KI: Google-Mitarbeiter wegen Diebstahls von Geschäftsgeheimnisssen angeklagt

Ein chinesischer Google-Mitarbeiter wird beschuldigt, vertrauliche Daten zu KI-Technik seines Unternehmens entwendet zu haben.

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(Bild: Google)

Lesezeit: 4 Min.

In den USA wurde ein Google-Mitarbeiter verhaftet, weil er Geschäftsgeheimnisse von seinem Arbeitgeber aus dem Bereich Künstliche Intelligenz (KI) entwendet haben soll. Der US-amerikanische Justizminister Merrick Garland wirft dem 38 Jahre alten Angeklagten vor, der chinesischer Staatsbürger ist, gut 500 Dokumente mit vertraulichen Informationen zu KI-Technik aus dem Google-Netzwerk kopiert zu haben. Zudem sei er für zwei chinesische Unternehmen tätig gewesen. Dem Angeklagten droht eine Höchststrafe von zehn Jahren Gefängnis und eine Geldstrafe von bis zu 250.000 Dollar für jedes einzelne Vergehen.

Google hatte den Mann seit Mai 2019 als Software-Ingenieur an seinem Firmensitz beschäftigt, ist der Anklage zu entnehmen. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte sei es gewesen, GPU für Maschinenlernen (ML) und KI-Anwendungen zu präparieren. Dabei habe der Angeklagte Zugang zu vertraulichen Informationen zu KI-Modellen, der Software-Plattform und Spezifikationen von Supercomputern gehabt.

Im Mai 2022 habe der Angeklagte begonnen, derartige Informationen in seinen persönlichen Bereich in der Google-Cloud zu speichern. Kurz darauf sei er per E-Mail mehrmals von einem chinesischen Start-up kontaktiert worden, das ML-Software für GPUs entwickelt, um KI-Modelle zu trainieren. Für dieses Unternehmen sei er dann als CTO tätig gewesen. Darüber hinaus sei er von einem zweiten chinesischen Unternehmen als CEO beschäftigt worden, das ebenfalls im Bereich KI arbeitet. Über beide Beschäftigungen habe der Angeklagte Google nicht informiert.

Google hat laut Anklageschrift festgestellt, dass der Angeklagte Anfang Dezember 2023 weitere Dateien in einen weiteren eigenen Bereich in der Google-Cloud kopierte. Daraufhin habe er gegenüber Google-Ermittlern versichert, diese Dateien gelöscht zu haben. Dass er zuvor 500 vertrauliche Dateien in seinen Account kopiert hatte, habe er dabei verschwiegen. Nachdem Google davon Wind bekommen hatte, dass der Mitarbeiter gleichzeitig CEO eines chinesischen Unternehmens war und für dieses in China an einer Investorenkonferenz teilnahm, suspendierte das Unternehmen ihn und sperrte aus der Ferne seinen Firmen-Laptop. Google informierte das FBI, das daraufhin die Google-Accounts des Angeklagten beschlagnahmte sowie elektronische Geräte und andere Beweismittel.

In der Anklageschrift wird davon ausgegangen, dass Google "angemessene Maßnahmen" ergriffen habe, um seine Technologie zu schützen. Dies geschehe durch Videoüberwachung auf dem Campus und an allen Gebäudezugängen. Mitarbeiter müssen sich ausweisen, wenn sie Google-Gebäude betreten, das gelte auch für einige Etagen dort. Jedes Gerät, mit dem auf das Google-Netz zugegriffen werde, müsse per 2-Faktor-Authentifizierung eindeutig identifiziert und autorisiert werden.

Der Zugang zu bestimmten vertraulichen Informationen und Daten ist auf einen Mitarbeiterkreis begrenzt. Diese müssen eine Erklärung unterschreiben, dass sie diese Informationen nur für Zwecke des Unternehmens werden. Alle Aktivitäten der Mitarbeiter, auch Dateiübertragungen auf Google Drive oder Dropbox und IP-Adressen würden protokolliert und in einer Datenbank gespeichert, heißt es weiter in der Anklageschrift. Diese würden regelmäßig automatisiert und von Menschen nach möglichen schädlichen Aktivitäten untersucht.

"Das Justizministerium wird den Diebstahl von KI und anderen fortschrittlichen Technologien, die unsere nationale Sicherheit gefährden könnten, nicht tolerieren", sagte Garland. Seine stellvertretende Generalstaatsanwältin Lisa Monaco ergänzte: "Während wir daran arbeiten, die Vorteile von KI verantwortungsbewusst zu nutzen, achtet das Justizministerium auf ihre Risiken, einschließlich globaler Bedrohungen für unsere nationale Sicherheit."

FBI-Direktor Christopher Wray meinte, diese Anklage sei ein Beispiel dafür, wie chinesische Unternehmen bereit seien, Innovationen der USA zu stehlen. Das FBI hat zusammen mit dem US-Handelsministerium vor einem Jahr eine sogenannte Disruptive Technology Strike Force eingerichtet, die sich vor allem darum kümmert, "sensible US-Technologie" zu schützen.

(anw)