Bild-Zeitung: KI soll das Layout machen

Künstliche Intelligenz soll Aufgaben in der "Bild"-Redaktion übernehmen. Das gelte aber nicht für die journalistische Arbeit, heißt es aus dem Verlag.

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Zur Transformation des Boulevardblatts gehört auch "Bild TV".

(Bild: Axel Springer)

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Die Bild-Zeitung will künftig auf Künstliche Intelligenz setzen. Das erfuhr heise online von Christian Senft, Sprecher des Axel Springer Verlags. "Wir prüfen und testen den Einsatz von Generativer KI in der Redaktion an verschiedenen Stellen zur Unterstützung des gesamten journalistischen Prozesses."

Als Beispiele nannte der Sprecher die Unterstützung der Recherche durch Large Language Models wie GPT4, etwa um Interviews zu transkribieren. KI soll auch Texte und Videos für andere Plattformen wie Social Media oder die SEO-Unterstützung mit Metadaten und Keywords anpassen. Für die Print-Ausgabe wolle die Bild-Zeitung KI-gestütztes Layout in der Seitenproduktion einsetzen. Texte von bild.de würden mithilfe von KI für einen barrierefreien Zugang vorgelesen.

"Wir glauben an die Chancen von KI", sagte Senft. "Wir wollen sie bei Axel Springer nutzen, um Journalismus besser zu machen und unabhängigen Journalismus langfristig zu erhalten." Dafür gehe Bild ergebnisoffen an das Thema heran. "Wir haben gerade viele Initiativen, mit denen wir Anwendungsbereiche für KI für unsere journalistischen Marken erkunden, sowohl in den Produktionsabläufen der Redaktionen als auch in Bezug auf die Leserexperience."

Durch den Einsatz von KI entstünden für Redakteure und Reporter mehr Zeit und Raum für journalistische Kreativität, heißt es weiter von Axel Springer. Wo KI eingesetzt werde, müsse in dem Verlag immer ein Journalist das Ergebnis kontrollieren und gegenchecken. "Da alle Texte auch mit Unterstützung von KI immer auf Basis menschlicher Information und Entscheidung entstehen, kennzeichnen wir diese wie bisher mit den Autoren oder Agenturen", erklärte Senft.

Im Februar dieses Jahres hatte Matthias Döpfner, Vorstandvorsitzender von Axel Springer, betont: "Journalismus-Kreation wird zum Kern unseres Tuns. Journalistische Produktion wird zum Nebenprodukt, immer mehr technisch gestützt und automatisiert. Das bedeutet Umbau der Redaktionen und Verschiebung von Personal und Kosten." Der Verlag strebt an, das Konzernergebnis in den nächsten drei Jahren durch Kosteneinsparungen und Umsatzsteigerungen um 100 Millionen Euro zu verbessern.

Nun wurde bekannt, was das konkret bedeutet: Allein in der Redaktion der Bild solle eine niedrige dreistellige Zahl an Stellen wegfallen. Die Zahl der Regionalausgaben soll von achtzehn auf zwölf sinken, kleinere Standorte würden ganz geschlossen und die Führungsebene werde ausgedünnt.

Das Handelsblatt zitierte Bild-Chefredakteurin Marion Horn mit den Worten, bei ihrer Zeitung würden die Funktionen abgeschafft, die aus der Papierwelt kommen. KI helfe dabei, Berichte nun auch in Video und Podcast zu erzählen, sie könne schneiden, texten, kürzen und vertonen.

Um den journalistischen Qualitätsanspruch wahren zu können, würde im journalistischen Bereich an Reportern, Autoren und Fachredakteuren eher investiert, hieß es im Februar von Springer. Das sei aber keine Jobgarantie. "Denn auch in den Redaktionen werden wir uns von Kolleginnen und Kollegen trennen, wenn bestimmte Profile nicht mehr zu den erforderlichen Kompetenzen passen." Diese Ansage wird jetzt offenbar umgesetzt.

Das langfristige Ziel des Verlags lautet "Digital Only", die Umstellung werde aber noch einige Jahre dauern. Print sei heute noch profitabel und für Leserinnen und Werbekunden unverzichtbar. Zunächst hat der Verlag ergänzend zu den Print Digitalangebote auf-, im zweiten Schritt digitale Abo-Angebote ausgebaut. Die Bild-Zeitung hatte Ende 2022 eine Auflage von etwa 1,1 Millionen Exemplaren, vor zehn Jahren waren es noch 2,85 Millionen. Damals verkaufte der Axel Springer Verlag Regionalzeitungen, Programm- und Frauenzeitschriften.

(anw)