Infineon steuert auf ein Rekordjahr zu

Trotz anhaltender Halbleiterknappheit hat der Chiphersteller seinen Gewinn verdoppelt. Doch der neue Konzernchef warnt vor Unwägbarkeiten.

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Ein Roboterarm hantiert mit einem Wafer

Wafer-Handling bei Infineon

(Bild: Infineon)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Andreas Knobloch

Die Geschäfte des Halbleiterkonzerns Infineon brummen. Das in Deutschland ansässige Unternehmen profitiert vom globalen Chipmangel und hat seinen Gewinn zuletzt mehr als verdoppelt. Für das zweite Quartal des Geschäftsjahres 2022 meldet der Konzern 3,3 Milliarden Euro Umsatz, 22 Prozent mehr als im Vorjahr. Den Betriebsgewinn der drei Monate bis Ende März kann Infineon fast verdoppeln, auf 618 Millionen Euro.

Der Nettogewinn ist sogar um 131 Prozent auf 469 Millionen Euro geklettert. Das hat Infineon am Montagfrüh bekanntgegeben. "In einem anspruchsvoller werdenden Umfeld läuft unser Geschäft weiterhin gut", sagte der neue Infineon-Konzernchef Jochen Hanebeck, der Anfang April übernommen hat. Dabei warnte er: "Globale Unwägbarkeiten, insbesondere der Krieg in der Ukraine und der weitere Verlauf der Coronavirus-Pandemie, belasten die Lieferketten." Allzu große Sorgen scheint er sich allerdings nicht zu machen. "Gleichzeitig übersteigt die Nachfrage nach unseren Produkten und Lösungen weiterhin deutlich das Angebot", so Hanebeck.

Infineon ist wichtiger Zulieferer der Automobilindustrie, die das Defizit bei der Chipverfügbarkeit besonders stark zu spüren bekommen hat. Dies ist auf die unflexiblen Lieferketten der Autohersteller zurückzuführen, die ihre Produktion in der Anfangsphase der COVID-19-Pandemie heruntergefahren haben und dann Schwierigkeiten hatten, ihre Kapazitäten wieder zu erhöhen. So stoppte BMW im April wegen Chipmangel die Produktion im Werk Regensburg. Für das laufende Jahr 2022 erwarten Experten noch keine echte Trendwende. Eine Erholung wird es wohl nur mit angezogener Handbremse geben.

Der Halbleiterkonzern aus Neubiberg bei München hingegen profitiert von der Chipkrise. Für das Gesamtjahr 2022 hebt Infineon seine Umsatzprognose um 500 Millionen Euro auf 13,5 Milliarden Euro an.

Der Auftragsbestand ist in drei Monaten von 31 Milliarden auf 37 Milliarden Euro gewachsen. Hinzu kommt die Dollar-Stärke im Verhältnis zum Euro. Der Großteil der Infineon-Umsätze wird in der US-Währung abgerechnet. Ein starker US-Dollar schlägt sich also in den in Euro gerechneten Konzernzahlen positiv nieder. Das erklärt auch die höhere Umsatzerwartung: Statt mit 1,15 Dollar pro Euro rechnet Infineon nurmehr mit 1,1 Dollar. Rein in Dollar gerechnet kann die höhere Umsatzprognose also sogar als Reduktion um 100 Millionen Dollar ausgelegt werden.

An der Börse konnte Infineon damit am Montag nicht überzeugen. Mit einem Minus von sechs Prozent gehörte die Aktie des Chipherstellers zu den Verlierern des Tages. Der niedrigere Euro-Kurs war offenbar schon eingepreist, womit die "höhere" Umsatzprognose enttäuscht.

(akn)