Henry Cavill verfilmt Warhammer 40.000

Der Witcher- und Superman-Star hat angekündigt, das Sci-Fi-Tabletop mit Amazon auf die Leinwand bringen zu wollen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 134 Kommentare lesen

Henry Cavill im Games-Workshop-HQ in Nottingham

(Bild: Games Workshop)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Fabian A. Scherschel

Henry Cavill ist ein Nerd – im besten Sinne des Wortes. Bevor er für Netflix als Geralt von Riva vor die Kamera trat, erzählte er in Interviews, mit welcher Begeisterung er The Witcher 3 durchgespielt und die Bücher von Andrzej Sapkowski gelesen habe. Jetzt will er diese Begeisterungsfähigkeit für ein anderes, bei Gamern innig geliebtes Spiele-Universum ausleben: Henry Cavill will Warhammer 40.000 auf die Leinwand bringen. Für ihn, der selbst Warhammer-40K-Miniaturen sammelt und bemalt, nach eigenen Angaben ein "lebenslanger Traum".

Der Star-Schauspieler war eben erst aus der Netflix-Witcher-Serie ausgestiegen, da wurde am Mittwoch bekannt, dass er ebenfalls sein rotes Cape als Superman im DC-Filmuniversum an den Nagel hängt. Nun gab er bekannt, dass er für Amazon ein Film- und Fernseh-Franchise rund um das Warhammer-40K-Universum von Games Workshop aufbauen wird. Er selbst soll dabei sowohl vor der Kamera als Schauspieler, als auch hinter den Kulissen als ausführender Produzent agieren. Laut Games Workshop war es Cavill selbst, der zusammen mit Vertigo Entertainment (Bates Motel, The Lego Movie, The Ring) bei Games Workshop vorsprach, um die Filmrechte zu erwerben. Er soll auch federführend daran beteiligt gewesen sein, diese Rechte bei Amazon unter die Haube zu bringen. Das erklärt auch, warum Cavill im Februar publikumswirksam das Games-Workshop-Hauptquartier in Nottingham besuchte. Als Produzent steht Cavill unter anderem Andy Smillie von Games Workshop zur Seite, der als Autor ein gutes Dutzend Bücher im 40K-Universum geschrieben hat.

Die Frage, die für viele Fans bei jeglicher Art von Warhammer-40K-Filmprojekten immer im Raum steht, ist: Wie nah an der Vorlage kann man diese Geschichten überhaupt erzählen? Denn Warhammer 40.000 kann viele erfolgreiche Bücher, Hörbücher und Videospiele aufweisen, in Film und Fernsehen war das Universum bisher allerdings nie gebührend vertreten. Das liegt vor allem an den Größenordnungen, in denen in diesem Universum agiert wird. Städte sind so groß wie Kontinente, Raumschiffe sind kilometerlang und haben riesige Kathedralen an Bord und die Space Marines, die zu den markantesten Akteuren im 40K-Universum zählen, sind genetisch-manipulierte Supersoldaten, die in ihrer Servo-Rüstung gut und gerne zweieinhalb Meter groß sind. Um so etwas dem Quellmaterial gebührend zu verfilmen, braucht es die Spezialeffekte eines Hollywood-Blockbusters.

Aus dieser Perspektive betrachtet ist Amazon die perfekte Wahl für eine 40K-Serie. Der Shopping- und Entertainment-Gigant aus den USA hat gezeigt, dass er keine Scheu hat, horrende Summen für Streaming-Serien auszugeben. Man kann über Die Ringe der Macht sagen, was man will, die Dichte und Qualität der Spezialeffekte waren für eine Fernsehserie äußerst beeindruckend.

Was bei vielen Warhammer-Fans ebenfalls Begeisterung für die Ankündigung Cavills auslösen könnte ist, dass er als Nerd bekannt dafür ist, das Quellmaterial der Projekte, bei denen er vor der Kamera steht, zu respektieren – ja sogar zu verehren. Gerüchten unter Witcher-Fans zufolge ist er unter anderem deswegen als Geralt aus der Netflix-Witcher-Serie ausgestiegen, weil sich deren Umsetzung seiner Meinung nach zu weit von der Buch-Vorlage entfernt hatte. Cavills Stellungnahme zum Warhammer-Projekt lässt hoffen, dass er diese Begeisterung für das Quellmaterial auch bei diesem Projekt durchsetzen wird. Cavill sagte auf Instagram: "Seit dreißig Jahren träume ich davon, das Warhammer-Universum mit Schauspielern verfilmt zu sehen. Jetzt, nach zweiundzwanzig Jahren Erfahrung in dieser Branche, fühle ich mich, als hätte ich das Fachwissen und die Erfahrung, ein Warhammer-Filmuniversum zu erschaffen." Dann spricht er die Fans direkt an: "An euch Warhammer-Fans da draußen: Ich verspreche, das IP, das wir so lieben, zu respektieren. Ich verspreche euch, etwas Vertrautes zu zeigen. Und ich verspreche, etwas fantastisches, noch nie zuvor dagewesenes zu zeigen."

Warhammer 40.000 begann als Tabletop-Wargame der damals noch winzigen Firma Games Workshop aus Nottingham im Jahre 1987. Genau wie sein Fantasy-Vorgänger Warhammer Fantasy Battles war es zuerst einmal nur ein Mittel zum Zweck von Games Workshop, um Zinnfiguren zu verkaufen. Die Hintergrundgeschichte ist aus allen möglichen Quellen der Geschichte und Popkultur zusammengeklaut – der Fall des Römischen Reiches, die dunklen Epochen des Mittelalters, das dritte Reich, die Kreuzzüge, Tolkiens Elben und Orks, H.R. Gigers Designs für den Film Alien, japanische Gundam-Animes und so weiter – und sie war, vor allem am Anfang, sehr sarkastisch und selbstironisch. Heute ist das 40K-Universum vor allem für seine bombastischen Ausmaße, gnadenlose Brutalität und düstere Stimmung bekannt. Unter Fans hat sich der Begriff "grimdark" etabliert, ein Portemanteau aus den englischen Wörtern für "grimmig" und "dunkel".

Im Laufe der Jahre wurde das Spiel, und das Universum darum herum, immer beliebter und übertraf bald auch seinen Fantasy-Vorgänger. Zu dem traditionellen Brettspiel, in dessen Mittelpunkt neben taktischen Scharmützeln auf dem Küchentisch vor allem auch das Sammeln, Zusammenbauen und Bemalen der Figuren steht, gesellten sich mehrere Buchreihen mit New-York-Times-Bestsellern, Hörbücher und schließlich auch Videospiele – zuletzt der Co-Op-Shooter Warhammer 40,000: Darktide.

Nach fünfunddreißig Jahren Geschichtenerzählen in Regelbüchern, Romanen und Videospielen ist dieses Universum ausgeschmückt wie fast kein anderes Science-Fiction-Franchise dieser Tage. Cavill und seinen Mitstreitern bietet sich also sehr viel Potenzial für Fernsehserien und Filme. Da bisher bis auf die Tatsache, dass Henry Cavil und Amazon involviert sind, nichts über die kommenden Projekte bekannt ist, muss man als Warhammer-Fan zwangsläufig gespannt sein und der Dinge harren, die da noch kommen. Möge der Imperator der Menschheit dem Vorgehen gnädig gestimmt sein.

(fab)