KI: New York Times verklagt OpenAI und Microsoft wegen Urheberrechtsverletzungen

Die größte US-amerikanische Zeitung sieht ihr Geschäftsmodell von OpenAI und Microsoft bedroht und zieht vor Gericht.

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Front des New York Times Building an der Eighth Avenue in Manhattan.

Front des New York Times Building an der Eighth Avenue in Manhattan.

(Bild: Sasha Maslov, New York Times)

Lesezeit: 3 Min.

Die New York Times verklagt OpenAI und Microsoft wegen Urheberrechtsverletzungen. Vor dem Bundesbezirksgericht in Manhattan wirft sie den beiden Unternehmen vor, unerlaubt Millionen von Artikeln der Zeitung verwendet zu haben, um die von ihnen entwickelte KI-Technik zu trainieren. Sie eröffne damit eine "neue Front" im Rechtsstreit um die unbefugte Nutzung veröffentlichter Werke, schreibt die New York Times.

Die New York Times (NYT) sieht sich als erstes großes US-amerikanische Medienunternehmen, das den Entwickler von ChatGPT und anderen KI-Anwendungen verklagt. Indem diese die von der Times verwendeten Artikel für ihre automatisierten Chatbots nutzten, würden OpenAI und Microsoft mit seiner Suchmaschine Bing mit der Zeitung konkurrieren. Microsoft hatte ChatGPT im Januar dieses Jahres in seine Suchmaschine eingebaut und mittlerweile vermutlich 13 Milliarden US-Dollar in OpenAI investiert.

Eine bestimmte Geldsumme fordert die NYT in ihrer Klage von Microsoft und OpenAI nicht. Stattdessen verlangt sie von dem Gericht, dass die Beklagten wegen des rechtswidrigen Kopierens der "einzigartigen und wertvollen Werke" für einen Schaden in Milliardenhöhe verantwortlich gemacht werden sollten. Zudem sollen OpenAI und Microsoft alle Daten der urheberrechtlich geschützten Artikel löschen, die sie zum Training ihrer KI-Sprachmodelle benutzt haben.

Die New York Times zählt sich zu den wenigen Unternehmen, die mit Online-Journalismus ein erfolgreiches Geschäftsmodell aufgebaut haben. Viele Zeitungen litten hingegen darunter, dass ihre Leser ins Internet abwanderten. Auf der anderen Seite zögen Unternehmen Investitionen in Milliardenhöhe auf sich, die sich für ihre KI-Sprachmodelle mit Texten aus dem Internet bedienen. Die Beklagten würden also von den Investitionen der New York Times in ihren Journalismus profitieren und Leser abziehen.

Die New York Times prüft spätestens seit vergangenen Sommer eine Klage gegen OpenAI. Im August war die Rede davon, dass die Zeitung mit dem ChatGPT-Hersteller über die Lizenzierung von Inhalten verhandle. In den Verhandlungen ging es um finanzielle Kompensation dafür, dass die KI-Modelle des Unternehmens mit Texten der größten US-Zeitung trainiert wurden und das erlaubt wird. Im August sperrte die NYT den ChatGPT-Bot aus. Nun schreibt die Zeitung, die seit April laufenden Verhandlungen mit OpenAI und Microsoft seien in einer Sackgasse gelandet.

Anders erging es dem deutschen Verlagshaus Axel Springer, das sich vor kurzem mit OpenAI geeinigt hat. OpenAI darf auf alle Inhalte von Axel Springer zugreifen und sie nutzen. Dafür bekommt der Verlag laut Medienberichten mehrere 10 Millionen Euro im Jahr.

Vor der NYT hatten im Juli bereits rund 8.000 Schriftsteller in den USA gegen OpenAI und andere KI-Unternehmen geklagt. Sie wollen von den Unternehmen um Erlaubnis gefragt werden, ob ihre Werke für das Training von KI-Modellen benutzt werden, als Quelle genannt und finanziell entschädigt werden. Neben der Schauspielerin Sarah Silverman haben auch die Schriftsteller Jonathan Franzen und John Grisham geklagt, ebenso die Fotoagentur Getty Images.

Die Interessen der New York Times vertreten vor Gericht Anwälte der Kanzlei Susman Godfrey. Diese hatte bereits im November im Namen des NYT-Autors Julian Sancton gegen OpenAI und Microsoft geklagt. Die Times selbst hat kürzlich einen leitenden Redakteur eingestellt, der prüfen soll, ob und wie KI in der Nachrichtenredaktion der Zeitung eingesetzt werden kann.

(anw)