KI-Update kompakt: Hannover Messe, KI-Kampfflugzeug, GitLabs Duo, VASA

Das "KI-Update" liefert werktäglich eine Zusammenfassung der wichtigsten KI-Entwicklungen.

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Inhaltsverzeichnis

Auf der diesjährigen Hannover Messe, der bedeutendsten Industrieschau Deutschlands, überrascht die verhaltene Präsenz von generativer KI. Trotz der Ankündigung des Messechefs Jochen Köckler, KI sei der Schlüssel für eine wettbewerbsfähige und nachhaltige Industrie, spielt das Trendthema keine zentrale Rolle.

Ein Rundgang über das Messegelände offenbart, dass Roboterarme und mechanische Komponenten deutlich häufiger anzutreffen sind als KI-Werbung. Generative KI, die den aktuellen Hype ausgelöst hat, findet kaum Beachtung. Stattdessen konzentrieren sich die Aussteller auf bewährte Automatisierungslösungen, in denen KI und maschinelles Lernen längst Standard sind.

Die Zurückhaltung gegenüber General Purpose AI (GPAI) lässt sich möglicherweise durch ihre Fehleranfälligkeit erklären, die in der Produktion inakzeptabel wäre. Dennoch gibt es vereinzelt innovative Ansätze, wie einen KI-Assistenten zur Steuerung von Robotern mittels natürlicher Sprache.

Insgesamt stehen auf der Messe andere Themen im Vordergrund, darunter Mobilität, Energie und die Stahlindustrie. Besondere Aufmerksamkeit gilt dem Partnerland Norwegen und seinen Investitionen in Wasserstofftechnologien.

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Meta hat seinen KI-Assistenten Meta AI mit dem verbesserten Sprachmodell Llama 3 ausgestattet. Das Open-Source-Modell wurde mit umfangreicheren Daten trainiert und verspricht intelligentere Antworten sowie schnellere Bearbeitung neuer Aufgaben. Llama 3 ist in zwei Größen verfügbar, wobei die leistungsstärkere Variante auf 70 Milliarden Parametern basiert.

Meta AI verweist in seinen Antworten auf öffentliche Suchmaschinen und aktuelle Quellen. Eine Besonderheit ist die Echtzeit-Bildgenerierung, die derzeit für US-Nutzer mit Facebook-Konto zugänglich ist. Dabei passt sich das generierte Bild dynamisch an die Eingabe an. Die KI kann auch Standbilder in Animationen verwandeln.

Das neue Modell ist zunächst in 14 Ländern in englischer Sprache verfügbar, weitere Länder sollen folgen. Meta bezeichnet Meta AI nun als "intelligentesten frei nutzbaren KI-Assistenten". Llama 3 ist auch Teil von Googles Vertex AI Model Garden, wo es an individuelle Anforderungen angepasst werden kann. Deutsche Sprachfähigkeiten besitzt Meta AI allerdings noch nicht.

Die US Air Force hat einen Meilenstein erreicht: Erstmals trat ein autonom gesteuertes Kampfflugzeug in einem simulierten Luftkampf gegen ein bemanntes an. Das Versuchsflugzeug X-62A, eine umgerüstete F-16, flog defensive Manöver und lieferte sich einen direkten Schlagabtausch mit dem Gegner. Dabei näherten sich die Jets bei Geschwindigkeiten von 1900 km/h bis auf 600 m.

Ziel war es, die Anwendbarkeit von KI-Steuerung in komplexen Luftkampfszenarien zu demonstrieren. Der Test legte den Grundstein für weiterführende Versuche, ohne speziell auf den anspruchsvollen Kurvenkampf zugeschnitten zu sein.

Zuvor hatte die X-62A bereits einen 17-stündigen autonomen Flug absolviert – der erste Einsatz von KI-Technik in einem taktischen Flugzeug. Dank offener Architektur und Softwareanpassungen kann die X-62A verschiedene Leistungsmerkmale anderer Flugzeuge imitieren und dient als vielseitige Testplattform für neue Systeme.

Mit dem "Open Medical-LLM Leaderboard" präsentiert Hugging Face einen Maßstab zur Beurteilung von Sprachmodellen im Gesundheitswesen. Falsche Aussagen von LLMs können hier gravierende Folgen für Patienten haben. Als Beispiel dient ein fiktiver Fall, bei dem GPT-3.5 zwar die korrekte Diagnose stellt, aber ein in der Schwangerschaft kontraindiziertes Medikament empfiehlt.

