MWC

KI-Handy der Telekom: Bis zum Handy ohne Apps ist es noch ein weiter Weg

Ein sich selbst generierendes Interface anstelle separater Apps: Das KI-Konzepthandy der Telekom verspricht viel. Doch bislang funktioniert offenbar nur wenig.

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Auf dem MWC zeigte die Deutsche Telekom erstmals ihr angekündigtes Konzept-Handy mit KI. Das Handy selbst spielt dabei eigentlich keine Rolle – spannend ist vor allem die KI-Anwendung Natural, die darauf läuft.

(Bild: heise online/rbr)

Lesezeit: 4 Min.
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Nicht weniger als "eine neue Ära des Smartphones" kündigte Telekom-Manager Sean Seaton zum Auftakt einer Presseveranstaltung auf dem MWC an. Das bereits Mitte Februar angekündigte KI-Konzepthandy der Telekom wurde dort erstmals öffentlich gezeigt – und braucht wohl noch etwas Zeit, bevor es die versprochene Ära wirklich einläuten kann.

Das KI-Phone der Telekom ist bislang vor allem eine Idee. Im Kern des Konzepts steht kein konkretes Gerät, sondern das KI-Interface Natural der Firma Brain.ai, mit der die Telekom zusammenarbeitet. Es ist eine KI-gesteuerte Anwendung, die sich in Echtzeit selbst zusammenstricken kann – je nachdem, was gerade gebraucht wird. Brain.ai-Chef Jerry Yue bezeichnete das als "Large Action Model".

Das Natural-Interface an sich ist weder neu noch Telekom-exklusiv. Brain.ai hat es schon im Sommer 2021 vorgestellt, im App Store kann die Anwendung sogar schon heruntergeladen werden.

Das Natural-Interface soll die Aufgaben anderer Anwendungen erlernen und übernehmen können, sodass andere Apps theoretisch nicht mehr nötig sind. Mit dem Motto "das Handy von Apps befreien" hatte die Telekom im Vorfeld für Aufsehen gesorgt. "Die heutigen Apps stecken noch im Yahoo-Zeitalter fest", sagte Yue auf seiner MWC-Demo. Sein Natural-System werde die Handy-Nutzung in etwa so verändern, wie die Google-Suche die Internet-Nutzung verändert hat.

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Ein hohes Ziel, doch die Realität ist zumindest aktuell noch etwas banaler: Auf den Konzept-Handys der Telekom sind Apps noch dringend nötig, denn das KI-Interface ist bislang nur für zwei Szenarien ausgelegt.

Szenario Nummer 1: Reisen buchen. Los geht es auf dem Startbildschirm, wo man einen Button für den KI-Concierge drückt. Dann teilt man dem Gerät per Sprachbefehl mit, wann man gerne wohin fliegen würde. Das Generative Interface zeigt daraufhin Flüge an, die Tickets können direkt per Google Pay bezahlt werden.

Flüge buchen und Reisen planen: Eines von zwei Einsatzszenarien, für die sich das generative KI-Interface Natural schon jetzt eignet. Zudem kann es Produkte empfehlen und bestellen.

(Bild: heise online/ dahe)

Der zweite demonstrierte Use Case betrifft Online-Käufe. In der MWC-Demo fragte Yue den KI-Assistenten auf dem Handy beispielsweise nach Geschenkideen für eine wohl fiktive, bettlägerige Oma. Das KI-Interface beantwortete die Anfrage, indem sie Produkte von Amazon anzeigte, etwa Decken und E-Reader. Zu jedem Geschenkvorschlag spuckte die KI zudem einige Zeilen Begründung aus, warum sich das Produkt möglicherweise eignen könnte.

Wichtig für das Konzept ist, dass man das Natural-Interface bei dem gesamten Prozess nicht verlassen muss. Man kann also direkt Gegenstände von Amazon bestellen, ohne dafür die App aufrufen zu müssen. Yue zeigte auch, dass man die App zu weiteren Informationen zu einzelnen angezeigten Produkten fragen konnte. So ließ er sich etwa per Sprachbefehl Youtube-Videos zu einem Produkt anzeigen, die erneut direkt im KI-Interface erschienen.

Eine solche Anwendung ist also tatsächlich vielversprechend, um sich nervige Wechsel zwischen Apps zu ersparen. Mehr war die Telekom aber nicht bereit, zu zeigen. Beispielsweise war es nicht möglich, eine Mail über die KI-Anwendung zu verschicken. Aussagen über künftige Einsatzszenarien wollte die Telekom ebenfalls nicht abgeben. So blieb noch unklar, wo die harten Limits der Anwendung liegen und welche Aktionen Natural in Zukunft vielleicht noch erlernen könnte.

Natural ist eine Cloud-Anwendung und könnte damit theoretisch auf jedem Gerät laufen. Das KI-Handykonzept der Telekom nutzt einen Snapdragon 8 Gen 3, um einige der Funktionen auch lokal auszuführen. Grundsätzlich dürfte aber nichts dagegen sprechen, das Natural-Interface auch auf beliebigen anderen Geräten laufen zu lassen – wenn es denn irgendwann tatsächlich voll einsatzfähig ist.

Handfeste Pläne, ein Mobiltelefon mit Natural auf den Markt zu bringen, hat die Telekom nicht angekündigt. Es bleibt also vorerst bei der Idee vom App-freien Handy.

(dahe)