Internet zu langsam? – Nur wenige versuchen, Preisminderung zu erreichen

Wenn das Internet zu langsam ist, kann man eine Preisminderung erreichen. Die nötige Messung ist aufwendig, wird selten begonnen und noch seltener beendet.

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Router mit Kabeln

(Bild: sirtravelalot/Shutterstock.com)

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Seit zwei Jahren gibt es die Möglichkeit, dass der Preis für den Internetanschluss gesenkt werden muss, wenn die vertraglich zugesicherten Geschwindigkeiten nicht erreicht werden. Das wird aber von den Verbrauchern und Verbraucherinnen nur sehr wenig genutzt, hat die Nachrichtenagentur dpa von der Bundesnetzagentur erfahren. Verantwortlich dürfte auch der äußerst schwierige Nachweis sein. Dafür müssen mit einem speziellen Werkzeug umfangreiche Messungen vorgenommen werden, was nur in etwa einem Viertel der Versuche durchgehalten werde. Seit es das Tool gibt, wurden dem Bericht zufolge weniger als 160.000 Messungen – zwei Drittel davon im ersten Jahr – begonnen, nur rund 40.000 wären dann abgeschlossen worden.

Das Recht, Zahlungen zu kürzen, wenn ein Internetanschluss nicht die versprochenen Übertragungsraten einhält, gibt es seit dem 1. Dezember 2021. Zwei Wochen später war das Messwerkzeug öffentlich gemacht worden. Damit müssen 30 Messungen an 3 unterschiedlichen Kalendertagen vorgenommen werden. Zwischen denen müssen festgelegte Mindestzeiträume liegen, auch eine maximale Dauer der Messperiode ist vorgegeben. Zudem muss der Computer, mit dem gemessen wird, per LAN am Internet hängen, WLAN sollte am Router ausgeschaltet sein, auch ein möglicher VPN-Dienst muss deaktiviert werden. Außerdem sollte parallel zur Messung kein anderer Datenverkehr laufen. Das alles ist nicht unbedingt einfach umzusetzen.

Gegenüber der dpa verweisen nun auch Verbraucherschützer auf diesen schwierigen Nachweis. Dabei würden viele von Problemen mit dem heimischen Internet berichten, heißt es demnach von der Verbraucherzentrale NRW: "Die Diskrepanz zwischen tatsächlicher und versprochener Leistung ist nach wie vor groß, aber das Messtool der Bundesnetzagentur ist den meisten Betroffenen zu mühsam und zeitaufwendig." Schon allein die Notwendigkeit, ein LAN-Kabel anzuschließen, gehe am Alltag der Menschen vorbei. Viele würden Geräte wie Tablets oder Notebooks benutzen, die dafür gar keinen Anschluss hätten.

Bei den Providern hält man die geringe Beschwerdezahl dagegen für einen Beweis der Leistungsfähigkeit deutscher Netze. "Viele Nutzer starten die Breitbandmessung aus Neugierde und beenden das Prozedere vorzeitig, weil sich im Alltag keine Einschränkungen bei der Internetnutzung ergeben", behauptet Frederic Ufer vom Branchenverband VATM. Ein Sprecher von Vodafone habe die niedrige Zahl an Minderungsanfragen ebenfalls als Beleg für die fortschreitende Verbesserung der Netzqualität gewertet. In die habe man kontinuierlich investiert. Dabei war es zumindest am Anfang so, dass die Messprotokolle "fast ausschließlich" Minderungsansprüche belegt haben. Dazu mussten die Messungen aber auch durchgehalten werden.

(mho)