Instagram und der "genaue Standort": Verwirrung über iPhone-Standortfreigabe

Nach einem iOS-Update greife Instagram auf den exakten Standort zu, heißt in einer viralen Warnmeldung – das würden Verbrecher nutzen. Daran stimmt nicht viel.

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Instagram und Social-Media-Apps

(Bild: Wachiwit/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Eine relativ neue Funktion der iOS-Standortfreigabe hat Besorgnis bei manchen Nutzern ausgelöst: Seit einem iOS-Update greife Instagram auf den genauen Standort statt nur einen groben Standort zu, heißt es in einer Warnmeldung, die auf Instagram sowie in anderen sozialen Netzwerken derzeit weithin geteilt wird. Stalker und Verbrecher könnten solche Ortsdaten missbrauchen. Nutzern wird in dem Text zum Eigenschutz geraten, in den iPhone-Einstellungen unter Instagram > Standort die Option "genauer Standort" abzuschalten.

Es gibt außerdem Abwandlungen des ursprünglichen Textes, in denen unter anderem behauptet wird, dass Instagram seit einem iPhone-Update den genauen Standort tracken könne. Andere Nutzer zeigen sich irritiert darüber, dass Social-Apps überhaupt auf den genauen Standort zugreifen können. Die Warnungen schlugen bereits solch hohen Wellen, dass Instagram sich dazu äußerte: In einer Stellungnahme betonte die Facebook/Meta-Tochter, das soziale Netzwerk teile Standortdaten nicht mit Dritten. Ebenso wie andere Dienste verwende Instagram "den genauen Standort für Dinge wie Ortsmarkierungen und Kartenfunktionen".

Die jüngsten iOS-Updates – sei es iOS 15, 15.6, 15.6.1 oder die Beta von iOS 16 – brachten wohlgemerkt keinerlei Änderung in Hinblick auf die Standortfreigabe, die komplett in der Hand des Nutzers liegt. Den Schalter für den "genauen Standort" gibt es seit knapp zwei Jahren: Mit iOS 14 führte Apple die Option ein, statt dem genauen Standort nur einen groben Standort freizugeben. Anstelle der oft auf wenige Meter genauen Position erhalten Apps dann nur eine ungefähre Angabe zum Aufenthaltsort, etwa auf Stadtebene – für viele Dienste mehr als ausreichend. Eine solche grobe Standortfreigabe existiert auch als Option in Android ab Version 12.

Die Kontrolle über die Ortsfreigabe hat der Nutzer: Er muss Instagram und anderen Apps wie TikTok, BeReal & Co erst die Erlaubnis erteilen, überhaupt auf den Standort zugreifen zu können und hat dann zudem die Option, statt dem genauen nur den groben Standort zu teilen. Nachträglich lässt sich das in den iOS-Einstellungen für jede App einzeln anpassen.

Standortfreigabe in iOS – genau vs. grob (3 Bilder)

Seit iOS 14 ist es möglich, nur den eigenen Standort nur grob statt genau zu teilen. Dafür tippt man bei der ersten Einwilligung zur Standortfreigabe mit dem Finger auf "Genau: Ein"...

Alternativ öffnet man die Einstellungen für „Datenschutz & Sicherheit“, tippt dort oben auf „Ortungsdienste“ und sieht dann eine lange Liste mit den Details zu allen Standortfreigaben für Apps. Wer Instagram schon vor mehreren Jahren den Zugriff auf die Ortungsdienste erlaubt hat, aber nicht den genauen Standort teilen möchte, kann dies in den Einstellungen wie beschrieben nachträglich ändern.

An der ursprünglichen Warnmeldung stimmt also nur wenig, auch konkrete Hinweise auf daraus resultierende Einbrüche und Überfälle gibt es bislang nicht. Natürlich ist es möglich, dass genaue Standortdaten für solche Zwecke missbraucht werden, die meisten Plattformen, darunter Instagram, entfernen deshalb inzwischen die EXIF-Daten von hochgeladenen Fotos und Videos, in denen auch die Angaben zum Aufnahmeort eingebettet sind. Für Nutzer ist es aber eine gute Erinnerung daran, kurz zu überlegen, was man wo teilt – und die Standortfreigaben auf dem Smartphone zu überprüfen und bei Bedarf nachzujustieren.

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(lbe)