Jailbreak-App-Store Cydia: Apple scheitert mit Abweis der Monopol-Klage

Die Klage des App-Store-Anbieters Cydia gegen Apple kann fortgeführt werden, entscheidet ein US-Gericht. Cydia wirft Apple die Bildung eines Monopols vor.

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Cydia brachte Tweaks und Apps auf per Jailbreak geöffnete iPhones.

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Der Entwickler des konkurrierenden App-Stores Cydia wirft Apple in einer Klage vor, mit seinem eigenen App Store unrechtmäßig ein Monopol auf die Distribution von Software für sein Betriebssystem iOS gebildet zu haben. Apple hatte dagegen vor Gericht geltend gemacht, die Ansprüche des Cydia-Entwicklers Jay Freeman seien verjährt – doch diesen Einwand hat das Gericht nun verworfen. Dabei handelt es sich um Freemans zweiten Versuch, eine Klage vor Gericht durchzubringen, im ersten Versuch war das noch gescheitert. Das berichtet Reuters.

Am Donnerstag wies Richterin Yvonne Gonzalez Rogers beim US-Bezirksgericht in Oakland, Kalifornien, Apples Behauptung zurück, die Vorwürfe des hinter Cydia stehenden Unternehmens SaurikIT würden außerhalb der vom Bundeskartellrecht vorgesehen Frist von vier Jahren liegen, heißt es in dem Reuters-Bericht. Ursprünglich hatte Freeman bereits 2020 Klage gegen Apple eingereicht; darin heißt es unter anderem, das Unternehmen untersage den freien Vertrieb von Software für iPhones und iPads und verhindere diesen auch technisch, was den Wettbewerb behindere. Cydia ist ein alternativer App-Store, für dessen Nutzung man ein iOS-Gerät erst per Jailbreak von Apples Beschränkungen befreien muss.

Apple hatte bereits gegen die erste Klage unter anderem argumentiert, Cydia sei nur durch unautorisierte Methoden wie den Jailbreak auf iOS-Geräte gelangt. Ein freier Vertrieb außerhalb von Apples eigenem App Store sei nie statthaft gewesen und die Geschäftsentscheidung für den App Store liege schon über zehn Jahre zurück, womit Cydias Anspruch verjährt sei. Dieser Argumentation war Richterin Gonzalez Rogers zunächst gefolgt und hatte im Januar dieses Jahres die Klage abgewiesen.

Jedoch ließ die Richterin im Januar 2022 eine Möglichkeit offen, eine neue Klage mit geänderten Anschuldigungen einzureichen, was Freeman auch prompt tat. Freemans Anwälte argumentierten diesmal, Apple habe zwischen 2018 und 2021 Technologie-Updates ausgespielt, die "offenkundig" dazu dienten, anderen App-Distributoren wie Cydia zu schaden und sie von der in iOS einzig erlaubten Software-Plattform auszuschließen.

Dieser Argumentation folgte nun die Richterin in der zweiten Klage (SaurikIT LLC gegen Apple Inc, U.S. District Court, Northern District of California, No. 4:20-cv-08733-YGR) und entschied gegen Apples Ersuchen, die Klage abzuweisen. Damit sind die geltend gemachten Ansprüche vom Gericht als nicht verjährt anerkannt und die Klage kann fortgeführt werden.

Freeman hatte seinen Cydia-App-Store 2018 eingestellt, seitdem sind keine App-Käufe darüber mehr möglich. Als Paketmanager kann die Software aber weiterhin auf iOS-Geräten mit Jailbreak genutzt werden. Auch können darüber andere Anbieter Repositorys mit Bezahl-Apps bereitstellen.

Apple steht mit seinem restriktiven App-Store-Modell in der Kritik und musste sich schon in mehreren Gerichtsverfahren gegen Klagen wehren. Der bekannteste Fall ist der Streit mit Epic Games. Das Unternehmen argumentiert ähnlich wie Cydia mit technischen Beschränkungen, die den Wettbewerb behinderten. In dem umfangreichen Rechtsstreit zwischen Epic Games und Apple hat Anfang dieses Jahres das Berufungsverfahren begonnen. Außerdem versuchte Apple, mit außergerichtlichen Vergleichen der Kritik von Entwicklern entgegenzukommen; die Zugeständnisse, die das Unternehmen bislang machte, stießen jedoch auf Hohn und Spott.

(tiw)