Joomla 4.0 renoviert die Benutzeroberfläche, 3.10 als Übergangsversion

Das überarbeitete Content-Management-System Joomla modernisiert den Unterbau, schraubt an der Optik, erhöht die Versionsnummer und ändert doch nicht viel.

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(Bild: Screenshot Schürmann)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Tim Schürmann
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Ganze neun Jahre haben die Entwickler an der neuen Version 4.0 von Joomla gearbeitet, die nun zum 16. Geburtstag des Content-Management-Systems (CMS) in einer stabilen Fassung vorliegt. Die auffälligste Neuerung ist die optisch komplett überarbeitete Benutzeroberfläche. Unter anderem klebt das Hauptmenü am linken Fensterrand, einzelne Menüpunkte sind an andere Stellen gerutscht. Dennoch finden sich Anwender nach einer kurzen Orientierungsphase sofort zurecht.

Auf den ersten Blick sieht die Steuerzentrale von Joomla 4.0 komplett anders aus, tatsächlich hat sich nur die Optik verändert. Die Grundeinstellungen, Erweiterungen, Sprachpakete und Design-Vorlagen verwaltet ab sofort ein einziger Bildschirm, der durch die Fülle an Aufgaben allerdings unübersichtlich und überfrachtet wirkt.

Das Rückgrat der Benutzeroberfläche bildet das CSS-Framework Bootstrap 5.0.2. Durchgehend responsive reagiert die Benutzeroberfläche aber immer noch nicht: Einige Tabellen sind weiterhin so breit, dass man in kleinen Fenstern weiterhin die Scrollbalken bemühen muss, einige Eingabefelder ragen zudem über den Fensterrand hinaus. Immerhin haben die Entwickler die Barrierefreiheit des Backends verbessert. Im eigenen Profil lässt sich beispielsweise per Mausklick der Kontrast erhöhen oder auf eine Schwarzweißdarstellung umschalten. Darüber hinaus orientiert sich das Open-Source-CMS an den W3C Accessibility Guidelines (WCAG) 2.1. Menschen mit einer Sehschwäche finden in ihrem Profil passende Einstellungen.

(Bild: Screenshot Schürmann)

Der Funktionsumfang bietet bekannte Kost: Nach wie vor verwaltet Joomla Beiträge, die sich in Kategorien einsortieren und somit gliedern lassen. Der leicht umstrukturierte Editor für die Beiträge wirkt etwas übersichtlicher als in der Vorversion. Texte tippt man weiterhin im TinyMCE-Editor, Programmierer dürften auf den immer noch beiliegenden Kollegen CodeWarrior umschalten.

Joomla 4.0 erlaubt die Definition von Workflows, mit denen sich die Veröffentlichung eines Beitrags gezielter steuern lässt. So kann man beispielsweise festlegen, dass ein Beitrag erst nach der Begutachtung durch einen Experten online geht. Um die Workflows kümmert sich eine eigene Komponente, die das CMS zwar mitbringt, die das Backend aber zumindest in unserer Testinstallation nicht eingebunden hat. In der Folge ließen sich keine Workflows erstellen.

Aufgebohrt haben die Entwickler die zuvor viel kritisierte Medienverwaltung. Dort besitzt jetzt jede Datei ein kleines Kontextmenü, über das sich das Bild unter anderem herunterladen, löschen und neuerdings sogar bearbeiten lässt: Im letzten Fall öffnet Joomla 4.0 einen simplen Editor, in dem man das Bild schnell beschneiden, skalieren und rotieren kann. Die Bedienung ist allerdings recht umständlich und teilweise fummelig geraten, beim Rotieren schneidet Joomla rigoros Kanten ab.

Der Installationsassistent ist etwas übersichtlicher geworden und kann mit Datenbanken verschlüsselt kommunizieren. Ausgemustert haben die Entwickler die alten Design-Vorlagen sowie sämtliche Beispielseiten, die den Einstieg in Joomla vereinfacht haben. Die Version 4.0.0 installiert immer automatisch eine leere Seite, in der die neue Design-Vorlage Cassiopeia die Optik bestimmt. Letztgenannte nutzt ebenfalls Bootstrap 5, ist aber deutlich schlichter gehalten als der Vorgänger Protostar. Die Design-Vorlage Cassiopeia wirkt etwas moderner als ihre Vorgängerin, wobei sich die standardmäßig eingespielte leere Homepage an einem Blog orientiert.

Inhalte spüren Besucher über die neue Suchfunktion auf. Bei ihr handelt es sich im Wesentlichen um die weiterentwickelte Komponente Finder, die auch schon die älteren Joomla-Versionen als Alternative zur damals verwendeten Suchfunktion offerierten. Die neue Suchfunktion nutzt einen automatisch erzeugten Index, der zwar schnell Ergebnisse liefert, im Gegenzug aber nur Inhalte aufspürt, für die ein passendes Such-Plugin bereitsteht.

Den Unterbau von Joomla haben die Entwickler gegen Angriffe abgedichtet und ihn optimiert. Letzteres führt zu schnelleren Seitenladezeiten, auch das Backend reagiert spürbar agiler. Dennoch gehört Joomla 4.0 auch weiterhin nicht zu den flottesten Content-Management-Systemen. Aufgrund von Änderungen an der Programmierschnittstelle müssen Entwickler ihre Erweiterungen an die neue Version anpassen. Dabei hilft auch das parallel zu Joomla 4.0 erschienene Joomla 3.10. Diese letzte neue Version des 3er-Zweigs soll vor allem die Migration auf die Version 4.0 vorbereiten und erleichtern. Insbesondere enthält Joomla 3.10 eine Rückportierung der überarbeiteten Programmierschnittstelle aus Joomla 4.0.

Darüber hinaus verrät im Backend die neue Komponente "Kompatibilitätsprüfung", ob sich ein Upgrade auf die Version 4.0 problemlos durchführen lässt. Die eigentliche Migration beschreiben die Entwickler ausführlich auf einer eigenen Seite. Für einen Umstieg bleibt noch bis zum 17. August 2023 Zeit – bis zu diesem Termin wollen die Entwickler laut Blogbeitrag in Joomla 3.10 Sicherheitslücken stopfen.

(emw)