Der Benchmark nutzt diverse medizinische Datensätze und bewertet primär die Antwortgenauigkeit. Eleuther AIs Framework dient zur Evaluierung der Modelle. Eine interaktive Tabelle mit ersten Ergebnissen findet sich im Blogbeitrag von Hugging Face. Der Benchmark soll zeigen, inwieweit sich welche LLMs im Medizinbereich einsetzen lassen.

GitLab hat den KI-Chat "Duo" nach einer Betaphase nun offiziell für Premium- und Ultimate-Kunden freigegeben. Das Tool unterstützt Entwickler bei Coding-Aufgaben, indem es Code vorschlägt, bestehende Funktionen erklärt, Code modernisiert und DevOps-Funktionen erläutert. Außerdem können Entwickler mit Duo Testmodelle erzeugen, um neue Abschnitte vor der finalen Integration in ein Projekt zu überprüfen.

Eine wichtige Neuerung ist die Datenkontrollfunktion, die Unternehmen ermöglicht, sensible Daten zu schützen und zu steuern, was die KI auf Projekt- oder Gruppenebene lesen darf. Damit sollen Sicherheits- und Compliance-Risiken bei der KI-Einführung verringert werden.

Für die Zukunft plant GitLab weitere Features wie Sicherheitskontrollen zur Erklärung und Behebung von Lücken sowie Vorlagen für Teams zur besseren Organisation von Merge Requests und Code Reviews. Außerdem sollen Unternehmen die Möglichkeit erhalten, personalisierte oder eigene Modelle einzusetzen.

Microsoft Asia präsentiert ein neues KI-Framework namens "VASA", das Porträtfotos zum Leben erweckt. Anhand einer Audioaufnahme animiert VASA die Gesichter fotorealistisch, sodass sie den Text mit synchronen Lippenbewegungen und ausdrucksstarker Mimik zu sprechen scheinen.

Das Forscherteam demonstriert die verblüffenden Fähigkeiten anhand verschiedener Beispiele auf einer Projektseite. Virtuelle Gesichter tragen Texte mit unterschiedlichen Emotionen vor oder sprechen im Chor. Selbst die Mona Lisa wird animiert.

Ziel ist die Echtzeitanimation fotorealistischer Avatare, wobei sich die Wissenschaftler des Missbrauchspotenzials bewusst sind. Eine Veröffentlichung des Tools ist daher vorerst nicht geplant. Erst wenn eine rein verantwortungsvolle Nutzung gewährleistet werden kann, will man eine Onlinedemo oder Entwicklerzugang in Erwägung ziehen.

Der Musiker und Unternehmer will.i.am glaubt, dass KI-generierte Musik die Musikbranche grundlegend verändern und zu mehr Authentizität und Kreativität führen wird. Das sagte er in einem aktuellen Interview zur Debatte um die neuen KI-Musikgeneratoren Suno und Udio.

Will.i.am ist Investor bei Udio und sieht die Entwicklung von KI in der Musikindustrie als Chance. Laut ihm werden sich Künstlerinnen und Künstler so wieder mehr auf das Wesentliche konzentrieren können. Er argumentiert, dass die Musikindustrie bereits heute stark von Algorithmen beeinflusst wird, die vorgeben, wie Songs aufgebaut sein müssen. Komponisten müssten ihre Songs an Streaming-Dienste und Social Media anpassen. Diese Entwicklung habe schon vor den KI-Musikdiensten stattgefunden.

Will.i.am ist überzeugt, dass es in Zukunft eine klare Unterscheidung zwischen KI-generierter und von Menschen gemachter Musik geben wird – ähnlich wie bei Bio- und Genfood.

Seinen Optimismus teilen aber weit nicht alle Kunstschaffende: Zuletzt protestierten rund 200 prominente Musikerinnen und Musiker in einem offenen Brief gegen die neuen KI-Musikgeneratoren Suno und Udio. Sie sehen darin einen Angriff auf die menschliche Kreativität. Will.i.am hingegen glaubt, KI werde eine neue Generation musikalischer Talente hervorbringen, die sich auf Authentizität fokussieren. Laut ihm kann KI zwar Emotionen imitieren, aber es werde immer Nachfrage nach echter, von Menschen gemachter Musik geben.

Podcast: KI-Update

Wie intelligent ist Künstliche Intelligenz eigentlich? Welche Folgen hat generative KI für unsere Arbeit, unsere Freizeit und die Gesellschaft? Im "KI-Update" von Heise bringen wir Euch gemeinsam mit The Decoder werktäglich Updates zu den wichtigsten KI-Entwicklungen. Freitags beleuchten wir mit Experten die unterschiedlichen Aspekte der KI-Revolution.

(igr)