JetBrains schließt russische Niederlassungen und stoppt Verkauf in Russland

Als Reaktion auf den Ukraine-Krieg stellt JetBrains alle Aktivitäten in Russland ein. Das Team hinter der Programmiersprache Kotlin ist direkt betroffen.

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Luftbild einer Insel

Die Programmiersprache Kotlin ist nach der gleichnamigen russischen Insel benannt.

(Bild: Itmo.News)

Lesezeit: 3 Min.

Der Toolhersteller JetBrains hat angekündigt, als Reaktion auf den russischen Krieg gegen die Ukraine ab sofort sowohl die Verkäufe als auch die Forschung und Entwicklung in Russland auf unbegrenzte Zeit einzustellen. Die Verkäufe nach Belarus hat das Unternehmen ebenfalls bis auf Weiteres eingestellt.

JetBrains ist ein tschechisches Unternehmen, das neben der Zentrale in Prag Niederlassungen in zahlreichen anderen Ländern hat. Neben Teams in München, Amsterdam und Boston hatte es bisher eine Forschungs- und Entwicklungsabteilung in St. Petersburg, die maßgeblich für die Entwicklung der Programmiersprache Kotlin verantwortlich ist. Weitere russische Standorte des Unternehmens fanden sich in Moskau und Nowosibirsk.

Den Betrieb in Russland einzustellen ist laut dem Blogbeitrag zum Rückzug die schwerste Entscheidung, die JetBrains jemals treffen musste, da sie direkt die Menschen im Unternehmen betrifft. Laut dem Beitrag sind bereits zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom russischen Standort in andere Länder umgezogen. JetBrains will sie bei ihrem Umzug unterstützen.

Der Toolhersteller hatte am 24. Februar auf Twitter den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilt und darauf weitgehend positive Reaktionen erhalten. Zunächst hatte JetBrains jedoch keine konkreten Schritte angekündigt. Einige forderten deutliche Maßnahmen. So heißt es in einem Tweet: "Werden Sie Ihr Geschäft für Russland schließen? Andernfalls werden viele Menschen und Firmen gezwungen sein, ihre JetBrains-Abonnements zu kündigen und von Kotlin weg zu migrieren." Den Blogbeitrag zu den jüngsten Schritten hat JetBrains wiederum als Antwort auf diesen Tweet geteilt.

Im Juli 2011 hat JetBrains Kotlin auf dem JVM Language Summit erstmals vorgestellt. Das Team in St. Petersburg ist maßgeblich für die Entwicklung der Programmiersprache verantwortlich, die ihren Namen einer Insel vor der russischen Stadt verdankt. Ursprünglich hat JetBrains Kotlin als Alternative zu Java ins Rennen geschickt, und in den Anfängen war die Sprache auf die Java Virtual Machine (JVM) begrenzt. Auf Android hat sie sich besonders erfolgreich etabliert, seit Google sie 2017 offiziell als Alternative zu Java in Android Studio aufgenommen hat. Inzwischen ist sie die erste Wahl auf der mobilen Plattform.

Ein halbes Jahr nach der der ersten Vorstellung hat JetBrains die Programmiersprache in ein Open-Source-Projekt überführt. Bis zum Release der ersten Hauptversion zogen jedoch anschließend vier weitere Jahre ins Land: Kotlin 1.0 erschien im Februar 2016. Die weiteren Punktversionen brachten zunächst Koroutinen und anschließend Multiplattformprojekte zwischen JVM und JavaScript. Parallel begannen die Arbeiten an Kotlin/Native für den nativen Einsatz ohne virtuelle Maschine.

Weitere Details zu JetBrains' Rückzug aus Russland lassen sich dem JetBrains-Blog entnehmen. Die russischen Niederlassungen sind inzwischen nicht mehr auf der Kontaktseite von JetBrains aufgeführt. Ein älteres PDF zeigt den Gesamtüberblick.

(rme)