Infineon will von Trend zu sparsameren Autos profitieren

In einen Pkw mit Verbrennungsmotor würden durchschnittlich Chips im Wert von 160 bis 250 Euro verbaut, sagte Infineon-Chef Peter Bauer. "Mit Elektroantrieb braucht man doppelt so viele Halbleiter."

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  • dpa

Infineon-Chef Peter Bauer sieht im Wandel in der Autoindustrie hin zu spritsparenderen Autos große Chancen für den Halbleiterkonzern. "Wir können unseren Umsatz im Auto mit Elektrofahrzeugen verdoppeln", sagte der Vorstandschef am Donnerstagabend im Stuttgarter Wirtschaftspresse-Club. Die Konkurrenz aus Asien fürchtet der Manager hier derzeit noch nicht. Insgesamt rechnet er für die Chipindustrie mit einer längeren Phase des Aufschwungs.

In einen Pkw mit Verbrennungsmotor würden durchschnittlich Chips im Wert von 200 bis 300 US-Dollar (rund 160 bis 250 Euro) verbaut, sagte Bauer. "Mit Elektroantrieb braucht man doppelt so viele Halbleiter." In Fahrzeugen mit Hybridantrieb könne Infineon 50 Prozent mehr erlösen. Das Unternehmen ist mit einem Marktanteil von rund zehn Prozent weltweit der größte Hersteller von Halbleitern für Autos.

Diese Position will der Vorstandschef weiter ausbauen. Das Autogeschäft für Chiphersteller wachse derzeit um etwa 10 Prozent pro Jahr. "Wir erwarten schneller als der Markt zu wachsen." Er rechne bei seinem Unternehmen in diesem Bereich mit einem Umsatzplus im niedrigen zweistelligen Prozentbereich.

Der Konzern aus Neubiberg bei München erwirtschaftet nach Angaben des Vorstandschefs rund 30 Prozent seines Umsatzes im Geschäft mit der Autoindustrie. Der Konkurrenz aus China sieht sich der Manager derzeit in diesem Bereich weit voraus. "Das erfordert sehr viel Systemwissen von Experten." Mit vielen Kunden müssten spezifische Lösungen gefunden werden. "Die Chinesen werden das auch machen, aber die sind noch nicht so weit. Das wird noch einige Jahre dauern."

Aufwind für Infineon kommt derzeit nicht nur vom Geschäft mit der Autoindustrie. "Wir sehen momentan eine ungeheuere Nachfrage in allen Bereichen", sagte Bauer. "Unser Chipzyklus wird jenseits des Jahres 2011 anhalten." Der Vorstandschef hatte jüngst nach einem starken zweiten Quartal die Erwartungen erneut nach oben geschraubt. Für das Ende September auslaufende Geschäftsjahr rechnet er nun mit einem Umsatzplus von 40 Prozent (2008/2009: rund 3 Milliarden Euro).

Zu Spekulationen über den Verkauf der Sparte für Mobilfunkchips an den US-Rivalen Intel äußerte sich Bauer nicht. Der weltgrößte Chiphersteller versucht seit einiger Zeit, in den Markt für Handy-Chips einzusteigen. Bauer sagte, Infineon sei weltweit die Nummer drei in diesem Markt. Es gehöre nicht zur Strategie des Unternehmens, die Nummer eins und Nummer zwei anzugreifen. Auch Zukäufe in diesem Bereich seien nicht geplant. Bei Infineon hat sich das lange defizitäre Geschäft zuletzt gut entwickelt und Marktanteile gewonnen. (anw)