OOP-Konferenz 2024: Künstliche Intelligenz in der Software-Architektur

Auf der Architekturkonferenz in München war 2024 Künstliche Intelligenz das große Thema. Aber auch DDD und soziotechnische Systeme kamen nicht zu kurz.

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(Bild: Klaus D. Wolf/Sigs Datacom)

Lesezeit: 4 Min.

Nach vier Jahren coronabedingter Pause fand die OOP-Konferenz erstmals wieder vor Ort in München statt: Circa eintausend Besucherinnen und Besucher trafen sich vom 29. Januar bis zum 2. Februar im ICM, um sich über Softwarearchitektur, Software-Engineering, Trends aus der Branche, DevOps oder zugehörige gesellschaftlich Aspekte weiterzubilden. Der Veranstalter Sigs Datacom (Mitglied der heise group) hat mit 67 Reviewern unter der Leitung von dreizehn Track Chairs ein Programm aus 170 Vorträgen mit 200 Sprecherinnen und Sprechern aus aller Welt zusammengestellt. An zwei der fünf Tage übten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer neues Wissen in Workshops ein.

Alena Buyx vom Deutschen Ethikrat plädierte für einen geregelten gesellschaftlichen Umgang mit Künstlicher Intelligenz.

(Bild: W. Hosbach/heise)

Die letzte OOP vor Corona in München hatte 2020 noch mit 2400 Besuchern stattgefunden. Dieses Jahr bildete Künstliche Intelligenz einen deutlichen thematischen Schwerpunkt, dem sich alleine vier der sechs Keynotes widmeten. Diese zeigten sowohl technische Aspekte, beispielsweise die Gestaltung, Einsatzmöglichkeiten und Sicherheit von GitHub Copilot (Daniel Meixner, Microsoft), als auch gesellschaftliche wie ethische Überlegungen von Alena Buyx, der Vorsitzenden des Deutschen Ethikrats. Die Medizinerin Buyx plädierte technisch versiert und ohne in oberlehrerhafte Moralanwandlungen zu fallen für einen regulierten Umgang mit KI: "Der Einsatz von KI muss menschliche Entfaltung, Autorenschaft und Handlungsmöglichkeiten erweitern und darf sie nicht vermindern. KI darf den Menschen nicht ersetzen." Machine Learning spielte auch in den einfachen Vorträgen eine hervorgehobene Rolle, zum Beispiel bei Rainer Stropek, der die Verwendung von Embedded Vectors erklärte.

Das Gros der Vorträge widmete sich klassischen Architekturthemen wie Systemen, Methoden, Pattern oder Containern. Wer sich für event-getriebene oder evolutionäre Architektur interessierte, konnte sich bei Florian Lenz (neocentric) bzw. Stefan Toth und Alexander Kaserbacher (embarc) weiterbilden. Den Zusammenhang zwischen Data-Contracts und API-Design erklärte Daniel Kocot (codecentric). Alle Aspekte der Domain-getriebenen Architektur war neben KI das zweite allgegenwärtige Thema des Programms. Vorträge dazu gab es von vielen bekannten Rednern wie Carola Lilienthal (WPS) oder Eberhard Wolff (SwagLab).

Im weiter gefassten thematischen Umfeld beschäftigtes sich die Konferenz mit grüner Architektur, wie sich beispielsweise Energie bzw. CO₂ mit geschickter Container-Konfiguration einsparen lässt (Leander Reimer, QAware). Marjolein Pilon (Alliander) plädierte dafür, unseren Planeten als Stakeholder in den Architektur- und Entwicklungsprozess einzubeziehen. Er sollte bei allen Meetings mit am Tisch sitzen und auch in den Präsentationen erscheinen.

Neben dem Konferenzprogramm fanden sich Infostände von Firmen aus dem Architektur-Umfeld.

(Bild: Klaus D. Wolf/Sigs Datacom)

Einige Redner griffen soziotechnische Systeme bzw. die Teamorganisation auf. Letzteres thematisierte die Keynote von Andrew Harmel-Law, in der er die Methode der Advice-Prozesse mit Architectural Decision Records (ADR) empfiehlt, um Team-Leader zu entlasten. Die Teams helfen sich dabei in einem standardisierten Verfahren erst einmal selbst untereinander, statt dem Chefarchitekt alles zur Entscheidung vorzulegen. Informationsfluss und Dokumentation finden über die ADR statt. Einen ungewöhnlichen Vorschlag lieferte Thomas Ronzon (w3logistics), der jungen Kollegen mit Maker-Projekten einen tieferen Einblick in grundlegendes Basiswissen über Computer vermittelt.

Eher unbeliebt bei Entwicklerinnen und Entwicklern schließlich sind Bereiche wie Dokumentation oder Recht, doch auch hierbei bot die Konferenz kompetente Ratschläge beispielsweise von Falk Sippach (embarc) oder Dirk Riehle (Uni Erlangen), der die neueste lizenzrechtliche Entwicklung im Open-Source-Umfeld skizzierte.

Domain Driven Design mit Blick auf die soziotechnischen Systeme war der Fokus des Vortags von Eberhard Wolff.

(Bild: W. Hosbach/heise)

Abends setzte das Programm auf unterhaltsame Formate, wie "Schlag den Stefan und Eberhard" oder eine Pecha-Kucha-Night. Insgesamt beeindruckte die Veranstaltung durch die Vielzahl der Themen im Kern und am Rand der Software-Architektur. Künstliche Intelligenz bot den großen Rahmen dieses Jahr, wobei die meisten Gespräche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich – soweit der Autor es beobachten konnte – eher um klassische und konkrete Developer-Themen drehten.

"Ausrichter der OOP ist das Unternehmen SIGS DATACOM, das seit dem Frühjahr 2023 zur heise group gehört."

(who)