Hightech-Gewebe aus Spinnenseide

Eine Ausgründung der TU München entwickelt Gewebe aus biotechnisch hergestellter Spinnenseide.

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Eine Ausgründung der TU München entwickelt Gewebe aus biotechnisch hergestellter Spinnenseide. Das berichtet Technology Review in seiner aktuellen Ausgabe. Heft 05/09 – das Heft mit beiliegender Hörbuch-CD – kann portokostenfrei online bestellt werden.

Als Werkstoff mit außergewöhnlichen Eigenschaften beschäftigt das hauchfeine Material der Spinnenfäden die Fantasie von Wissenschaftlern schon lange. Obwohl „nur“ aus Proteinen bestehend, ist der Naturstoff zugfester als Stahl, zugleich elastischer als Gummi und stabiler als Nylon und Kevlar. Aber für die industrielle Produktion fehlte lange eine geeignete Synthesemethode. Im Mai 2004 gelang es Thomas Scheibel von der Technischen Universität München Kolibakterien per eingeschleusten Spinnengenen zur massiven Produktion von Spinnenseide-Proteinen zu animieren. „Seitdem der erste Artikel in der Zeitung erschienen ist, hagelt es auch konkrete Anfragen aus der Industrie“, schreibt Scheibel im Dezember 2004 in sein Gründertagebuch. „Anscheinend haben wir nicht nur eine einzigartige Technologie entwickelt, sondern damit auch eine Marktlücke getroffen.“

Von der starken Resonanz aus der Industrie beflügelt, beschloss Scheibel im April 2005, mit der Spinnenseiden-Technologie ein Unternehmen aus der TUM auszugründen. Doch das zog sich. Allein zwei Jahre vergingen bei enervierendem Hin und Her mit der TUM um Patente und Beteiligungsfragen. Ende Oktober 2008 kommt es schließlich zur Vertragsunterzeichnung: AMSilk wird ins Handelsregister eingetragen. Die TUM überträgt für satte 26,7 Prozent der Anteile sämtliche Patente an die GmbH.

Während sich die Biotechnologie-Branche fragt, ob die hohe Beteiligung der TUM Schule machen wird, blickt der Erfinder Scheibel versöhnlich zurück: „Wir wurden oft gefragt, warum haut ihr nicht auf den Tisch. Aber der Erfolg gibt uns Recht. Die Technologie hat einen Wert, und den haben wir bekommen.“ In etwa fünf Jahren könnten auch die ersten Produkte auf dem Markt sein. Welche das sein werden, darf der Geschäftsführer nicht verraten, nur dass sie für Kunden aus der Textil- und Automobilbranche arbeiten. Das Biopolymer lässt sich schäumen, zu luft- und wasserdampfdurchlässigen Folien und Membranen gießen, zu Vliesen verarbeiten und zu winzigen Kapseln für Wirkstoffe formen. (Veronika Szentpetery) / (wst)