Kaspar, ein Roboter als Therapeut für autistische Kinder

Im Rahmen des EU-Forschungsprojekts werden Roboter entwickelt, mit denen Kinder lernen sollen, zu spielen und sozialen Kontakt aufzunehmen.

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Von
  • Florian Rötzer

Robotikwissenschaftler von der Adaptive Systems Research Group entwickeln im Rahmen des Forschungsprojekts Aurora der University of Hertfordshire und des von der EU geförderten Projekts IROMEC (Interactive Robotic Social Mediators as Companions) unter Leitung von Prof. Kerstin Dautenhahn autonome Roboter, die vor allem autistischen Kindern helfen sollen, grundlegende Interaktionsformen und nonverbale Kommunikation zu erlernen. Autistische Kinder nehmen oft keinen Kontakt mit anderen Menschen auf, aber spielen mit einfachen Spielzeugen oder gehen gerne mit Techniken wie Computern um. Autonome Roboter gelten als Möglichkeit, die "Kluft zwischen einem vorhersagbarem Spielzeug und der unvorhersagbaren Welt menschlicher Kontakte zu überbrücken".

Im Rahmen des IROMEC-Projekts wird seit kurzem der Roboter Kaspar (Kinesics and Synchronisation in Personal Assistant Robotics), dessen Gesicht wie ein junger Bub aussieht, an Schulen im Hertfordshire County geschickt, um Kindern mit Lernschwierigkeiten oder solchen, die zum Autismus neigen, zu helfen. Kaspar ist ein humanoider Roboter in der Größe eines Kindes, der Kopf, Arme und Hände bewegen und die Augenlider und den Mund öffnen und schließen kann, womit er ein gewisses Repertoire an Gesten und mimetischen Ausdrucksformen besitzt. Angestrebt ist kein Realismus, da sich gezeigt habe, dass Kinder am leichtesten mit sehr einfachen Robotern zurechtkommen und auf diese ansprechen.

Nach Dr. Ben Robins habe man bei den Versuchen bereits erkennen können, dass Kinder, die normalerweise nicht in Kontakt mit anderen Kindern und Erwachsenen treten, über die Interaktion mit dem Roboter ein Interesse an anderen Menschen zu zeigen beginnen. Kaspar reagiert auf bestimmte Reize, die er über die beiden Videokameras hinter seinen Augen, aufnimmt. Gerade die minimalen Ausdrucksformen des Roboters könnten geeignet zu sein, die Aufmerksamkeit der Kinder zu wecken und einfache Kommunikation herzustellen. Aus den modellhaften Reaktionen und Bewegungen des Roboters können nach Ansicht der Wissenschaftler beispielsweise durch Imitation soziale Umgangsweisen erlernt werden.

Das mit 3,2 Millionen Euro ausgestattete multidisziplinäre Forschungsprojekt IROMEC, an dem britische, französische, holländische, italienische und spanische Wissenschaftler teilnehmen, soll allgemein erforschen, wie sich Kinder, die aufgrund von kognitiven, entwicklungsbedingten oder körperlichen Behinderungen, nicht spielen und damit auch nicht lernen sowie mit anderen Kindern interagieren können, mit Robotern an das Spielen heranführen lassen. Die hier als Spielzeuge entwickelten Open-Source-Roboter sollen als soziale Vermittler dienen und robust sowie einfach (plug&play) zu bedienen sein. (fr)