KI-Startup verspricht Fotoshootings auf Basis eigener Bilder

Photo AI will ausdrücklich Fotografen ersetzen: Man lädt echte Fotos einer Person hoch, die KI erstellt daraus neue Bilder. Die gehören dann auch dem Dienst.

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Mehrere KI-Bilder von Photo AI, wie sie auf deren Homepage dargestellt werden.

Eine Beispielgalerie von Photo AI.

(Bild: Photo AI, Screenshot: Heise Online)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Nico Ernst

"Take photo", also "Nimm ein Foto auf", steht als bunter Button auf der Homepage des Unternehmens Photo AI. Und genau das ist auch das Versprechen des Start-ups: Fotografen mittels maschinellem Lernen zu ersetzen. Der kostenpflichtige Dienst bietet ab einer Abogebühr von 29 US-Dollar im Monat an, digitale Modelle von realen Personen in anderen (nicht realen) Situationen zu erstellen.

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Dazu müssen auf der Webseite zuerst bereits existierende Fotos hochgeladen werden, und zwar möglichst viele in verschiedenen Situationen, mit unterschiedlicher Beleuchtung und vor allem mit vollständigem Gesicht. Wenn etwa Haare einen Teil verdecken, so Photo AI in seiner FAQ, können auch die Augen nicht mehr richtig errechnet werden. Nach dem Upload erstellt die Technik des Unternehmens ein "Modell", es werden also die realen Fotos als Trainingsdaten genutzt. Das soll nur rund 30 Minuten dauern.

Anschließend können, wie bei anderen Diensten, bestimmte Prompts wie für Kleidung, Umgebung und Beleuchtung angegeben werden. Möglich sind sowohl Auswahlen aus Vorgaben wie eigene Texteingaben. Schließlich werden die künstlichen Bilder generiert, und zwar immer mehrere auf einmal. Wenn eines besonders gefällt, lässt es sich über eine "Copycat" genannte Funktion als Basis für neue KI-Bilder verwenden.

Weil dahinter aber die Trainingsdaten des Modells stehen, wirken die Ergebnisse in den Demo-Videos von Photo AI besser als bei anderen Generatoren. Bei diesen werden oft eine Vielzahl von Personenmodellen auf das als gut befundene Bild angewandt. Nacktbilder und Pornos lassen sich mit dem System nicht erstellen, die Betreiber erklärt in den FAQ, das sei "risky" und ihr Zahlungsdienstleister erlaube es nicht.

Auch, wenn die Bilder von Photo AI immer noch stark nach KI aussehen, beispielsweise durch starke Weichzeichnung und häufige Fehler bei menschlichen Händen, sieht das Unternehmen sich als Ersatz für einen Fotografen. Und zwar rein aufgrund der Kosten. In der FAQ rechnet das Start-up vor, dass ein professionelles Shooting 250 bis 1500 US-Dollar koste, was dann 75 bis 100 gute Bilder ergäbe. Angesichts dessen sei Photo AI billig, denn im kleinsten Pro-Abo für 29 US-Dollar bekäme man 1000 Bilder. Dass das meiste davon schlicht nicht den Anspruch eines Fotos erfüllt, wird dabei nicht erwähnt.

Die anderen Abos mit den Namen Premium und Business kosten 99 und 299 US-Dollar und erlauben 5000 und 25.000 generierte Bilder. Kündigt man das Abo, sollen etwas später – genauer wird das nicht erklärt – auch die selbst erstellten Personenmodelle gelöscht werden, das manuelle Löschen ist derzeit nicht möglich. Photo AI verspricht unter dem Punkt "FAQ" etwas weiter unten auf der Startseite des Dienstes, dass die hochgeladenen Fotos nur für das Training der eigenen Modelle verwendet werden sollen. Klickt man jedoch oben rechts auf der Startseite auf einen zweiten Eintrag namens "FAQ", dann landet man bei der in diesem Artikel bereits erwähnten, ausführlicheren Liste von Fragen und Antworten.

Und dort schließlich findet sich der Link zu den AGB des Dienstes. Wir beschreiben den Weg dorthin so ausführlich, weil diese "Terms of Use and Privacy Policy" nicht Teil der Seite von PhotoAI.com sind, sondern extern mit dem Wiki-Tool Notion gespeichert werden. In den AGB heißt es unter dem Punkt "Licensing Terms", dass alle mit dem Dienst erstellten Inhalte dem Kunden für private wie kommerzielle Nutzung gehören sollen. Umgekehrt tritt man aber auch die Rechte für alle hochgeladenen und neu erstellten Bilder sowie die Prompts ab, Photo AI und seiner Partner können sie unter anderem selbst nutzen, weiterverkaufen oder Lizenzen vergeben. Dafür wird der Nutzer laut den AGB nicht entschädigt, die Erteilung der Nutzungsrechte bleibt auch erhalten, wenn eine Seite das Vertragsverhältnis kündigt. Diese Äußerungen in Juristenenglisch stehen im direkten Widerspruch zum Versprechen auf der Homepage.

Welches KI-System Photo AI verwendet, gibt das Unternehmen auch nicht an. Es soll sich um ein eigenes KI-Modell handeln, das innerhalb von vier Monaten entwickelt wurde. Die verwendeten GPUs werden als Service gemietet. Hinter dem Start-up steht der Niederländer Pieter Levels, der seit rund zehn Jahren Firmen in Serie gründet. Ein frühes Porträt von ihm findet sich bei Wired. Auf Twitter gibt er an, dass er damit zufrieden ist, wenn nur fünf Prozent der von ihm gegründeten Unternehmen erfolgreich sind.

(cbr)