Iowa beschuldigt Tiktok, Jugendfilter zu umgehen

Die Tiktok-App ist in den USA für Teenager freigegeben. Mehrere US-Staaten halten das für zu freizügig und ziehen vor Gericht.

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Tiktok-App auf Smartphone

(Bild: Primakov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Iowa verklagt Tiktok. Die Regierung des US-Staates hält die Selbsteinstufung der chinesischen App in US-App-Stores für zu freizügig. Damit verstoße Tiktok gegen den Consumer Fraud Act Iowas. Der Staat begehrt eine Unterlassungsverfügung sowie Abschöpfung der Bereicherung in Millionenhöhe.

Damit ist Iowa nicht der erste Staat, der diesen Vorwurf erhebt. Arkansas, Utah und Indiana haben ähnliche Klagen erhoben, teils um zusätzliche Klagepunkte erweitert. In Indiana hat Tiktok eines von zwei Verfahren bereits gewonnen; laut Gericht fällt der Download der gebührenfreien App nicht unter den Begriff des Verbrauchergeschäftes. Überhaupt sieht sich das Gericht als unzuständig an, da die Einstufung der App in den gängigen App-Stores nicht in Indiana erfolge.

Iowa probiert es dennoch und wiederholt die bekannten Anschuldigungen: Nach Tiktoks eigenen Angaben für den App-Store Apples seien Inhalte einschlägiger Kategorien in dem Videodienst "selten" (infrequent) und/oder von geringer Intensität (mild). Diese Kategorien sind "Sexual Content and Nudity", "Profanity or Crude Humour", "Mature/Suggestive Themes" und "Alcohol, Tobacco, or Drug Use or References". Tatsächlich aber, so die Behauptung der Klage, seien solche Inhalte häufig – nicht zuletzt in Texten gestreamter Musikvideos.

Schlimmer noch: Tiktok setze solche Inhalte auch 13-jährigen Usern ungefragt vor. Außerdem stößt sich die Klage daran, dass Tiktok Inhalte dulde, die Tiktoks eigene Nutzungsbedingungen widerstößen.

Durch die inkorrekte Angaben erschleiche Tiktok sich die Einstufung als App für Personen ab 13 Jahren. Das unterlaufe Filtereinstellungen, die manche Eltern für die Geräte ihres Nachwuchses vornehmen. Iowa möchte Tiktok erst ab 18 Jahren freigegeben sehen.

Zu diesem Behufe begehrt die Klage eine strafbewehrte Unterlassungserklärung sowie Abschöpfung von Werbeeinnahmen Tiktoks in Iowa. Grundsätzlich sollte dieses Geld an die irregeführten User fließen; diese Verteilung sei allerdings zu aufwändig. Wie in solchen Fällen rechtlich möglich, soll das Geld daher an den Staat Iowa fließen, zum Zweck der Administration des Consumer Fraud Act.

Das Verfahren heißt Iowa v Tiktok et Bytedance. Es ist am Iowa District Court for Polk County anhängig. Das Unternehmen gehört zum chinesischen Bytedance-Konzern.

Update

Tiktok hat gegenüber heise online Stellung genommen, wenngleich ohne direkten Bezug auf die Klage zu nehmen. Das Unternehmen bezeichnet seine Maßnahmen zum Schutz junger Leute als "branchenführend"; Tiktok biete Kontrollmöglichkeiten für Erziehungsberechtigte sowie zeitliche Nutzungsbeschränkungen für Nutzer unter 18 Jahren. "Wir haben uns dazu verpflichtet, branchenweite Herausforderungen anzugehen, und werden der Sicherheit weiterhin Vorrang einräumen", sagte ein Sprecher.

(ds)