Hamburger Lehrer kämpfen für Pflichtfach Informatik

Eine Gruppe von Informatik-Lehrerinnen und -Lehrern in Hamburg setzt sich für einen verpflichtenden Informatikunterricht in der Sekundarstufe I ein und bittet online um Unterstützung für dieses Anliegen.

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Von
  • Dorothee Wiegand

Mit einer Online-Petition wollen Hamburger Lehrerinnen und Lehrer Unterstützung für Informatik als Pflichtfach organisieren.

Informatik als Pflichtfach für alle Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 7 bis 10 an Stadtteilschulen und Gymnasien – für dieses Ziel bitten Hamburger Lehrerinnen und Lehrer mit einer Online-Petition um Unterschriften. Die Initiative der Landesfachgruppe SH-HILL (Fachgruppe für Informatik-Lehrerinnen und -Lehrer in SH und HH) der Gesellschaft für Informatik (GI) ist eine Reaktion auf aktuelle Pläne des Hamburger Bildungssenators Ties Rabe.

In der Freien und Hansestadt Hamburg gibt es für Schüler ab der Jahrgangsstufe 5 einerseits Stadtteilschulen – die früheren Gesamt- und Realschulen – und andererseits Gymnasien. An den Stadtteilschulen sollte der naturwissenschaftlich-technische Unterricht im Rahmen eines sogenannten Lernbereichs Naturwissenschaften und Technik stattfinden, der auch einen verpflichtenden Informatikanteil umfasst. In einem Hamburgischen Gesetz- und Verordnungsblatt vom 1. Juli 2011 (PDF) findet sich unter anderem eine "Verordnung über die Stundentafeln der Grundschule und der Sekundarstufe I der Stadtteilschule sowie des Gymnasiums", die dies für die Stadtteilschulen, nicht aber für die Gymnasien in Hamburg so festlegt.

Zur Umsetzung dieser Verordnung erklärte der Pressesprecher der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) in Hamburg, Peter Albrecht, gegenüber heise online: "Aufgrund zahlreicher berechtigter Einwände von Eltern, Schulleitern und Fachleuten wird Schulsenator Rabe diese Umwandlung in einen Fächerkanon nicht vollziehen. Das heißt also: Die bewährte Handhabung wird fortgesetzt – Physik, Biologie und Chemie bleiben Pflichtfächer, Technik und Informatik bleiben Wahlpflichtfächer."

Sven Alisch, stellvertretender Sprecher der Fachgruppe SH-HILL, widerspricht diesem Sachverhalt im Gespräch mit heise online: "Diese Umwandlung in einen Fächerkanon wurde bereits umgesetzt. Die Verordnung des Hamburgischen Gesetz- und Verordnungsblattes ist seit zwei Jahren verbindlich. Richtig ist, dass sich der Lernbereich Naturwissenschaft und Technik in der Praxis nicht bewährt hat. Das hatte jedoch eher organisatorische, denn fachliche Gründe." Dennoch habe sich, so Alisch, durch die Umsetzung der Verordnung zum ersten Mal eine Möglichkeit ergeben, informatische Fachinhalte verpflichtend zu verankern. Die Forderung der Fachgruppe ist es nun, nach der Auflösung des Lernbereichs nicht nur die Fächer Biologie, Chemie und Physik, sondern auch Informatik als Pflichtfach zu etablieren, und zwar sowohl in den Stadtteilschulen als auch am Gymnasium.

Als Wahlpflichtfach konkurriert die Informatik mit Fächern wie Wirtschaft, DSP (Darstellendes Spiel) oder Latein. Schüler der Stadtteilschulen, die das Abitur anstreben, wählen in der Regel eine zweite Fremdsprache als Wahlpflichtfach und können dann Informatik nicht mehr belegen.

Bildungspolitik ist in Deutschland Ländersache. Entsprechend unterschiedlich sehen die Regelungen in den 16 Bundesländern aus. Informatik als Pflichtfach gibt es derzeit nur in Bayern, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Auch in Niedersachsen beklagten Informatiker bereits 2009, dass zu wenig Informatikunterricht an den allgemeinbildenden Schulen stattfindet. (dwi)