Indische Regierung verärgert über Apples Spyware-Benachrichtigungen

Ende Oktober hatte Apple Oppositionelle auf dem Subkontinent vor möglichen Spionageangriffen gewarnt. Die Regierungspartei soll intervenieren.

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Indische Flagge und ein Apple-Logo

Indische Flagge und ein Apple-Logo.

(Bild: Generiert mit Midjourney durch MIT Technology Review, bearbeitet durch Mac & i)

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Apples Warnung vor Spyware-Angriffen gegen Oppositionelle, Journalisten und Aktivisten in Indien, die Ende Oktober erstmals erging, hat bei der Regierung des Landes Unverständnis ausgelöst. In sogenannten Bedrohungsbenachrichtigungen hatte der iPhone-Hersteller Betroffenen mitgeteilt, dass offenbar staatlich finanzierte Akteure die jeweilige Apple-ID angegriffen hätten. Sollte die Spyware bereits erfolgreich eingeschleust worden sein, könnte darüber auf das kompromittierte iPhone aus der Ferne zugegriffen und Kommunikation überwacht worden sein. Offizielle der Regierungspartei BJP stellten Apples Mechanismus infrage und kommentierten, der Bedrohungsalgorithmus sei wohl fehlerhaft. Gleichzeitig wurde eine Untersuchung angekündigt – gegen Apple, nicht etwa gegen die Angreifer.

Die Regierung soll aber auch direkt beim iPhone-Hersteller interveniert haben. Wie die Washington Post nach Weihnachten berichtete, seien Mitarbeiter von Ministerpräsident Narendra Modi bei Apples indischem Repräsentanten vorstellig geworden, um zu verlangen, die politischen Konsequenzen aus den Warnungen "abzumildern". "Sie luden auch einen Apple-Sicherheitsexperten aus dem Ausland zu einem Treffen in Neu-Delhi ein, wo Regierungsvertreter [diesen] bedrängten, alternative Erklärungen für die Warnungen an die Nutzer zu liefern", so die Zeitung unter Berufung auf informierte Kreise. Die Regierung sei "sehr wütend" gewesen.

Für Apple ist die Situation auch deshalb kitzlig, weil Indien zu einem immer größeren Markt für die Produkte des Unternehmens wird. Gleichzeitig dient der Subkontinent zunehmend als Produktionsstätte und könnte eines Tages sogar wichtiger als China für das Unternehmen werden. Laut Washington Post ließ sich Apple jedoch nicht von den Regierungsvertretern umstimmen. Der Sicherheitsexperte sei bei den Warnungen geblieben, Apple zog sie nicht zurück.

Die Spyware soll mehr als 20 Personen betroffen haben. Viele seien öffentliche Kritiker von Modi oder seinem langjährigen Verbündeten Gautam Adani, einem indischen Energie- und Infrastrukturmagnaten. Betroffen waren auch Politiker aus Westbengalen, ein Kommunistenführer aus Südindien und sogar der Sprecher der größten Oppositionspartei Indiens. Auch betroffen waren zwei Aktivisten gegen Korruption vom Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP).

Die verwendete Angriffssoftware soll die bekannte Spyware Pegasus der NSO Group gewesen sein, gegen die Apple mittlerweile auch gerichtlich vorgeht. Ein Aktivist des OCCRP soll direkt nach einer Anfrage aufgrund eines möglichen Korruptionsfalls angegriffen worden sein.

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(bsc)