es nur noch wenige Tage. Und die dauert es auch noch, bis wir vollständige Testergebnisse der Sony A9 III präsentieren können, denn die Kamera traf vor wenigen Tagen tatsächlich in der Redaktion ein.

Vorwegnehmen können wir aber nach Sichtung der ersten Testbilder aus dem Labor, dass die mit Vorseriengeräten von Kollegen beobachteten leichten Schwächen bei Rauschverhalten, Kontrast und Auflösung sich auch bei uns gezeigt haben. Das ist Jammern auf hohem Niveau, mit High-End-DSLRs – welche der neue Sportbolide wohl häufig ersetzen soll – kann die A9 III auf jeden Fall mithalten. Und die 120 Raw-Bilder pro Sekunde bei voller Auflösung sind derzeit nun mal konkurrenzlos, also schleppen wir den Profiklotz auch noch auf einige Events um zu prüfen, wie die Praxis aussieht.

Geprüft wird derzeit auch noch, wie die pornografischen KI-Fakes der Sängerin Taylor Swift zustande kamen – und wohl auch, durch wen. Das Analyseunternehmen Graphika, das sich auf die Dynamiken von Social Media spezialisiert hat, will den Ursprung der Bilder bis ins berüchtigte Onlineforum 4chan verfolgt haben. Dort gebe es einen ständigen Wettbewerb um Tricks, wie sich die Filter bei Prompts für KI-Generatoren umgehen lassen. Wochenlang, so die Forscher, hätten die Forennutzer an geeigneten Techniken gearbeitet.

Erstellt worden sein sollen die Bilder unter anderem mit OpenAIs Dall-E sowie dem Bing Image Creator. Zumindest OpenAI bestreitet das. Während noch nicht einmal die Urheberschaft und die Technik klar sind, läuft die Gesetzgebungsmaschine der USA schon auf Hochtouren. So sollen auch rein fiktive Bilder mit sexuellem Inhalt, denen die dargestellte Person nicht zugestimmt hat, illegal werden. Das dürfte ohnehin – nach laienhafter juristischer Meinung – mindestens eine Verletzung von Persönlichkeitsrechten darstellen, und ist damit bei uns bereits jetzt strafbar.

All das soll nicht von den unmittelbar Betroffenen ablenken, denn auch die reagieren: Wer, wie Frau Swift, in seiner Privatsphäre so bedroht wird, schottet sich immer weiter ab. Und so ist es nur folgerichtig, dass Swift, wie einst Elon Musk, gegen die Verfolgung ihres Privatjets vorgeht. Weil einige wenige meinen, die Grenzen von Recht und Technik ausloten zu müssen, werden Onlineangebote wieder einmal für alle schlechter. Und das wird sich wohl bald wiederholen, denn OpenAI hat in dieser Woche seinen KI-Videogenerator "Sora" vorgestellt. Der ist meilenweit mächtiger als die Deepfakes der letzten Jahre und wird solche Personengruppen wohl erneut anstacheln.

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Unsere Empfehlung für einen Long Read zum Wochenende dreht sich um eine besondere analoge Kamera von 1979, die zu Unrecht nicht den Kultfaktor der heute hoch gehandelten Nikon F oder Leica M aus dieser Zeit erreicht hat. Das ist für Sammler und Analogfans aber von großem Vorteil, denn gute Bilder macht die winzige Sucherkamera Olympus XA auch heute – und sie ist viel billiger zu haben. Dan Bracaglia hat das für DPreview ausprobiert, das hervorragende 35-Millimeter-Objektiv mit sechs Linsen ist nach wie vor beeindruckend.

Vor allem, weil die XA nur etwa handflächengroß ist, und trotzdem mit herkömmlichem Kleinbildfilm arbeitet. Der hat nicht nur eine viel höhere Auflösung als die damals in Deutschland beliebten Pocket-Filme für entsprechende Kameras, sondern ist auch heute noch gut verfügbar. Die XA nahm viele Designmerkmale späterer Kompaktkameras vorweg und ging auch ganz eigene Wege. Erwähnt sei nur der Kombihebel am unteren Rand, der je nach Position für Belichtungskorrektur, Selbstauslöser oder Batterietest dient. Nicht einmal Apple würde sich, um die Zahl der Bedienelemente gering zu halten, heute solch ein Konzept noch trauen.

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